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Thurnau sucht Leerstände


Autor: Alexander Hartmann

Thurnau, Montag, 30. März 2015

Der Markt Thurnau möchte all denen, die sich im Gemeindegebiet niederlassen wollen, einen besonderen Service bieten. Geografie-Studentin Martina Hager registriert deshalb alle leer stehenden Häuser und Baulücken.
Geografie-Studentin Martina Häring ermittelt die Daten für den Markt Thurnau. Foto: Alexander Hartmann


Martina Häring stammt aus Pegnitz und ist Geografie-Studentin in Erlangen. Thurnau kannte sie bis dato nicht. "Nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn", sagt die 23-Jährige, die jetzt aber tief in das Gemeindegebiet eintaucht.

Häring absolviert ein Praktikum im Rathaus und ist dabei, Baulücken und Leerstände im Hauptort und den Ortsteilen zu erfassen. "Ich sammle Daten, bin dafür auch mit den Ortssprechern in den Dörfern unterwegs", sagt die junge Frau, die aus ihrem Studium weiß, dass es wichtig ist, "nicht die ganzen Ortschaften zu zersiedeln". Der Flächenversiegelung müsse Einhalt geboten werden, weshalb es wichtig sei, nicht nur Neubau-Grundstücke anzubieten, sondern auch Altbauten zu erfassen, die momentan leer stehen.

Die 23-Jährige hat die demografische Entwicklung im Blick, die für den Landkreis Kulmbach ja nicht gerade rosig aussieht.

Auch Thurnau hat Einwohner verloren, könnte aber Neubürger gewinnen, wenn genügend Bauflächen zur Verfügung stünden, sagt Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU). Er hat Härings Erlanger Universitäts-Professor Tobias Chilla kennengelernt, einen Experten in Sachen Regionalentwicklung. So wurde das Praktikums-Projekt initiiert, das helfen soll, den Wohnort Thurnau voranzubringen.

Dass der derzeit nicht genutzte Altbestand wieder bewohnt wird, wünscht sich natürlich auch Bernreuther. Wie er mitteilt, ist aber gerade die Nachfrage nach Bauplätzen groß. Es gebe Areale, die bis dato nicht erfasst seien. "Wenn jemand im Rathaus Näheres wissen will, ist es für uns schwer, Auskünfte zu erteilen." Die Datenermittlung soll helfen, denn alle registrieren Baulücken und Leerstände würden über ein vom Landkreis zur Verfügung gestelltes Informations-System eingepflegt und seien dann auf der Homepage des Marktes einsehbar. "Das wäre für alle, die sich bei uns niederlassen wollen, ein besonderer Informations-Service."

Eigentümer werden gefragt

Bevor die Daten jedoch veröffentlicht werden, müssen die Eigentümer angefragt werden. "Wir schreiben sie an und bitten um eine Einverständniserklärung", erläutert Bernreuther das Vorgehen. Er bittet Bürger darum, dem Markt weitere Angebote mitzuteilen. "Denn die Dunkelziffer ist hoch." Bis dato wurden 30 Leerstände und 85 Baulücken registriert.

Wie Michael Beck von der Wirtschaftsoffensive im Landratsamt erklärt, ist Thurnau die erste Gemeinde, "die so an die Öffentlichkeit geht, um Mithilfe bittet und auch die Vermarktung der Objekte durch die Eigentümer im Blick hat". Die Software-Module stünden allen Gemeinden zur Verfügung. "Das war ein Wunsch vieler Bürgermeister." Wie diese mit den Daten umgehen, sei deren Sache. "Die einen werden sie über das Intranet nur intern zugänglich machen, andere wie Thurnau über das Online-Portal der Öffentlichkeit präsentieren." Möglich wäre es sogar, langfristig alle Daten in die Homepage des Landkreises aufzunehmen.