Thurnauer sind sauer auf die VR-Bank
Autor: Alexander Hartmann
Thurnau, Donnerstag, 07. Juli 2022
Thurnauer Kunden sind sauer auf die VR- Bank, die ihre Filiale in der Töpfergemeinde schließt. Christian Schmeußer hat sogar eine Unterschriftenaktion gestartet.
Da haben einige Thurnauer Kunden der VR-Bank Oberfranken Mitte geschluckt: Das Kreditunternehmen hat ihnen in persönlichen Schreiben mitgeteilt, dass die Filiale in der Bahnhofsstraße zum 30. September schließt. Die Kunden sollen künftig von der Kasendorfer Geschäftsstelle mit betreut werden, die erhalten bleibt und zu der dann auch das Thurnauer Mitarbeiterteam wechselt.
Kunde sammelt Unterschriften
"Das ist für uns ein Schlag ins Gesicht", sagt Christian Schmeußer, der seit vielen Jahren Mitglied und Kunde ist. "Nicht einmal ein Geldautomat soll bleiben", hat der Thurnauer erfahren, der sich vorstellen kann, dass nicht wenige VR-Kunden die Bank wechseln werden. Schmeußer hat eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der gegen die Schließung protestiert werden soll. Unterschriften hat er auch beim Gregoriusfest gesammelt. "Ich werde die Liste zusammen mit einem Begleitschreiben in der Zweigstelle mit der Bitte abgeben, das an den Bankvorstand weiterzuleiten."
Verwundert zeigt sich neben Kunden auch der Thurnauer Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU). "Mir wurde die Schließungsabsicht vor einigen Tagen von Dritten zugetragen", sagt das Gemeindeoberhaupt, das anführt: "Die Entscheidung der in der Region so verwurzelten Genossenschaftsbank hat mich aus zwei Gründen überrascht: Thurnau hat Einwohnerwachstum zu verzeichnen, und in den letzten Jahren sind viele neue Arbeitsplätze entstanden."
Norbert Groß freut sich
Anders sieht das der Kasendorfer Bürgermeister Norbert Groß. "Dass die Filiale der VR-Bank in Kasendorf erhalten bleibt und sogar durch die Übernahme der Thurnauer Mitarbeiter aufgewertet wird, freut mich ganz besonders. Es ist eine kluge Entscheidung der VR-Bank, auf Kasendorf zu setzen", stellt Groß fest. Bei seiner Aussage spricht sicherlich ein Stück weit Genugtuung mit, hatte es bei der Sparkasse doch vor kurzem seine Gemeinde getroffen. Die Kasendorfer Filiale wurde geschlossen. Die nächste Sparkassen-Geschäftsstelle befindet sich in Thurnau.
Das sind die Gründe
Was für den Genossenschaftsbank nun den Ausschlag gegeben hat, Thurnau dicht zu machen? "In Kasendorf verfügen wir über einen größeren Kundenbestand und unsere Bankdienstleistungen werden intensiver nachgefragt", sagt Vorstand Markus Schappert. Weiterhin gehöre der Bank - anders als in Thurnau - das moderne Bankgebäude, das auch mit einer Schließfachanlage ausgestattet sei. Was die generellen Schließungsgründe betrifft, erklärt Schappert: "Wir stellen, wie viele Regionalbanken, eine deutlich rückläufige Nutzung unserer Geschäftsstellen fest, insbesondere bei Servicedienstleistungen. Immer mehr unserer Kunden nutzen digitale Möglichkeiten für ihre Bankgeschäfte, was durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde. Der Ausbau unserer digitalen Angebote erfordert erhebliche Investitionen."
"Angemessene Flächenpräsenz"
Bei kleineren Filialen falle es zudem immer schwerer, krankheitsbedingte Ausfälle des Personals zu kompensieren. "Vor diesem Hintergrund prüfen wir fortlaufend die Frequentierung unserer Filialen und suchen nach Möglichkeiten, trotz des Digitalisierungstrends eine angemessene Flächenpräsenz zu gewährleisten." Mit der Filiale Kasendorf-Thurnau sei man überzeugt, "künftig moderne Rahmenbedingungen für unsere Kunden der beiden benachbarten Ortschaften anbieten zu können", so Vorstand Markus Schappert.
Filialen besitzt die Bank ferner noch in Kulmbach (Holzmarkt und Georg-Hagen-Straße), Himmelkron, Trebgast, Stadtsteinach, Untersteinach, Mainleus, Kasendorf und Neuenmarkt.