Stadtsteinacher mit Lust auf gute Bilder
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Sonntag, 07. Sept. 2014
Heimlich, still und leise hat sich im Steinachtal eine neue Fotogruppe formiert. Kein Verein, sondern ein loser Zusammenschluss von Menschen, die Spaß am Fotografieren haben.
Die einen trinken gemütlich einen Cappuccino, die anderen bestellen in der Waldschänke ein Bier. Während der Wirt noch alles liefert, zückt Günter Nietert (55) schon sein Laptop und fragt in die Runde: "Wer hat einen Stick dabei?" - alle. Ruck-zuck stehen alle um den Laptop herum und schauen, was auf den Speichermedien drauf ist: Fotos, Fotos, Fotos. Aber nicht irgendwelche Amateur-Aufnahmen, sondern Bilder in außergewöhnlich guter Qualität.
"Wird sind kein Verein, wir wollen das auch nicht. Wir wollen keine Satzung oder so was. Bei uns kann jeder kommen, der Lust aufs Fotografieren hat - Anfänger und Fortgeschrittene", sagt Günter Nietert. Nietert ist eigentlich von Beruf Erzieher, doch er hat in den Neunzigern Fotografie in Berlin studiert: Er ist ein Profi und gibt auch Kurse an der Stadtsteinacher Volkshochschule (am 16. September beginnt ein neuer Kurs).
"Ich hab schon als Kind angefangen zu fotografieren.
Inzwischen nutzt er jede freie Minute, um die Schönheiten der Natur, um Landschaften oder andere reizvolle Motive abzulichten. Oft sind es ganz profane Dinge, alltägliche Dinge, die Nietert festhält: Moos an Bäumen, Wurzeln. "Aber die Kunst ist, dass man die Bilder dann so bearbeitet, dass das Motiv noch besser zur Geltung kommt", erklärt der Experte.
Zauberei am Rechner
Er macht keine Verfremdungen, sondern zaubert am Rechner. So bekommt das Moos, das zwischen den Bäumen plötzlich einen goldenen Lichtschimmer - wie von der Sonne erhellt. Die Hagebutten, die bildfüllend und in Übergröße fotografiert sind, leuchten regelrecht und locken auch den anderen Fotografen ein erstauntes "Ahh" hervor.
Ein echter Freak ist auch Heiko Fichtner aus Stadtsteinach. Für den 41-Jährigen fing schon in der Schule die Fotoleidenschaft an. "Ich habe damals einen Entwicklungskurs für schwarz-weiß Fotos gemacht", erzählt Heiko Fichtner. Inzwischen ist er natürlich auf Digitalfotografie umgestiegen. Ihn faszinieren marode Dinge, verfallene Orte. "Die alte Papierfabrik, das ATS-Gelände, die Burgruine Nordeck”, zählt Heiko Fichtner nur einige seiner Lieblingsmotive auf.
Toni Eckert (55) aus Guttenberg bannt "alles, was ihm über den Weg läuft" auf Fotopapier: Menschen, Gesichter, Natur, die Familie. Besonders reizvoll finden die Fotografen Light-Painting. Das ist eine spezielle Foto-Technik mit Langzeitbelichtung, wo durch Lichtquellen und Feuer interessante Effekte erzielt werden.
Nach dem Bild beginnt die Arbeit
Ein echter Fotokünstler in der Gruppe ist der Stadtsteinacher Michael Bauerschmidt (53). Denn bei ihm fängt die Arbeit erst an, wenn er das Motiv abgelichtet hat. Denn Michael Bauerschmidt verfremdet Fotos. Seine besondere Leidenschaft sind weibliche Models. "Manchmal bin ich einen Tag an einem Bild, dann lösche ich alles wieder - und manchmal ist ein Bild in einer halben Stunde fertig", sagt Bauerschmidt.
Doch nicht jeder in der Stadtsteinacher Gruppe ist so ein Profi. Rudolf Göldel (52) und Helga Jahreis (52) sind als Anfänger. fasziniert von der Fotografie, konzentrieren sich auf Augenblicke. Göldel hat nicht einmal eine Spiegelreflexkamera, sondern eine einfache Sony DSC 9. "Notfalls fotografiere ich auch mit dem Handy", sagt er. Während der pensionierte Ex-Soldat derzeit mit langen Belichtungszeiten herumexperimentiert, ist Helga Jahreis aus Kulmbach von Sonnenaufgängen und Wolken fasziniert.
Die Gruppe Stadtsteinach ist übrigens offen für neue Fotobegeisterte - jeder kann donnerstags ganz zwanglos zu den Treffen kommen.