Die Betreuung seiner Frau ist ein Rund-um-die-Uhr-Job, doch Wolfgang Hahn macht ihn gern. Das liegt in seiner Natur. Der gelernte Zimmermann hat seinen Beruf mit Leib und Seele ausgeführt, ebenso später seine Tätigkeit als Hausmeister, zuletzt bei der Kulmbacher Sparkasse. "Jetzt ist die Pflege meiner Frau meine neue Aufgabe."
Hat er jemals gedacht: Das schaffe ich nicht? "Nein", sagt Wolfgang Hahn ohne Zögern: "Nie!" Doch bei aller Liebe und Hingabe: Die Belastungen gehen nicht spurlos an ihm vorbei. Kurze Zeit nach dem Schlaganfall seiner Frau erlitt er selbst einen Herzinfarkt. Eine Auszeit, um sich zu erholen, kommt für ihn aber nicht in Frage. "Wir haben so viel geschafft. Die Fortschritte gingen verloren, wenn ich länger nicht da wäre. Das will ich nicht."
Schwre Krise in jungen Jahren
Es ist nicht die erste schwere Zeit, die das Paar gemeinsam meistert. Der schlimmste Schlag kam schon früh in ihrem Eheleben, als das erste Kind, ihre Tochter Sabine, im Alter von gerade einmal 14 Monaten im Dezember 1963 an einer Vergiftung starb. Der Zweitgeborene, damals gerade drei Monate alt, zeigte ebenfalls Symptome konnte jedoch gerettet werden. Das Paar bekam noch zwei weitere Söhne, und heute freuen sich die Hahns über acht Enkel und zwei Urenkel.
Ein Schmerz, der immer bleibt
Doch der Schmerz des Verlustes - er bleibt. Wie man damit fertig wird? "Das wird man nie", sagen beide. "Man lernt einfach nur, damit zu leben. Es ist das Schlimmste, was einem passieren kann!"
In guten wie in schlechten Tagen zusammenzuhalten, das haben sie einander als junges Paar versprochen. "Und das gilt - bis zuletzt", sagt Wolfgang Hahn und nimmt seine Helga bei der Hand, die nächsten Etappenziele fest im Blick: die Funktionalität der gelähmten Körperteile zumindest teilweise zurückgewinnen, wieder gemeinsam Ausflüge machen, sobald er ein passendes und bezahlbares Auto findet, das den Transport seiner Helga samt Rollstuhl möglich macht.
Pflegende Angehörige
brauchen Unterstützung
Ein Pflegefall in der Familie stellt die Angehörigen vor enorme Herausforderungen. Der Beratungs- und Betreuungsdienst des Awo-Kreisverbands Kulmbach ist in diesen Fällen eine wichtige Anlaufstelle. Sozialpädagogin Silvia Bauernfeind unterstützt und begleitet in allen Fragen der Pflege und häuslichen Versorgung, der Pflegeversicherung und des Aufbaus eines individuellen Versorgungsnetzwerkes. Zudem werden "Pflegepaten" vermittelt, ein Helferkreis, der stundenweise die Betreuung übernimmt. Oberstes Ziel ist immer die Entlastung pflegender Angehöriger. Zudem kann man sich beraten und informieren lassen, wenn das Thema Pflege in Zukunft relevant werden könnte.
"Die Leistung der pflegenden Angehörigen ist bewundernswert und wird gesellschaftlich nicht hoch genug geschätzt", bedauert Silvia Bauernfeind. Die Expertin weiß, dass eine zentrale Anlaufstelle für pflegende Angehörige sehr wertvoll ist: "Für viele ist es wichtig, dass sie überhaupt mit jemandem über ihre Situation sprechen können. Es gibt viele unterschiedliche Probleme. Die wenigsten schaffen das allein." Sie appelliert deshalb an die Betroffenen, sich helfen zu lassen, und nicht zu glauben, alles alleine schaffen zu müssen.
Beratung Der Beratungs- und Betreuungsdienst pflegender Angehöriger des Kreisverbands Kulmbach der Arbeiterwohlfahrt in der Oberen Stadt 36 ist eine Anlaufstelle für alle, die Fragen zum Thema Alter und Pflege haben.
Kontakt Silvia Bauernfeind steht Ratsuchenden montags von 8 bis 10 Uhr, mittwochs von 8 bis 12.30 Uhr und nach Vereinbarung zur Verfügung. Telefon: 09221/9569-32. db