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"Thommys" harte Kulmbacher Schulzeit


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Donnerstag, 24. Sept. 2015

Thomas Gottschalk besucht das MGF-Gymnasium, an dem er das Abitur 1971 "mit Hängen und Würgen" bestanden hat. Er stellt seine Biografie vor und plaudert locker mit einem früheren Lehrer und Klassenkameraden.
Thomas Gottschalk im Gespräch mit seinem früheren Lehrer Alfred Biedermann. Fotos: Ronald Rinklef


Thomas Gottschalk herzte seinen früheren Griechisch-Lehrer Alfred Biedermann ("Mensch Alfred"), schwelgte mit den einstigen Klassenkameraden Manfred Ritter und Wolfgang Tichy in Erinnerungen.

Seine Rückkehr an das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium wurde am Mittwochabend zu einer Zeitreise in die sechziger und siebziger Jahre, als "Thommy" an der "Oberrealschule mit Gymnasium", wie das MGF damals noch hieß, für das Abitur gepaukt hat.


Zwei Jahre mehr

Gepaukt? Na ja. Was viele der 600 Gäste, die zur Vorstellung seines Buches "Herbstblond" in die Zweifachturnhalle gekommen waren, schon wussten: Gottschalks schulische Laufbahn war alles andere als glänzend. "Ich bin 1960 ans MGF gekommen und habe 1971 das Abi gemacht.

Wer mitrechnet, der merkt, dass das mathematisch gesehen zwei Jahre zu viel sind", sagte der Entertainer, der es mit der Schule nicht immer ganz erst genommen, das Abitur nur "mit Hängen und Würgen" geschafft hat.


Die Griechisch-Prüfung

Ob Gottschalk die Hochschulreife gar Studiendirektor Alfred Biedermann zu verdanken hat? Der habe ihm vor der Griechisch-Prüfung eine "kleine Hilfe" gegeben, so der Entertainer, der bei der Talkrunde zum Thema "Schule einst und heute" nicht auf einer harten Schulbank, sondern auf einem blauen Sofa Platz genommen hatte.

Lehrer Biedermann drückte sich in seiner Antwort dann ganz diplomatisch aus. "Das kann ich weder bestätigen noch dementieren."


"Mathe gnadenlos versemmelt"

Locker plauderte Kulmbachs berühmtester Sohn drauf los ("Mathe habe ich gnadenlos versemmelt"), erinnerte sich im Gespräch mit den Mitschülern Manfred Ritter und Wolfgang Tichy an so manch lustige Begebenheit.

Tichy, ein gebürtiger Pressecker, war drei Jahre "Thommys" Banknachbar. Zur Gottschalk-Show am MGF war er jetzt eigens aus seiner neuen Heimat Argentinien angereist.


Ein Schultrikot

"Ich hätte nicht gedacht, dass an dieser Schule noch einmal Freude über mein Erscheinen ausbrechen würde", sagte Gottschalk, der nicht nur das Gespräch mit alten Weggefährten, sondern auch mit der jetzigen Oberstudienrätin Christiane Proschka und Jonas Gleich, dem Chefredakteur der Schülerzeitung "Ventilator", suchte. Proschka und Gleich überreichten ihm ein Schultrikot mit seinem Namenszug und ein Haarfärbemittel "Herbstblond", passend zu Gottschalks Biografie.

Die stellte der 65-Jährige in einer gut halbstündigen Lesung vor und pickte sich da einige Kulmbach-Episoden heraus. Auch die Geschichte von Vera, die einen Kosmetiksalon hatte. Vera habe er einmal nach Hause begleitet. "Vera hatte nur das Radio an. Die Regie stimmte. Nur der männliche Hauptdarsteller war seiner Rolle nicht gewachsen." Es sei für ihn ein prägendes Erlebnis gewesen, das er mitgenommen habe, als er Kulmbach verlassen habe. "Ich war ein erfahrener Liebhaber, besaß die Hochschulreife und hatte das Gefühl, dass die Welt auf mich wartet."


Eine musikalische Überraschung

Sein MGF-Gastspiel war für Gottschalk auch mit einer Überraschung verbunden. Wolfgang Bodenschatz spielte auf der Gitarre "Sitting on a fence" von den Rolling Stones - in einer Version, mit der Bodenschatz Gottschalk schon bei früheren Auftritten mit den "Silhouettes" begeisterte hatte. "Die Version habe ich auf meinem I-Pod", so der Wahl-Amerikaner.

Seine Heimat Kulmbach hat Gottschalk trotz seine Popularität nie aus den Augen verloren. Auch seine alte Schule nicht und seine Lehrer. Denen blieb er trotz schlechter Zensuren immer verbunden.


Urlaubskarte aus Griechenland

Alfred Biedermann zog eine Urlaubskarte hervor, die Gottschalk ihm drei Jahre nach dem Abitur aus Griechenland geschickt hatte. "Thommy" habe bei ihm Griechisch gelernt, sagte sein früherer Lehrer. Auf der Karte stand geschrieben: "Trotz meines ,glänzenden' Abgangs habe ich doch das Gefühl, dem Ganzen näher zu stehen als die meisten Touristen."