Stadtsteinacher Brunnen in Trümmern: Reparatur kommt teuer
Autor: Stephan Tiroch
Stadtsteinach, Montag, 04. Juni 2018
Es ist nicht unkompliziert, das historische Bauwerk nach dem spektakulären Autounfall wieder herzurichten.
Mit dem bei einem spektakulären Autounfall am Freitag schwer beschädigten Christophorus-Brunnen werden die Stadtsteinacher heuer leben müssen. Es ist derzeit völlig offen, wie lange die Reparatur dauern wird.
Wie berichtet, verlor ein 66-jähriger Mann, vom Krankenhaus kommend, in der Rechtskurve bei der Bäckerei Will die Kontrolle über seinen VW Golf. Das Auto durchbrach beim Aufprall auf den Brunnen die Sandsteinfassung. 3000 Liter Wasser - das sind zirka 25 Badewannen - ergossen sich auf den Marktplatz. Das Wasser lief in die Kanalisation und richtete keinen Schaden an.
Kein Alkohol im Spiel
Der Autofahrer wurde leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben der Stadtsteinacher Polizei war bei dem Unfall kein Alkohol im Spiel. Man müsse von einem Fahrfehler ausgehen.Der Sachschaden ist beträchtlich. Laut Polizei wurde der Golf - Zeitwert 25.000 Euro - völlig demoliert. Die Kosten für die Brunnenreparatur werden auf 30.000 Euro geschätzt.
Zeitplan schwierig
"Das kann mehr oder weniger werden", sagt Stadtsteinachs Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) zur Schadenshöhe. Auf einen Zeitrahmen wollte er sich nicht festlegen. Denn die Reparatur sei aufwendig und kompliziert. Zudem sei es in der Baubranche mit der überhitzten Konjunktur derzeit schwierig, Handwerker zu bekommen. Wolfrum: "Es wird für längere Zeit ein defekter Brunnen am Marktplatz stehen."Bis der Brunnen wieder hergestellt ist und in Betrieb genommen werden kann, sei einiges zu tun, so der Bürgermeister. Man brauche neue Standsteine, und innen müsse die Einfassung des historischen Brunnens, der unter Denkmalschutz steht, wieder abgedichtet werden. Mit der denkmalgerechten Reparatur solle der zertifizierte Steinmetzbetrieb von Joachim Mende aus Weismain-Kleinziegenfeld zu Rate beauftragt werden. "Bevor es losgehen kann, müssen zuerst aber alle Gutachten da sein", sagt Wolfrum. Beteiligt seien der Denkmalschutz, ein Bausachverständiger und die Versicherung, "die alles anerkennen muss".
Künstler aus Stadtsteinach?
Immerhin blieb bei dem Unfall die spätbarocke Brunnenfigur des Christophorus unbeschädigt. Über den Bildhauer der Sandsteinstatue mit der Jahreszahl 1713 fehlen gesicherte Erkenntnisse. Nach Angaben des Stadtsteinacher Heimatkundlers Siegfried Sesselmann liegen keine schriftlichen Zeugnisse vor. Er schreibt die Figur aber der Stadtsteinacher Bildhauerfamilie Müller zu, die seinerzeit recht bedeutend und in der damaligen Knollsgasse (heutige Knollenstraße 5) ansässig war.Laut Sesselmann gibt es Rechnungen und Unterlagen für verschiedene Arbeiten aus der Werkstatt Müller, die stilistisch mit dem Christophorus vergleichbar sind. Der Stadtsteinacher Kreisheimatpfleger nennt unter anderem den Taufengel in der Pressecker Kirche, das Portal der Kirche in Seibelsdorf (1735 - 1738) oder den Andreasbrunnen gegenüber der Polizeiinspektion Stadtsteinach (1740). Nach seinem Vater Hannß Müller sei vor allem Johann Matthäus Müller ein bekannter Bildhauer gewesen. Dessen Sohn Andreas Müller habe die Tradition weitergeführt.
"Wenn so bedeutende Bildhauer in Stadtsteinach waren, ist anzunehmen, dass man den Auftrag für den Christophorus nicht an eine auswärtige Werkstatt vergab", meint Sesselmann. Er verweist zudem auf auffällige stilistische Parallelen - kleiner Kopf, lange Gewänder - mit anderen Plastiken aus der Werkstatt Müller.