Süßes Gift aus der Zucker-Pulle
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 03. Juli 2015
Ice-Tea. Cola. Der Energy-Drink jener Firma, die Flügel verleiht auch an die, die gar kein Klavier spielen: Schon erstaunlich, was sich Menschen gerade bei der aktuellen Hitze alles hinter die Binde kippen, um den Durst zu löschen. Es könnte der Tod auf Raten sein - Schluck für Schluck, Pulle für Pulle. Sagen Forscher. Und wenn die das schon sagen...
Zuckerhaltige Getränke machen dick und sind gesundheitsschädlich. Genau, und in China fallen Fahrräder auf Reissäcke und umgekehrt. Nicht umsonst hat die Stadt New York auf Initiative von Bürgermeister Michael Bloomberg vor zwei Jahren übergroße Plastikbecher für Softdrinks aus dem Verkehr gezogen. Big Apple ja, aber kein Apfelschlabbersaft aus dem XXL-Bottich mehr.
Offenbar sind wir Menschen zahlenhörig und nur dann bereit, eine Wahrheit anzuerkennen, wenn Nummernkolonnen dazu aufmarschieren (dabei genügt es oft schon, 1 und 1 zusammen zu zählen). US-Forscher jedenfalls haben aufgedröselt, welche Nation/Altersgruppe, ja sogar welches Geschlecht am übermäßigen Zuckerkonsum früher stirbt. Demnach sollen weltweit bis zum Jahr 2010 184 000 Menschen aufgrund gesüßter Getränke gestorben sein: 133 000 an Diabetes, 45 000 an Herzkrankheiten, 6450 an Krebs. Mehr Junge als Alte, mehr Männer als Frauen. Dass vermeintlicher Wohlstand Menschen eher zu derlei trinkbaren Gefahren gütern greifen lässt, belegt folgende Zahl: Fast 71 Prozent der Toten stammen aus Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen, nur fünf Prozent aus Staaten mit Löhnen unterm Armutsäquator.
Irgendwie logisch, oder? In Zaire oder auf dem Eiland Tuvalu lauert nicht an jeder Straßenecke eine Fast-Drink-Bude (mal abgesehen davon, dass allein in Sachen Straßen und Ecken da nicht die allergrößte Üppigkeit herrscht). Die Glücklichen, die können die Zucker-Plörre gar nicht trinken. Und wir? Können, müssten aber nicht.