Stadtsteinacher "Liederkranz" ist bald Geschichte

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Die Stimmzettel sind ausgezählt, jetzt steht es fest: Der "Liederkranz 1882" Stadtsteinach wird aufgelöst. Klaus Klaschka
Die Stimmzettel sind ausgezählt, jetzt steht es fest: Der "Liederkranz 1882" Stadtsteinach wird aufgelöst. Klaus Klaschka

Die Mitglieder haben einer Auflösung des 136 Jahre alten Stadtsteinacher Gesangvereins zugestimmt. Der Grund: Sängermangel.

Der Gesangverein "Liederkranz 1882" Stadtsteinach ist bald Geschichte. Im 136. Jahr seines Bestehens hat die Mitgliederversammlung am Sonntagnachmittag ohne Gegenstimme beschlossen, den Prozess zur Vereinsauflösung jetzt einzuleiten.


Nur noch acht Aktive


Zwar hat der Verein immer noch 65 Mitglieder, doch mit acht Aktiven und einem Durchschnittsalter von 70 Jahren, so Vorsitzende Renate Günther, könne man "nicht mehr aktiv sein".

Auch Peter Frick aus Bindlach, seit 19 Jahren Chorleiter, unterstützte das Ansinnen, mit dem gemeinsamen Singen aufzuhören. "Wir mussten uns am Anfang zusammenreißen und haben bis jetzt gut gesungen," sagte er. Aber bevor der Chor nun nicht mehr so toll auftreten könne, sei man gut beraten, einen Schlussstrich zu ziehen: "Der Chor ist alt genug, jetzt ist Zeit für die Pension."

Hatte man laut Vorsitzender Günther im Jahr 2016 noch zwölf Aktive, so waren es im vergangenen Jahr nur noch acht. Zwar seien die Singstunden alle zwei Wochen gut besucht gewesen, doch habe man auch "viele Fehlzeiten" gehabt. Schließlich habe die langjährige Schriftführerin des Vereins, Hildegard Wolfrum (85), angekündigt, ab 2018 ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen abzugeben.


Vermögen geht an die Stadt


Laut Satzung fällt im Fall einer Vereinsauflösung das Vermögen an die Stadt Stadtsteinach, die dieses zweckgebunden für sängerische Belange in der Kommune verwenden soll. Zuvor werden den Verein allerdings

noch Kosten für die notarielle Beurkundung der Vereinsauflösung und die Ein- beziehungs Austragung beim Registergericht treffen.

"Einige bedeutende Sachen wie zum Beispiel die Vereinsfahne wird die Stadt gerne übernehmen und aufbewahren", sagte Bürgermeister Roland Wolfrum in der Versammlung. "Das gesamte Inventar des Vereins ist aber unmöglich."

So wird der Verein insbesondere das umfangreiche Notenmaterial für gemischte wie auch
Männerchöre anderen Vereinen gerne überlassen, sagte Vorsitzende Renate Günther. "Das Museum des Fränkischen Sängerbundes in Feuchtwangen hat keinerlei Interesse an unseren Sachen."


Bürgermeister: "Schade"


Für die Kommune sei es "schade", wenn sich ein Verein auflöse, sagte Wolfrum. Immerhin gehe eine langjährige Tradition in der Stadt zu Ende, in der der "Liederkranz" eine bedeutende Rolle gespielt habe.

Auch Landrat Klaus Peter Söllner bedauerte als ehemaliger Bürgermeister in einem Schreiben an den Vorstand die Absicht, den Verein aufzulösen. Er erinnerte sich an Glanzzeiten, als der Gesangverein mit 300 Mitgliedern ein bedeutender Kulturträger in der Stadt gewesen sei.

Und auch für das bisherige Vereinslokal "Goldener Hirsch" am Marktplatz geht eine lange Tradition zu Ende.