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Tanzlinde: Bürgermeister Hofmann ist entsetzt


Autor: Alexander Hartmann

Thurnau, Mittwoch, 05. Juni 2013

Der Thurnauer Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung das statische Gutachten zur Sanierung der Tanzbruck nicht in Auftrag gegeben. Der Bürgermeister äußert sich zu den Vorwürfen, er habe das Projekt "verschlafen".
Die Ortsburschen und Ortsmadla werden auch heuer ihren Tanz auf der Linde zeigen können. Notfalls wird wie im Vorjahr eine Notsicherung durchgeführt, sagt Bürgermeister Dietmar Hofmann. Foto: Archiv


Die Limmersdorfer Lindenkirchweih ist ein Publikumsmagnet, der Jahr für Jahr Ende August Besucher aus der ganzen Region in den Thurnauer Ortsteil lockt. Heuer sorgt die Traditionsveranstaltung schon im Frühsommer für Schlagzeilen, nachdem sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung dagegen ausgesprochen hat, ein für die Sanierung der Tanzbruck erforderliches Gutachten in Auftrag zu geben. Die BR befragte dazu Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/OL).

Herr Hofmann, im Landkreis Kulmbach wundert man sich, dass der Markt eine riesige Summe ins Töpfermuseum investiert, für ein Gutachten zur Sanierung der Limmersdorfer Tanzbruck aber keine 2800 Euro investieren will.
Dietmar Hofmann: Man kann das eine mit dem anderen nicht vergleichen. Beim Töpfermuseum ist es uns gelungen, eine Förderung von annähernd 90 Prozent zu bekommen.

Der Eigenanteil des Marktes ist also nicht riesig. Was die Sanierung der Tanzlinde angeht, hinter der ich persönlich voll stehe, so sind momentan erst rund 33 Prozent der geschätzten Kosten von 75 000 Euro gedeckt. Weitere Förderzusagen stehen noch aus. Der Gemeinderat hatte sich bislang stets einstimmig für die Sanierung dieses einzigartige Denkmals ausgesprochen. In der Vergangenheit wurden Schäden immer nur ausgebessert. Jetzt wollen wir ein Gesamtkonzept schmieden, das die Sanierung der Sandsteinsäulen und den Austausch der Balkenkonstruktion der Tanzbruck umfasst.

Die Verwaltung hat dem Gremium den Vorschlag unterbreitet, das Statik-Gutachten in Auftrag zu geben. Sie haben die Sitzung nicht geleitet, im Urlaub erfahren, dass der Gemeinderat mit 8:4 dagegen gestimmt hat. Waren Sie überrascht, zumal Gegenstimmen auch aus Ihrer Fraktion gekommen sind?
Ich war nicht nur überrascht, ich war echt sauer. Und ich war entsetzt, wie dieses an sich harmlose Thema in der Öffentlichkeit unnötig aufgebauscht wurde. Ich frage mich, wem diese unsachliche Diskussion im Nachhinein nutzt - der Sache sicher nicht. Zurück zur Sitzung: Den Verweis von Teilen der SPD/Offenen Liste auf den noch nicht genehmigten Haushalt kann ich nicht nachvollziehen, da die Maßnahme ja bereits über die zugesagten Zuschüsse gedeckt war. Schon eher nachvollziehbar ist die Kritik, dass der Kerwa-Verein es kategorisch abgelehnt hat, auch nur einen symbolischen finanziellen Beitrag zu leisten. Die Gründe der CSU, im Gemeinderat Nein zu sagen, kann ich dagegen überhaupt nicht verstehen.

Der Vorsitzende des Kirchweihvereins, Veit Pöhlmann, spricht von einem Racheakt. Die Thurnauer CSU erklärt, dass die Sanierung der Linde schon lange in Angriff genommen werden sollte und der Bürgermeister "geschlafen" habe. Was sagen Sie dazu?
Die Aussage Pöhlmanns ist aus meiner Sicht völlig abstrus. So wichtig sollte selbst er sich nicht nehmen. Die Aussagen des CSU-Fraktionschefs Hans-Friedrich Hacker muss ich leider als reine Stimmungsmache werten. Seine Vorwürfe an mich und meine Verwaltung, wir hätten hier irgendetwas versabbelt, sind völlig haltlos. Es gibt einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats, die Maßnahme nach Vorliegen der Förderzusagen 2013 durchzuführen. Daher sind es allein die Nein-Sager, die jetzt eine zügige Fortführung der Maßnahme verhindern.

Warum ist ein Statik-Gutachten überhaupt notwendig?
Das von uns beauftragte Fachbüro ProDenkmal hat uns dies dringend empfohlen. Gerade der Einsturz einer Zuschauertribüne im Urweltmuseum Bayreuth hat gezeigt, wie schnell etwas passieren kann. Die Verantwortung für die Sicherheit trägt nun einmal der Markt Thurnau, ohne Gutachten wäre auch mir persönlich die Sache viel zu heiß.

Kulmbachs OB Henry Schramm hat nach der Gemeinderatssitzung Fördermittel beschafft. Sind Sie ihm dankbar?
Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn er seinen Einfluss geltend macht, im Gegenteil, jeder Euro hilft uns weiter. Allerdings muss ich betonen, dass wir im Rathaus hinsichtlich möglicher Förderungen unsere Hausaufgaben gemacht haben. Bereits vor einem Jahr haben wir verschiedene Stellen um Zuschüsse gebeten. Rund 25 000 Euro wurden uns von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Bayerischen Landesstiftung und der Sparkasse Kulmbach-Kronach zugesichert. Weitere Hilfe erhoffen wir uns noch von der Oberfrankenstiftung, dem Landesamt für Denkmalpflege und vom Landkreis. Die letzten Zusagen gingen erst Anfang Mai im Rathaus ein. Wir haben die Vergabe des Statik-Gutachtens auf die Tagesordnung der nächstmöglichen Sitzung genommen, um das Projekt voranzutreiben. Das Angebot von Veit Pöhlmann, der Kerwa-Verein könnte dem Markt ja ein zinsloses Darlehen zur Verfügung zu stellen, ist für mich an Zynismus nicht zu überbieten.

Sehen Sie noch eine Möglichkeit, dass der Kerwatanz auf der Bruck 2013 stattfinden kann? Ist die Kirchweih gar gefährdet?
Selbstverständlich wird die Kirchweih wie gewohnt stattfinden- auch mit dem Tanz auf der Linde. Meine Hoffnung, die Sanierung bis Mitte August durchziehen zu können, wurden durch die Abstimmung zwar getrübt, notfalls müssen wir eben aber - wie im Vorjahr - wieder eine Notsicherung durchführen.