Stromtrasse doch durch den Landkreis?
Autor: Jürgen Gärtner
Gössenreuth, Freitag, 24. Januar 2014
Himmelkrons Bürgermeister Schneider geht auf die Barrikaden: Denn möglicherweise wird der Landkreis vom umstrittenen Leitungsbau tangiert. Eine alternative Route soll an Gössenreuth vorbei führen.
Hat sich jemals einer die Trasse vor Ort angeschaut? Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) glaubt das nicht. Denn dann, so sagt er, hätte man das Nadelöhr erkannt, das sich dort befindet. Nur ein 250 Meter breiter Korridor zwischen den Firmen Auto Dornig und Mann + Hummel sowie der Ortschaft Gössenreuth würde in diesem Bereich für den Bau der so genannten Gleichstrompassage Süd-Ost zur Verfügung stehen (siehe auch den unten stehenden Bericht "Eine Milliarde Euro teuer).
Vor über einer Woche - um den 15./16. Januar - sei das erste Schreiben der Firma Amprion in der Gemeinde eingegangen, erzählt Schneider. Daraus habe er geschlossen, dass die Leitung entlang der alten Stromtrasse zwischen Gössenreuth und Bad Berneck verlaufe, weil sich beim kleinen Ortsteil Rosengarten ohnehin ein Umspannwerk befinde.
Schon am 14.
"Am Montag bekomme ich dann die Nachricht, dass meine Bürgermeister-Kollegen aus Gefrees und Bad Berneck auf die Barrikaden gehen", so Schneider weiter. Denn denen sei seinen Informationen zufolge bereits am 14. Januar bei einer Veranstaltung von Amprion in Bayreuth die Feintrasse vorgestellt worden.
Und diese Feintrasse lässt auch beim Himmelkroner Bürgermeister die Alarmglocken schrillen. Denn da sei deutlich zu erkennen, dass die Leitungen die Schiefe Ebene hinab über den Ortsteil Streit zum Himmelkroner Gewerbegebiet geplant sind. Auch wenn es nur eine Trassen-Alternative ist (die bevorzugte Variante knickt bei Münchberg Richtung Wunsiedel/Arzberg ab und verläuft von dort bis Pegnitz), wehrt sich Schneider gegen die Pläne.
Denn für ihn wäre es eine Zumutung für die Bevölkerung, sollten in dem engen Korridor bei Gössenreuth 70 Meter hohe Masten errichtet werden - unweit der Wohnhäuser.
Schneider rät nun allen Bürgern, die Info-Veranstaltung am Dienstag in der Kulmbacher Dr.-Stammberger-Halle zu besuchen. Er werde dort sein, sich die Ausführungen anhören und seine Konsequenzen ziehen. Er kann sich vorstellen, dass Bürgerinitiativen oder Gemeindegrenzen übergreifende Aktionsbündnisse ins Leben gerufen werden. "Ich erwarte mir Solidarität vom ganzen Landkreis."
Dass er die bekommt, versichert Landrat Klaus Peter Söllner. Der Kreisausschuss habe bereits den Beschluss gefasst, vehement gegen die Trasse zu protestieren, sollte die Alternative über Himmelkron tatsächlich in Betracht kommen.
Er könne die Aufregung Schneiders verstehen, weil der Himmelkroner Ortsteil Gössenreuth und das Gewerbegebiet tangiert würden. Das gelte auch für die Schiefe Ebene, die als eines der größten Industriedenkmäler in Oberfranken ebenfalls betroffen wäre. "Aus meiner Sicht ist die Trasse bei Gössenreuth nicht darstellbar", betont Söllner. Er sprach die Hoffnung aus, "dass der Kelch vollkommen an uns vorüber geht". Er will nun die Veranstaltung am Dienstag abwarten.
Am Nachmittag sind bereits Politiker, Regierungs- und Verbandsvertreter eingeladen, während am Abend dann die Bürger informiert werden.
Der Bau der Gleichstrompassage Süd-Ost ist eines der zentralen Netzausbau-Projekte der Energiewende. Übertragungsnetzbetreiber sind die Unternehmen Amprion und 50Hertz.
Wie die Planungen aussehen, teilte Amprion in einem Schreiben Landrat Klaus Peter Söllner mit, der den Brief dem Kreisausschuss am Donnerstag vorgelegt hat.
Aus dem Schreiben geht hervor, dass die Verbindung bei Bad Lauchstädt bei Halle beginnt. Sie soll bis nach Meitingen (nördlich von Augsburg) führen. Mit den Leitungen soll nach Abschaltung der Kernkraftwerke ein verlustarmer Transport der im Norden und Osten erzeugten Energie in die Verbrauchszentren im Süden sichergestellt werden.
Die Notwendigkeit der 450 Kilometer langen Gleichstrompassage wurde 2012 im Netzentwicklungsplan von der Bundesnetzagentur dargestellt. Ihr vordringlicher Bedarf wurde mit der Verabschiedung des Bundesbe darfsplans gesetzlich verankert, heißt es weiter.
Die Inbetriebnahme ist für spätestens 2022 geplant.
Nach einer Grobplanung hat Amprion nun technisch realisierbare Vorschläge für den Trassenkorridor mit einer Breite von etwa einem Kilometer ausgearbeitet. Für die Bundesfachplanung müssen 50Hertz und Amprion einen Vorzugskorridor vorschlagen.
Die Bundesnetzagentur wird dann als zuständige Genehmigungsbehörde einen verbindlichen Trassenkorridor festlegen. Die Stromleitung soll möglichst geradlinig die Endpunkte Bad Lauchstädt und Meitingen verbinden und parallel zu Autobahnen, Stromlinien und Bahnstrecken verlaufen.
Die Gleichstrompassage hat ein Investitionsvolumen von über einer Milliarde Euro.
Der Betreiber Die Amprion GmbH betreibt mit 11 000 Kilometern das längste Höchstspannungsnetz in Deutschland.
Mehr als 27 Millionen Menschen werden über das Amprion-Netz versorgt.
Veranstalter Als Vorhabensträger in Bayern lädt Amprion zu einer Infoveranstaltung über die Gleichstrompassage Süd-Ost ein.
Fachleute Experten erläutern dabei den Stand der Planungen und gehen näher auf die Vorschläge für einen Trassenkorridor und die Vorzugsvariante ein. Sie informieren über den Ablauf des Genehmigungsverfahrens und stehen für Fragen zur Verfügung.
Termin Die Veranstaltung findet am Dienstag um 19 Uhr in der Dr-Stammberger-Halle in Kulmbach statt. JG