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Thomas Nagel will für Kulmbach in den Landtag


Autor: Alexander Müller

Kulmbach, Montag, 08. Juli 2013

Thomas Nagel will für die FDP in den bayerischen Landtag einziehen. Er hat in den vergangenen Jahren schon viel kommunalpolitische Erfahrung gesammelt.
Thomas Nagel ist der Direktkandidat der Freien Demokraten für den bayerischen Landtag. Foto: privat


Er ist stellvertretender Bezirksvorsitzender seiner Partei, Kreisvorsitzender in Kulmbach - und sitzt in Kreistag und Stadtrat. Jetzt möchte Thomas Nagel in den Landtag.

Herr Nagel, der neue Stimmkreis ist sehr groß. Wie kann es ein Abgeordneter schaffen, dauerhaft in der Fläche präsent zu sein?
Thomas Nagel: Der Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach hat viele gemeinsame Herausforderungen zu meistern, wie einen Landkreis übergreifenden Tourismus, eine gemeinsame Infrastruktur oder eine gemeinsame Wirtschaftsförderung. Als Abgeordneter muss ich die Menschen erreichen und die Stimme der Menschen, die in Kulmbach und Wunsiedel leben, sein. Dann wird es gelingen, dauerhaft in der Fläche von Schirnding bis Wonsees präsent zu sein.

Dazu muss ich aber Prioritäten setzen, Bürgerbüros oder einen Bürgerbus in der Fläche anbieten und eine regelmäßige Präsenz in Kulmbach, Selb und Marktredwitz.

Nach wie vor gibt es eine unterschiedliche Entwicklung der Teilregionen Oberfrankens, was sicher auch eng mit der demographischen Entwicklung zusammenhängt. Die spiegelt sich auch im Landkreis Kulmbach wider. Wie kann der Freistaat hier entgegenwirken?
Der Freistaat kann dem nur entgegenwirken, wenn Neugründungen oder Verlagerungen wirklich politisch gewollt sind. Wenn der Landtag in München wirklich eine Stärkung der Regionen will, dann wird es auch einen Weg der Begründung und Förderung geben, allerdings es muss eben auch struktur- und regionalpolitisch gewollt sein. Jüngstes Beispiel, die Äußerungen des Münchner Oberbürgermeisters Ude, keine Beamten mehr in Hof ausbilden lassen zu wollen, zeigt, dass für manchen Politiker Bayern in Ingolstadt endet.

Die Gemeinden Bad Berneck, Himmelkron, Marktschorgast, Neuenmarkt und Wirsberg wollen als ein gemeinsames Mittelzentrum ausgewiesen, Anträge gibt es auch aus Stadtsteinach/Untersteinach und Thurnau. Bisher scheinen die Bemühungen nicht von Erfolg geprägt. Wie stehen Sie zu den Überlegungen?
Für Kulmbach war die Aufwertung zum Oberzentrum jahrzehntelang ganz oben auf der Agenda, nun wird Kulmbach Oberzentrum. Jetzt müssen wir parteiübergreifend die Politik fordern und Entscheidungen auch einfordern. Es wird nach der Verabschiedung des Landesentwicklungsprogramms ein Gutachten geben, und im kommenden Jahr werden sich die Gemeinden erneut einbringen können. Aus meiner Sicht sind die Mittelzentren Stadtsteinach/Untersteinach und Thurnau sinnvoll - und auch eine Vernetzung der Gemeinden Bad Berneck, Himmelkron, Marktschorgast, Neuenmarkt/Wirsberg. Im Sommer wird es ein Gesprächsangebot vom bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil und unserem Fraktionsvorsitzenden Thomas Hacker, MdL, an den Kulmbacher Landrat und die betroffenen Bürgermeister geben, dann kommen wir sicher einen Schritt weiter.

Kulmbach ist ein Schwerpunkt für Lebensmittelproduktion und -forschung. Wie kann der Freistaat hier flankierend weitere Ausbaubemühungen unterstützen?
Ich denke, mit dem Kompetenzzentrum Ernährung haben wir einen Standortvorteil. Und es ist sicher sinnvoll gewesen, den Kulmbacher Schlachthof zu erhalten und schrittweise zu ertüchtigen. Schlachthofleiter Dirk Grün leistet hier Außerordentliches. Wir sind aber inzwischen nicht nur Lebensmittelstandort, sondern auch Kälte- und Klimastandort und sind erfolgreich im Bereich Logistik. Diese Stärken müssen wir parallel fördern, zum Beispiel mit einem Energiekompetenzzentrum Kulmbach.

Ein Thema, das ein brennendes, aber kein unmittelbar landespolitisches ist: Die Ortsumgehungen in Untersteinach und Kauerndorf kommen nicht voran. Kann der Freistaat helfen?
Es gibt wenige Verkehrsprojekte, bei denen sich alle Beteiligten einig sind. Aus meiner Sicht ist der Vorschlag sinnvoll, das Verkehrsprojekt Kauerndorf - Untersteinach zu splitten und mit dem Bau zu beginnen. Jede Zeitverzögerung wird aus meiner Sicht die Kosten weiter erhöhen. Ich erwarte von unserem Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Zeil, MdL, dass er sich mit Nachdruck für diese Umgehungsstraße einsetzt und dies aus bayerischer Sicht gegenüber dem Bund deutlich macht. Derartige Verkehrsprojekte müssen politisch gewollt sein, dann wird sich ein Weg finden. Und für die Region und die Kauerndorfer und Untersteinacher wäre es ein unendlich wichtiges Signal, wenn endlich die Bagger rollen.

Die Landwirte - auch im Landkreis Kulmbach - sind in keiner einfachen Situation. Vorschriften und Ansprüche, sinkende Preise für Lebensmittel und der demographische Wandel setzt ihnen zu. Sehen Sie Ansätze, ihnen zu helfen?
Die FDP verfolgt langfristig das Ziel des unternehmerischen Landwirts, der ein angemessenes Einkommen am Markt erwirtschaften kann, ohne auf Subventionen angewiesen zu sein. Gerade für die Nebenerwerbslandwirte in unserer Region darf keine Benachteiligung entstehen. Die Beschränkung der Direktzahlungen auf sogenannte "Aktive Landwirte", wie ihn die EU plant, muss dies berücksichtigen und ist außerdem so auszugestalten, dass sie mit einem Minimum an zusätzlicher Bürokratie auskommt. Auch in Zukunft sollte man den Kofinanzierungsanteil der EU bei Maßnahmen der zweiten Säule bei 50 Prozent belassen. Wichtig ist aus meiner Sicht die Investitionsförderung in der Tierhaltung. Sie ist ein wichtiger Beitrag zu einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft in Bayern.

Ein wichtiger Punkt für Sie ist die Technologie-Allianz Oberfranken. Wie kann der Freistaat dieses Projekt noch intensiver unterstützen?
Die Technologie-Allianz ist auf Initiative unseres Fraktionsvorsitzenden Thomas Hacker entstanden. Ziel dieser Allianz der Universitäten und Hochschulen ist ja die Vernetzung, die müssen wir noch stärker ausbauen sowie der Austausch von Forschung und Lehre mit den Unternehmern und der oberfränkischen Wirtschaft.

Sie setzen auch auf einen stärker ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr. Was muss da Ihrer Meinung nach verbessert werden und wie?
Wir müssen den Personennahverkehr über die Landkreisgrenzen ausbauen, ohne uns automatisch nach Nürnberg und die Metropolregion zu orientieren. Ich halte die Region aus Kulmbach, Wunsiedel, Lichtenfels, Kronach und Bayreuth aus Sicht des ÖPNV, aber auch als Tourismusregion und mit Blick auf Arbeitsplätze und Infrastruktur, für sinnvoll - hier müssen wir ansetzen. Es ist nach wie vor schwer, mit dem Personennahverkehr zu den Luisenburg-Festspielen nach Wunsiedel oder zu einer der Thermen zu kommen, hier müssen wir ansetzen.

Zur Person: Der ausgebildete Rundfunkredakteur ist Studienleiter der Akademie für Neue Medien in Kulmbach.
Thomas Nagel ist stellvertretender Bezirksvorsitzender und Kreisvorsitzender der FDP, seit 2008 ist er auch Stadt- und Kreisrat. Er führt auch die Kulmbacher Europa-Union. red