Thomas Gottschalks Mutter: "Geprügelt hätte er sich nie"
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Freitag, 15. Mai 2015
Rutila Gottschalk (2004 †), die besonders mit den Boulevardmedien auf Kriegsfuß stand, gab der Bayerischen Rundschau im Jahr 2000 zu Thommys 50. ein Interview.
Dass Thomas Gottschalk der geworden ist, der er heute ist, hat er vor allem einem Menschen zu verdanken: seiner Mutter. Der Fernsehstar, der heute (am 18. Mai 2000) 50 Jahre alt wird, nennt sie nach wie vor nur "Mutti" und fragt sie nach jeder Sendung um ihre Meinung. Für die Bayerische Rundschau nahm sich Rutila Gottschalk Zeit, über ihren Sohn zu plaudern. Sie erzählt von einem "sehr gutmütigen Kind, charmant und liebenswürdig", das eigentlich Diplomat werden wollte und "sich nie geprügelt hätte".
Thomas Gottschalks Eltern hatten es anfangs in Kulmbach nicht leicht. Hans und Rutila Gottschalk ("Mein Mann war ein bekannter Strafverteidiger in Breslau"), beide Schlesier, die bei Kriegsende in Karlsbad geheiratet hatten, mussten sich eine neue Existenz aufbauen. Man wohnte zunächst in der Sutte. Am Galgenberg schuf sich die Familie 1957 ein eigenes Zuhause.
"Vier-Kilo-Brocken"
Da war Klein-Thomas schon sieben Jahre alt. Er ist am Himmelfahrtstag um halbfünf bei einem fürchterlichen Gewitter zur Welt gekommen, erinnerte sich die Mutter. Bei der Geburt des "Vier-Kilo-Brocken" in der Bamberger Frauenklinik am Markusplatz gab es "keine Probleme", und der Vater war damals schon im Kreißsaal dabei.
Rechtsanwalt Hans Gottschalk starb bereits 1963. Seine Frau musste die drei Geschwister Thomas, Christoph und Raphaela alleine aufziehen. Die Kinder wurden "ziemlich streng" erzogen. Rutila Gottschalk gab ihnen ihr eigenes Interesse für Musik und Literatur weiter. "Der Thomas war ein sehr gutmütiges Kind, nicht zänkisch, charmant und liebenswürdig. Er hat im Haushalt geholfen und sich sehr um seine kleine Schwester gekümmert. Alle waren von ihm begeistert", so die Mutter. "Er hätte sich nie geprügelt. Dagegen war der Christoph ein Rabauke. Der hat seinen großen Bruder verdroschen".
Plattenparty statt Hausaufgaben
Schon als Schüler habe man ihm das Talent angemerkt, Menschen unterhalten zu können: "Reden konnte er, das hatte er von meinem Mann." Bei den Pfadfindern in St. Hedwig hatte er seine ersten öffentlichen Auftritte: "Versteigerungen haben ihm ganz besonders gelegen." Thomas Gottschalks weiterer Lebensweg ist bekannt. Begonnen hat sein Aufstieg in der Discothek Old Castle, einer Villa im italienischen Stil unterhalb der Plassenburg, die vor Jahren für Parkplätze platt gemacht wurde. Rutila Gottschalk: "Mit 16, 17 Jahren hat er dort von 16 bis 24 Uhr Platten aufgelegt - für zwanzig Mark und freies Abendbrot". Mit den Lehrern gab's dann meistens Probleme: "Da hat er keine Hausaufgaben gemacht. Und am anderen Tag hat er in der Schule gepennt."
In der vorletzten Klasse des Gymnasiums habe ihr Sohn einen Preis des Bayerischen Rundfunks gewonnen als bester Nachwuchs-Discjockey, so die Mutter, "aber ich habe gesagt, Du machst erst Dein Abitur". Er schloss auch das Studium der Erziehungswissenschaften ab, "aber damals hat er schon was anderes vorgehabt." Er habe es sich nicht vorstellen können, "Volksschullehrer im Frankenwald" zu werden. Fernsehen, Nachrichtensprecher oder Discjockey habe ihm immer schon gelegen. Wie andere Kinder Pilot oder Lokomotivführer werden wollen, habe er zunächst jedoch einen anderen Berufswunsch gehabt: Er war sprachbegabt und hatte vor, in den diplomatischen Dienst zu geben". Sein Vater habe ihn dabei sehr gefördert. Nach dessen Tod kam alles ganz anders.
Ausgesehen wie ein Zirkusdirektor
Thomas Gottschalk, der mit seiner Familie in Los Angeles lebt, nicht weit von Barbara Streisand und Elke Sommer, kommt zwar selten nach Kulmbach, ruft aber regelmäßig bei "Mutti" an. "Nach jeder Sendung will er wissen, wie es mir gefallen hat. Ich bin eine kritische Zuschauerin und habe ihm schon gesagt: Die Sendung war gut, aber Du hast ausgesehen wie ein Zirkusdirektor."
Es freut die Mutter besonders, dass sich ihr Sohn in seinen Shows nie auf Kosten anderer, Schwächerer lustig macht. "So haben wir ihn erzogen. Er hat mir nie Ärger gemacht - nein, einmal doch. Da hat er an der Volkshochschule Französisch und Gitarre gelernt. Als ich dann da hingegangen bin, hieß es, der kommt schon zwei Jahre nicht mehr. Und ich hab' für die Stunden bezahlt". Aber richtig böse ist Rutila Gottschalk ihrem Thomas deswegen wohl nie gewesen.