Thurnauer Laurentiuskirche: Aha-Effekt schon vor dem Gottesdienst
Autor: Alexander Hartmann
Thurnau, Donnerstag, 24. Oktober 2019
In Thurnau ist der Brückengang zu den Herrschaftslogen schon vor dem stimmungsvollen Gottesdienst in der Laurentiuskirche ein Blickfang.
Das Urteil unseres Testers:
Es war ein stimmungsvoller Gottesdienst in der Laurentiuskirche, in dem leider nur wenige Gläubige den Worten von Pfarrerin Evelyn Leupold lauschten. Was aber keinesfalls ein Hinweis darauf ist, dass die Thurnauer ihrer imposanten Kirche den Rücken kehren. Der schwache Besuch hatte seinen Grund: Es war ein Sonntag, an dem zeitgleich anlässlich des Dorffestes in Menchau ein Zeltgottesdienst gehalten wurde, der traditionell auch von vielen Thurnauern besucht wird. Die Gläubigen, die in die Laurentiuskirche gekommen waren, mussten ihr Kommen aber nicht bereuen. Wer diese das erste Mal aufsucht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Es ist ein Gotteshaus, das allein durch seine Baukunst besticht. So sind unter anderem die Herrschaftslogen und der Brückengang zwischen Schloss und Kirche beeindruckend.
Die Bewertung im Einzelnen:
1. Einstieg Ein verheißungsvoller Beginn, der von Organist Steffen Schwarz mit dem Lied "Großer Gott, wir loben dich" stimmungsvoll begleitet wird. Pfarrerin Evelyn Leupold nimmt diese Stimmung sofort auf, ermuntert dazu, eigene Schwächen zu erkennen und den Weg mit Gott zu gehen. Es folgt das "Kyrie eleison". Dass der Gottesdienst an diesem Tag nur schwach besucht ist, hat seinen Grund: Auch viele Thurnauer sind beim Zeltgottesdienst in Menchau, der traditionell ein Zugpferd ist.
2. Musik Dankbar darf eine Kirchengemeinde sein, wenn sie über einen Organisten verfügt, der das imposante Instrument beherrscht. Einen solchen hat die Thurnauer Gemeinde mit Steffen Schwarz, der den Gottesdienst stimmungsvoll begleitet. In der Laurentiuskirche befindet sich die Orgel über dem Altar im nach oben erweiterten Turmchor. So sind die Klänge für alle Besucher gut hörbar. 3. Lesung Die Lesung aus dem Paulusbrief an die Römer wird gut betont und deutlich vorgetragen. Der Lektor richtet den Blick nicht nur auf den Text, sondern wendet sich den Besuchern zu, denen kurze Pausen die Gelegenheit bieten, den Inhalt wirken zu lassen. "Vergeltet niemandem Böses mit Bösem" heißt es im Paulusbrief. Das Leitmotiv zieht sich durch den gesamten Gottesdienst. 4. Lesung Um das Lukas-Evangelium dreht sich die Predigt, in der dazu aufgerufen wird, wie Jesus barmherzig zu sein. Pfarrerin Evelyn Leupold nutzt eine bildreiche Sprache. Sie nimmt das Beispiel eines Wurfspiels, bei dem Kinder Spaß haben, bis ein Schüler vom Ball getroffen wird und sich ein Streit entfacht. Wie die Kinder sollten auch Erwachsene nicht verurteilen, sondern Nachsicht üben. Wer auf Jesus vertraue, könne vergeben. "Wenn wir ihn als Netz zwischen uns und andere stellen, dann sind wir geschützt." 5. Segen Der Segen beschließt den Gottesdienst mit den Worten "Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig." In Thurnau wird danach noch zu vielfältigen Veranstaltungen eingeladen. Pfarrerin Evelyn Leupold belässt es aber nicht dabei, sondern schüttelt jedem Besucher beim Verlassen des Gottesdienstes die Hand, um einen schönen Sonntag zu wünschen. 6. Ambiente Die Laurentiuskirche ist ein schmuckes Gotteshaus, das einige Besonderheiten aufweist, die auch kirchenhistorisch wenig Bewanderte beeindrucken. Ein Blickfang sind ohne Frage die Herrschaftslogen, die sich zwischen den Emporen befinden und mit goldenen Verzierungen versehen sind. Die beiden Etagen boten den Freiherren von Künsberg und den Grafen von Giech Platz. 7. Kirchenbänke Sitzkomfort wie im Kino können und müssen Kirchenbänke nicht bieten. Komfort gibt es denn auch in der Laurentiuskirche nicht, den Gottesdienst kann man auf Sitzpolstern aber dennoch recht angenehm mitfeiern. Für die kalte Jahreszeit gibt es eine Sitzheizung, die an diesem Sommertag aber nicht vonnöten ist. 8. Beleuchtung Das Gotteshaus ist dank großer Rundbogenfenster von allen Seiten lichtdurchflutet. Die wenigen, im gelben Licht erstrahlenden Decken- und Wandleuchten sorgen zusätzlich für ein stimmungsvolles Bild und verleihen dem Gottesdienst eine besondere Note. 9. Sinne Vor allem das Auge und das Ohr werden in der Laurentiuskirche bedient. Der Klang der imposanten Orgel bietet einen Hörgenuss. Den ersten Aha-Effekt erfährt man allerdings schon beim Gang zur Kirche, wo eine überdachte Holzbrücke das Schloss mit der gegenüber liegenden Kirche verbindet.
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