Thurnau: das wünschen sich die Bürgermeister-Kandidaten
Autor: Alexander Hartmann
Thurnau, Montag, 27. Januar 2020
Wer wird in Thurnau Bürgermeister? Amtsinhaber Martin Bernreuther (CSU) traf im Redaktionsgespräch auf Herausforderin Dunja Pfaffenberger (SPD/OL).
"Spritzig oder still?" Das war die erste Frage, die sich den Thurnauer Bürgermeisterkandidaten stellte, als sie beim BR-Redaktionsgespräch Seite an Seite Platz nahmen. Die Antwort: Amtshinhaber Martin Bernreuther (CSU) griff zum spritzigen Wasser, seine Herausforderin Dunja Pfaffenberger (SPD/Offene Liste) wählte das stille. "Darin unterscheiden wir uns", sagte Pfaffenberger.
Keine Kritik
Eine Stunde später stand fest: Es war einer von wenigen Punkte, in denen die beiden Bewerber konträre Ansichten hatten. Kritik an der Amtsführung von Martin Bernreuther übte dessen Herausforderin nicht. Was beim Blick auf die Entwicklung der Töpfergemeinde nicht verwundert, denn der Markt ist in der zu Ende gehenden Legislaturperiode aufgeblüht: Die Schlossanlage wird Zug um Zug saniert, Leerstände im Ortskern werden behoben, die Schulden der unter Konsolidierungszwang stehenden Gemeinde konnten auch dank der Finanzspritze des Freistaates um 80 Prozent zurückgefahren werden
Viele einstimmige Beschlüsse
Viele Beschlüsse im Gemeinderat wurden einstimmig gefasst: Konfliktpotenzial gibt es da kaum. Harmonisch verlief dann auch das Redaktionsgespräch in einem äußerst freundschaftlichen Ton. Was dabei nicht verwunderte: Martin Bernreuther verfügt als Amtsinhaber über detailliertere Kenntnisse, was ihm beim Frage-Antwort-Spiel mit Redaktionsleiter Alexander Müller bei so manchem Redebeitrag zugute kam.
Schuldenabbau
Beim Thema Finanzen machte Dunja Pfaffenberger deutlich, dass der Schritt in die Konsolidierung im Jahr 2013 der richtige war. Der Markt habe davon profitiert, viele Projekte aufgrund einer hohen staatlichen Förderung von bis zu 90 Prozent umsetzen können. Bei den freiwilligen Leistungen sei der Spielraum dadurch aber eingeschränkt, so die 47-Jährige, die sich wie Martin Bernreuther wünschte, dass der Markt baldmöglichst wieder aus eigener Kraft Projekte steuern und Akzente setzen kann.
Die Schulden im Blick
Der Bürgermeister stellte heraus, dass der Schuldenstand der Marktgemeinde von 4,1 Millionen Euro (2014) auf heute 750 000 Euro zurückgefahren werden konnte. Dies aber nicht allein dank der Finanzspritze des Freistaats. 2,5 Millionen Euro sind direkt in die Kreditablösung geflossen. Etwa eine Million habe der Markt selbst beisteuern können. "Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind." Thurnau habe vom starken Anstieg der Einkommenssteuerbeteiligung ebenso profitiert wie vom Anstieg der Gewerbesteuer, so der 41-Jährige, der zuversichtlich ist, dass sich letztere durch die Ansiedlung weiterer neuer Firmen erhöhen wird.
Der Blick auf den Ortskern
Unstrittig ist in Thurnau, dass auf die innerörtliche Entwicklung ein besonderes Augenmerk gelegt wird. 2014 war im Entwicklungsausschuss parteiübergreifend die Entscheidung getroffen worden, den Ortskern zu beleben, einer Flächenversiegelung durch Neubauten im Außenbereich den Riegel vorzuschieben.
Das Thema Wohnraum
Bei der Frage, wie man weitere Leerstände beheben sollte, haben die Kontrahenten aber unterschiedliche Ansichten. Dunja Pfaffenberger wünscht sich, dass die Gemeinde möglichst viele Projekte selber in die Hand nimmt und entwickelt. Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sollte auch eine Wohnungsbaugesellschaft gegründet werden, so die Herausforderin. In Thurnau bestehe da großer Bedarf, wie sie an einem Beispiel aus Hutschdorf erläuterte. Auf eine Wohnung hätten sich jüngst 30 Personen beworben.