Strom aus Sonnenlicht: Das Zauberwort heißt "Eigenverbrauch"
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Montag, 13. Mai 2019
Für Photovoltaikanlagen der ersten Generation endet nach 20 Jahren die Phase der garantierten Einspeisevergütungen. Und nun?
Quizfrage: Welches Ereignis ist untrennbar mit dem Datum 29. März 2000 verbunden? An diesem Tag trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Kraft. Seither wird das EEG in unschöner Regelmäßigkeit mal gelobt, mal verrissen. Immerhin gab es den Startschuss dafür, dass auch dem Normalbürger eigens produzierter Strom mittels Photovoltaikanlage für einen garantierten Festpreis von anfangs stattlichen 50,6 Cent pro Kilowattstunde vergütet wurden.
Es war klassischer Weise ein Anreizmodell, um die Energiewende auf breiter Basis und auch in der Bevölkerung voranzutreiben, nicht zuletzt sollen alternative Energieträger ja bis 2030 massiv ausgebaut werden. Mittlerweile haben die ersten PV-Anlagen, für die es die höchsten Stromvergütungen gab, die zwei Jahrzehnte Dienst auf den Dächern nahezu hinter sich. Und nun? Droht das PV-Massensterben und mit ihm eine Müllflut?
Wirkungsgrad lässt nach
Jürgen Ramming bleibt bei den jüngsten medialen Hiobsbotschaften zum Thema PV gelassen. "Das Leben einer Anlage endet doch nicht mit dem Tag, an dem die garantierte Einspeisevergütung fällt", sagt der Klimaschutzberater der Energieagentur Oberfranken. "Natürlich wird nach den Jahren der Wirkungsgrad der Panels nachlassen, die Rede ist von 10 bis 20 Prozent. Aber sie produzieren ja immer noch Strom - und der ist dann 100 Prozent kostenfrei für den Betreiber, denn die Anlage hat sich da längst bezahlt."
Gute Recyclingchancen
Und wenn doch mal was kaputtgeht? "Oft sind es nur einzelne Module, die wegen einer Beschädigung ausgetauscht werden müssen", sagt Markus Ruckdeschel, bei der Energieagentur zuständig für Öffentlichkeitsarbejt. Auf deutschen Dächern seien in der Regel Mono- oder polykristalline Silizium-Solarzellen verbaut. "Die Chance zur Wiederverwertung ist hier groß, denn: Diese Module bestehen im Wesentlichen aus einer Glasplatte, einem Aluminium-Rahmen, Zellen aus Silizium, dazu findet sich auf der Rückseite meist ein Plastik-Laminat. Dazu noch etwas Silber aus den Verbindern und die Anschlussbox mit Kabeln und minimaler Elektronik - alles keine respektive kaum Schadstoffe und im Recycling gut beherrschbar."
In Deutschland sei, so Ruckdeschel, vor allem ein Organisation fürs PV-Recycling zuständig: PV-Cycle. "Privatleute können ausgemusterte PV-Module auch einfach gratis beim Wertstoffhof abgeben. Das gilt natürlich auch für die Wechselrichter, ist ja gewöhnlicher Elektronikschrott. Voraussetzung ist, dass es sich um handelsübliche Mengen handelt. Wer seine gesamte Anlage mit 30 Modulen vorbeibringt, könnte eventuell Probleme bekommen."
Das größte "Problem" beim Recycling ist aber, so Ruckdeschel: "Es geht ja kaum was kaputt. Und nach jetzigem Kenntnisstand spricht vieles dafür, dass auch nach 30 Jahren die Ausfallquote eher gering sein wird." Möglicherweise sei der wichtigste Grund für die Demontage nicht ein Defekt, sondern dass man auf leistungsfähigere Module umsteigen will.
Und sie rentiert sich doch!
Dass sich das immer noch lohne, bestätigt Jürgen Ramming, der vorweg schiebt: "Mich ärgert diese Debatte, wonach sich PV niemals rentiere - und jetzt, mit den niedrigen Vergütungen, erst recht nicht. Das ist falsch, nur lautet das Zauberwort eben Eigenverbrauch. Nicht zu vergessen: Moderne Module haben eine wesentlich höhere Effektivität, mittlerweile sind Produkte auf dem Markt, die pro Feld 350 Kilowattpeak leisten, davon haben die Pioniere vor 30 Jahren geträumt. Und die Preise dafür sind gepurzelt."