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Stress am Kulmbacher Soccer-Court: Azubi schlug, trat und spuckte


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Freitag, 29. Dezember 2017

Weil er am Kulmbacher Soccer-Court randalierte und bei der Festnahme einen Polizisten schwer verletzte, stand ein 24-Jähriger vor Gericht.
Eine Schlägerei am Kulmbacher Soccer-Court hatte jetzt ein Nachspiel vor Gericht. Foto: Archiv


Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, eines tätlichen Angriffs auf Vollzugsbeamte und vorsätzlicher Körperverletzung hat das Amtsgericht Kulmbach einen 24-jährigen Auszubildenden zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt.

Der Mann hatte bei einer heftigen Auseinandersetzung auf dem neuen Soccer-Court mitten in Kulmbach den Leiter der dortigen Jugendeinrichtung beleidigt und bespuckt, sich gegenüber der Polizei geweigert, seine Personalien anzugeben, und sich bei seiner Festnahme mit Händen und Füßen gewehrt.


In der Zelle ausgerastet


Doch damit nicht genug: Als ihn die Beamten mit auf die Dienststelle nahmen, rastete er in der Arrestzelle komplett aus, schlug, trat und spuckte und traf dabei einen Polizisten so heftig, dass der Mann einen Meniskusriss erlitt. Der 58-jährige Beamte musste daraufhin operiert werden, war sechs Wochen dienstunfähig krankgeschrieben und leidet noch heute unter den Spätfolgen der Tat.

Was sich genau am 14. Juli dieses Jahres gegen 21.45 Uhr auf dem Soccer-Court abgespielt hatte, wusste niemand mehr so genau. Fest stand, dass sich dort um die 50 Jugendliche und junge Erwachsene aufhielten und die verschiedenen Lager aneinander gerieten. Vier bis fünf von ihnen hätten richtig Stress gemacht, erinnerte sich einer der Polizeibeamten. Sie waren gleich mit mehreren Streifen vor Ort und mussten sogar die Bundespolizei um Verstärkung bitten.


"Es war schon heftig"


Warum der Angeklagte so ausfällig wurde, konnte er vor Gericht nicht erklären. Er hatte jede Menge Alkohol getrunken und brachte es auf einen Blutwert von fast 1,9 Promille. Kein Wunder, dass es ihm an diesem Abend schlecht ging, wie er sagte. Das könnte vielleicht auch daran gelegen haben, dass ein Drogentest positiv ausgefallen war. Außerdem leidet der Angeklagte angeblich unter einer Persönlichkeitsstörung, was während der Verhandlung aber nicht weiter erörtert wurde.

"Es war schon heftig", sagte der verletzte Polizist, der auch als Nebenkläger mit eigenem Anwalt auftrat. Der Angeklagte habe sich so extrem gewehrt, dass es drei Mann brauchte, um ihn zu bändigen. Tagelang habe er unter schlimmsten Schmerzen gelitten, bis ihm ein Facharzt den Meniskusriss attestieren musste. Mittlerweile habe er wieder ganz langsam begonnen, Sport zu treiben, sagte der Mann. Aber so wie früher gehe es halt nicht mehr.


Allerunterste Schublade


Eine Bewährungsstrafe von elf Monaten hatte der Vertreter der Staatsanwaltschaft gefordert. Der Beamte werde diesen Einsatz wohl nicht so schnell wieder vergessen, sagte der Anklagevertreter. Nicht nur die Tätlichkeiten auch die Beleidigungen seien allerunterste Schublade gewesen, schrieb ihm der Staatsanwalt ins Stammbuch. Wenn er dennoch auf Bewährung plädierte, dann deshalb, weil er von einer positiven Sozialprognose ausging. Immerhin mache der Angeklagte mittlerweile eine Ausbildung zum Schreiner, er habe sich zu der Tat bekannt und mehrfach glaubhaft betont, dass ihm das Ganze leid tut.

Das sah auch Richterin Tettmann so, wenngleich sie in ihrer Urteilsbegründung noch einmal die heftigen Tatfolgen für den Beamten herausstellte. Neben der Bewährungsstrafe legte die Richterin unter anderem auch 2500 Euro Schmerzensgeld fest, das der Angeklagte dem Polizisten überweisen muss.