Stadtsteinacher Schandflecke sollen verschwinden und Platz für Neues schaffen
Autor: Dagmar Besand
Stadtsteinach, Dienstag, 19. Juni 2018
Die Kulmbacher Architektin Gitta Kestel stellte dem Stadtsteinacher Stadtrat Ideen für ein naturnahes Schmuckstück am Mühlbach vor.
Zwei Schandflecke beseitigen und auf den frei werdenden Grundstücken eine schön gestaltete Freifläche schaffen, die zum Verweilen einlädt - das möchte der Stadtrat mit dem Erwerb und Abbruch der beiden Anwesen Mühlbach 18 und 20 erreichen. Im Zuge der Förderoffensive Nordostbayern hat die Stadt die Chance, das Projekt mit großzügiger staatlicher Hilfe zu realisieren. Für einen bewilligungsfähigen Antrag bei der Regierung von Oberfranken ist ein gestalterisches Konzept nötig. Mit dessen Erstellung hat der Stadtrat im Mai das Kulmbacher Architekturbüro Kestel beauftragt.
Rondell, Brücke und Mini-Strand
Gitta Kestel stellte den Räten in der Sitzung am Montagabend ihre Ideen vor. An der Stelle des alten Mühlenanwesens am Mühlbach 18 soll ein Rondellplatz mit einer bewachsenen Holzpergola entstehen. Ein kleiner Brunnen mit einem Mühlrad soll an die ehemalige Mühle erinnern, eine Fußgängerbrücke übers Wasser führen. Sitzmauern aus Stein sieht die Planerin als ideale Ergänzung für das gesamte Ensemble. Die Fläche entlang des Bachlaufs möchte die Architektin renaturieren und eventuell einen Mini-Strand an der Uferzone schaffen.Der Vorschlag kam bei den Stadträten gut an. Falls der Antrag bewilligt wird und die Stadt von der 90-Prozent-Förderung des Programms profitiert, hängt die Detailplanung noch davon ab, welche Überraschungen auf dem Grundstück lauern. Unter anderem geht es um die Frage der Standsicherheit der angrenzenden Stadtmauer und eines weiteren Wohnhauses. Eine Abbruchfirma schätzt die Kosten für die Beseitigung der beiden halb verfallenen Bestandsgebäude auf rund 150 000 Euro, in einem ersten Gutachten wurden nur 35 000 Euro geschätzt. Insgesamt geht die Stadt von Gesamtprojektkosten in Höhe von rund 350 000 Euro aus.
Investition in die Zukunft
Intensiv beschäftigten sich die Stadträte am Montagabend mit der Zukunft der Kleinkinderbetreuung. Derzeit verfügt die Stadt in der katholischen Kindertagesstätte über eine Krippengruppe mit 15 Plätzen. Doch das reicht nicht: Es gibt aktuell eine Warteliste mit 20 Anfragen. Im Kindergartenbereich dagegen ist der Bedarf gedeckt.Aufgrund der Geburtenzahlen und der gesellschaftlichen Veränderungen gehen die Stadträte von einem in Zukunft weiter deutlich steigenden Bedarf aus. Sie sind sich quer durch alle Fraktionen einig, dass eine Investition in die Kinderbetreuung eine Investition in die Zukunft der Stadt Stadtsteinach und ein wichtiger Standortfaktor ist. So sehen sie einen Bedarf für zwei zusätzliche Krippengruppen mit je zwölf Plätzen. Dies deckt sich mit der grundsätzlichen Einschätzung der Regierung von Oberfranken und des Landratsamts Kulmbach.
Auf der Basis des Beschlusses, diese zusätzlichen Plätze künftig anbieten zu wollen, wird die Stadt nun mit dem derzeitigen Träger der Kindertagesstätte, der katholischen Kirchenstiftung, über die mögliche bauliche Umsetzung verhandeln. Die Kirche hat bereits signalisiert, dass auf ihrem Gelände eine Expansion möglich wäre. "Für uns ist wichtig, dass wir zu einer Lösung mit einem fairen Geben und Nehmen kommen, wenn wir das gemeinsam anpacken wollen", so Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD).
Raser verursachen Wildunfälle
Auf den Gemeindeverbindungsstraßen von Stadtsteinach nach Gumpersdorf und nach Baumgarten fahren die Verkehrsteilnehmer gerne schnell - zu schnell, klagen Pächter des Jagdreviers II Stadtsteinach. Elf polizeilich gemeldete Wildunfälle haben sich in den vergangenen Monaten ereignet, die Dunkelziffer sei deutlich höher. Namens der Jägerschaft brachte Stadtrat Bernd Kotschenreuther (CSU) deshalb die Bitte vor, das Problem durch Geschwindigkeitsbeschränkungen zu entschärfen. "In einem Fall wurde ein Reh in zwei Teile gerissen. So etwas passiert nur bei extremen Geschwindigkeiten", so Kotschenreuther.Den Vorschlag, die erlaubte Geschwindigkeit von 100 auf 70 Stundenkilometer zu reduzieren, befürwortete der Großteil der Stadträte, zumal die schmalen und an vielen Stellen unübersichtlichen Straßen ohnehin nicht für hohe Geschwindigkeiten geeignet sind. Wegen der Umsetzung eines Tempolimits wird die Stadtverwaltung sich mit der Polizei abstimmen.
Winfried Hempfling (SPD) plädierte für die Aufstellung zusätzlicher Wildwechsel-Schilder. "Wenn man die als Autofahrer sieht, fährt man definitiv langsamer." Auch dieser Vorschlag soll zeitnah umgesetzt werden. Und schließlich wollen die Stadträte wissen, wie schnell auf den betreffenden Strecken tatsächlich gefahren wird. Dafür werden einige Wochen Tempomessungen durchgeführt.