Druckartikel: Teilen in der Not

Teilen in der Not


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Freitag, 18. März 2022

Der Krieg in der Ukraine hat Folgen für die Menschen in aller Welt. Hungersnöte in armen Ländern abzuwenden, ist mehr als nur eine moralische Verpflichtung.
Weizen wird knapp und damit teuer.


Was wurde über die EU-Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte geschimpft! Wir haben über Butterberge diskutiert und über Milchkontingente, die intensive Bewirtschaftung der Äcker erst gefördert, dann verdammt.

Woher kam der einstige Wunsch nach Masse? Er ist erwachsen aus der Erinnerung an Hungersnöte in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Dazu sollte es nicht mehr kommen. Entsprechend wurde produziert - irgendwann so viel, dass man nicht mehr wusste, wohin mit den Überschüssen.

Die Welt hat sich verändert und mit ihr die Sicht auf unsere Landschaft und die Landwirtschaft. Wir wollen heute etwas anderes: mehr Artenvielfalt, Klimaschutz, mehr Bioprodukte. Dafür wurden die Weichen neu gestellt.

Und jetzt das: Ein Krieg in Europa. Die Ukraine und Russland, zwei wichtige Getreideproduzenten, werden nicht nur uns nicht mehr beliefern, sondern auch große Teile der Welt, in denen nun Hungersnöte drohen. Das erfordert erneut ein Umdenken. Auch wenn die europäische Produktion für uns ausreicht - wir müssen davon den armen Ländern etwas abgeben.

Zum einen sind wir moralisch dazu verpflichtet, solidarisch zu handeln und nicht nur an uns selbst zu denken. Zum anderen müssen wir auch die Konsequenzen im Blick haben: Was tun Menschen, die in in ihrer Heimat nichts zu essen und keine Perspektive haben? Sie flüchten. Wohin? Dorthin, wo es gibt, was ihnen fehlt.

Weitere Flüchtlingsströme kann niemand wollen. Wir in Europa nicht, die wir irgendwann an die Grenzen des Verträglichen kommen würden, auch in unserer Region. Die Menschen in den Herkunftsländern ebenso wenig. Sie wollen ihre Heimat nicht verlassen. Aber sie wollen menschenwürdig leben. Unsere Aufgabe ist, ihnen zu helfen, dass sie das auch können.