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Tatort Internet: In 45 Minuten 20 Handys gehackt


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Mittwoch, 11. Dezember 2013

Ein Profi-Hacker zeigte am Mittwoch in der Dr.Stammberger-Halle, wie einfach es ist, sich in ein fremdes Smartphone einzuhacken und auf die Daten zuzugreifen. Auch PCs sind alles andere als sicher. Er gab Tipps, wie man die Geräte vor fremden Zugriff schützen kann.
Wie leicht es ist, sich in ein Handy zu hacken, demonstrierte Götz Schartner. Foto: Ronald Rinklef


45 Minuten. So lange redet Michael Ehlers am Mittwoch vor Kulmbacher Schülern über die Chancen und Gefahren der sozialen Medien wie Facebook und Twitter. 45 Minuten, die der zweite Referent, Profi-Hacker Götz Schartner, dazu nutzt, seiner Profession nachzugehen. 45 Minuten, in denen er sich in 20 Handys der Besucher hackt.
Die Jungen und Mädchen ab der 7. Klasse staunen nicht schlecht, wie schnell es Schart ner gelang, Smartphones als Mikrofone zu nutzen, um Gespräche zu belauschen. "Früher gab es Wanzen, die sind heute überflüssig. Heute gibt es dafür die Handys."

Vorsicht bei sensiblen Daten
Verfängliche E-Mails und SMS mit einer dem Empfänger bekannten Absender-Adresse oder Telefonnummer zu verschicken - für den Profi-Hacker ein Kinderspiel.

Ebenso der Zugriff auf das Telefonnummer-Verzeichnis, die Liste mit den geführten Telefonaten und auf das beliebte und weit verbreitete Mitteilungsprogramm "Whats App". "Ein Smartphone ist relativ einfach zu hacken", sagt er den Schülern und warnt davor, sensible Daten auf solchen Geräten zu speichern.

Aber auch beim PC zu Hause ist es nicht schwer, einen Trojaner einzuschleusen, um beispielsweise Zugriff auf die Web-Kamera zu bekommen. Da nutzt selbst ein - durchaus sinnvolles - Virenschutzprogramm nichts, wie Schartner live auf der Bühne in der Dr.-Stammberger-Halle demonstriert. Sein Tipp: Web-Cams abkleben, wenn sie nicht gebraucht werden beziehungsweise den Stecker ziehen.

Er warnt die Jugendlichen auch vor illegalen Musik- und Video-Downloads. Im vergangenen Jahr habe es bundesweit 569.000 Abmahnungen deswegen gegeben mit Forderungen in Höhe von 400 Millionen Euro.

Nicht zu freizügig sein
Vor allem an die Mädchen appelliert er, keine freizügigen Fotos oder Videos von sich an andere Personen weiterzuleiten oder auf einer privaten Webseite mit Kennwortschutz zu speichern: "Das Passwort hält keine zehn Sekunden."

Misstrauen sei auch angebracht bei Internet-Freundschaften, beispielsweise über Facebook. Man wisse nie, ob die Angaben der Person wirklich der Wahrheit entsprächen.

Bei der Veranstaltung der Plassen-Buchverlage, die von der Sparkasse Kulmbach-Kronach unterstützt und von der Bayerischen Rundschau sowie inFranken.de als Medienpartner begleitet wird, spricht auch Social-Media-Experte Michael Ehlers. Der Bamberger hat ein Buch über den Siegeszug von Facebook und Twitter geschrieben. Er erläutert den Jungen und Mädchen die Gefahren und Chancen, die diese Plattformen bieten.

So habe auf der einen Seite eine junge Frau, die in Videos Schmink-Tipps gab, einen Job als Beauty-Kolumnistin für die Web-Seite der Bild-Zeitung bekommen. Auf der anderen Seite habe ein 1,0-Abiturient nur Absagen auf seine Bewerbungen erhalten, weil von ihm ein peinliches Foto von der Abi-Feier im Internet kursierte.

Er warnt die jungen Leute, die ins Berufsleben einsteigen wollen: "Firmen spähen die Bewerber aus. Nahezu jede Abteilung macht das - heimlich natürlich." Er rät den Schülern, bis sie 15 Jahre alt sind, auf Facebook einen falschen Namen zu benutzen. Erst wenn es in die Bewerbungsphase gehe, sollten sie das ändern und überprüfen, was über sie im Internet zu finden ist.