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Stadtsteinacher Siedler bauen einen Bolzplatz


Autor: Sonny Adam

Stadtsteinach, Freitag, 19. Juli 2013

Dass die Jungen genau so mit anpacken wie die Eltern der Kinder, die in der Umgebung wohnen, war den Bewohnern der Stadtsteinacher Siedlung von Anfang an klar. Jetzt biegt die Bolzplatz-Initiative, die sich in der Goethe- und Schillerstraße in aller Stille formiert hat, auf die Zielgerade ein.
Bei den Arbeitseinsätzen helfen Eltern und Kinder mit - das Grundstück wurde von der Stadt zur Verfügung gestellt


Es muss nur noch Humus breit gemacht werden, alles andere ist schon fix und fertig.

"Also, ich brauch einen Bolzplatz zum Überleben", tönt Luca Marckmann, zehn Jahre alt und begeisterter Fußballer. Eigentlich hat er sich immer mit seinen Freunden zum Kicken im eigenen Garten getroffen. Doch die Fensterflächen des neu gebauten Hauses sind nicht weit genug entfernt.

"Zwei Tore und einen richtigen Platz kann man einfach nicht im Garten haben. Aber das ist hier ideal, alle wohnen im Umkreis", war Knut Marckmann, der Vater von Luca, sofort für die Initiative Feuer und Flamme. "Jeder hat mitgeholfen, ich habe die Gartengeräte gerne zur Verfügung gestellt", erklärt Marckmann. Er erzählt, dass er sogar schon fremde Jugendliche aus Zaubach auf dem halbfertigen Bolzplatz hinter dem Zaun angetroffen hat.

Und als er die dann mal prophylaktisch gefragt hat, ob sie mithelfen möchten, haben die - ohne lange zu zögern - einfach die Erde ausgebreitet.

Der Jugendsprecher der Stadt Stadtsteinach, Andy Sesselmann, hat die Initiative von Anfang an unterstützt und auch selbst mit Hand angelegt. "Wir wollten den Bolzplatz erst unterhalb des Spielplatzes anlegen, aber dort ist das Gefälle zu groß und der Platz ist zu offen, die Bälle würden ständig wegspringen", so Sesselmann.

Idealer Standort

Schließlich entdeckte man das Grundstück direkt hinter dem Lattenzaun Richtung Straße. Es liegt am Siedlungsrand, ist von allen gut erreichbar. Und vor allem: Das Grundstück ist sicher nicht so schnell bebaubar. Denn es ist ein bisschen zu schmal - und zudem liegt es direkt hinter dem Zaun.

Ein weiterer Vorteil: Das Grundstück ist so eingezäunt, dass die Bälle auch dort bleiben, wo sie hingehören, meistens zumindest. "Ich habe die Tore extra so aufstellen lassen, dass, wenn mal ein Ball rausfliegt, er bei mir im Garten landet", sagt Knut Marckmann. "Das stört mich nicht, ich habe eine höhere Schmerzgrenze", erklärt der Vater mehrere Kinder.

Aber das Beste an dem Projekt: Die Anlage des Platzes erfolgte völlig kostenneutral. Jeder hat sich eingebracht und Sponsoren und Warenspender aufgetan. Den Platz hat Thomas Rösch aus Poppenholz kostenlos eingeebnet. Den Grassamen hat Samen Hühnlein gespendet. Sogar die Kanalschächte wurden erneuert, denn der Platz ist ja erhöht worden. Und die Tore hat Inviniti AG gespendet, erklärt Marckmann stolz.

Alle machen mit

Derzeit liegen noch zwei Kubikmeter Erde auf dem Platz herum. Die Kinder greifen zu Schaufeln und Rechen und machen die Erde eben. Der Humus soll dafür sorgen, dass der Platz nicht so hart ist.

Nicht nur die Jüngeren haben ihren Spaß, auch die schon etwas älteren Jungs spielen auf dem neuen Bolzplatz Fußball. "Wir brauchen den Bolzplatz zum Fußball spielen, das ist doch klar", sagt Lucas Landel (13), der ebenfalls von Anfang an mitgeholfen hat. Lukas Gottwald (14) ist auch schon zur Stelle und Kevin Geier (13) ebenfalls. Leon Geier (7) packt sich eine Schaufel, und hilft mit - und auch Jonas Gottwald (12) lässt sich nicht zwei Mal bitten.

Doch wie sieht es eigentlich mit Mädels aus? "Mit denen spiele ich nicht Fußball", tönt Luca Marckmann. Doch die Mädels aus der Umgebung nehmen solche Sprüche nicht krumm. "Ich spiele doch auch gerne Fußball", erklärt Alissa Schön (9) selbstbewusst und ist guter Dinge, dass sie es jederzeit mit den Jungs aufnehmen könnte.

Aber sie trifft sich auf dem Bolzplatz auch gerne mit ihren Freundinnen für kleine Spielchen. "Wir spielen hier immer Esel in der Mitte", erzählt Alissa. Unterdessen schlägt Annika Gottwald (10) Räder und macht Flic-Flacs. "Was ich auch gerne mache, wenn ich hierher komme, sind Reiterspiele", berichtet sie. Und Linda Marckmann (9) muss lachen. Denn auch sie ist immer mit von der Partie bei den Pferdespielen. "Turnen und so, das mache ich nicht so gerne. Dann springe ich lieber Trampolin zu Haus", sagt Linda.

Nicht das erste Projekt

"Der Bolzplatz ist nicht das erste Projekt hier in der Gegend", betont Jugendsprecher Andy Sesselmann. So haben die Siedler in Eigenregie auch ein Buswartehäuschen aufgestellt. Sie sorgen dafür, dass der Spielplatz für die kleinere Kinder immer gut in Schuss ist. "Und am Wochenende feiern wir wieder unser Goethe-Schillerstraßenfest. Vom Erlös setzen wir wieder ein Projekt um", freut sich Andy Sesselmann über den Zusammenhalt des Ortsteiles.