Druckartikel: Szenen für den Papierkorb: Hollywood macht's möglich

Szenen für den Papierkorb: Hollywood macht's möglich


Autor: Dietmar Hofmann

Kulmbach, Freitag, 31. August 2018

Dreharbeiten mit Hollywoodgrößen sind ein Spektakel. Die Thurnauer wissen das. Neu war ihnen, wieviel im Film weggeschnitten wird.
Für die Dreharbeiten des Kinofilms "The Happy Prince" wurde der Obere Markt in Thurnau extra künstlich beschneit. Zu sehen war das in dem Film jedoch nicht. Foto: privat


Keine Frage, das waren schon aufregende Tage in jenem Herbst 2016, in dem die Thurnauer eine reichliche Prise Hollywoodluft schnuppern durften. Damals konnte es schon mal passieren, Weltstars wie Colin Firth oder Rupert Everett beim Abendessen in der Pizzeria zu treffen (oder wie ich knapp zu verpassen).

Genial und skandalumwittert

Grund waren die Dreharbeiten des Kinostreifens "The Happy Prince" über die letzten Jahre des ebenso genialen wie skandalumwitterten irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Die Produzenten hatten unter anderem das gewaltige Thurnauer Schloss als Kulisse auserkoren. Für mehrere Tage herrschte in dem Töpferort der Ausnahmezustand. Einige Bürger hatten sich bei einem Casting durchgesetzt und durften - geschminkt und verkleidet - vor die Kamera treten.

Dementsprechend groß war das Interesse an der Premiere des Historiendramas, auch die Open-Air-Vorführung kürzlich im unteren Schlosshof war rasend schnell ausverkauft.

Wer dann aber in dem düsteren Streifen Thurnau oder gar sich selbst suchte, hatte es nicht leicht. Ausgerechnet die Szenen mit den einheimischen Komparsen hatte man nahezu komplett herausgeschnitten, die alten Gemäuer waren praktisch nicht zu erkennen.

Trotzdem gerne wieder

Unglaublich, wie viel Zeit solche Dreharbeiten in Anspruch nehmen und wie wenig Film dann am Ende übrig bleibt. Am deutlichsten war das an einer Winterszene zu erleben. Im Oktober 2016 hatten die Filmemacher den Oberen Markt einen ganzen Tag lang gesperrt und künstlich beschneit, ein Wahnsinnsaufwand - für den Papierkorb, wie man jetzt weiß. Denn allerlängstens drei Sekunden lang konnte man schemenhaft das Töpfermuseum in Weiß erahnen. Mehr war nicht.

Und dennoch: Spannend und erkenntnisreich war es schon, den Filmemachern einmal über die Schultern zu blicken und das Ergebnis zu sehen. Daher: gerne wieder.