Stadtsteinach war das Sahnehäubchen
Autor: Christine Fischer
Stadtsteinach, Sonntag, 30. Januar 2022
Nach über 40 Dienstjahren geht der Stadtsteinacher Polizeichef, Georg Löffler, in Pension. Was er alles erlebt hat und worauf er sich jetzt freut.
Wenn Erster Polizeihauptkommissar Georg Löffler demnächst seinen Schreibtisch räumt, geht er weder mit einem lachenden noch mit einem weinenden Auge. "Ich gehe einfach und beginne einen neuen Lebensabschnitt", sagt der Stadtsteinacher Polizeichef mit dem ihm eigenen, spitzbübischen Lächeln, als wir ihn in der Inspektion zum Abschiedsinterview besuchen. Ein paar Tage Dienst hat er noch, am 22.2.2022 findet der offizielle Amtswechsel statt. "Den Termin habe ich mir selber ausgesucht", und da ist es wieder, dieses verschmitzte Schmunzeln.
Georg Löffler ist mit sich und seiner über 40-jährigen Dienstzeit im Reinen. Er hat sein Leben lang in seinem Traumberuf gearbeitet. "Ich würde auf jeden Fall immer wieder Polizist werden", sagt der gebürtige Hirschfelder (Gemeinde Steinbach am Wald/Landkreis Kronach), der seit vielen Jahren in Bayreuth lebt und in der Jugend während seiner fünfjährigen Gastschulzeit am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium sogar beim ATS Kulmbach Fußball gespielt hat.
Polizeiarbeit ist nicht schlimmer als früher
Viele verschiedene Stationen hat der 61-Jährige während seiner Berufslaufbahn absolviert, die unterschiedlichsten Facetten der Polizeiarbeit kennengelernt. Daher kann er voller Überzeugung sagen: "Die Polizeiarbeit heute ist nicht schlimmer als früher. Die Aufgabenstellung ist eine andere, aber die Belastung ist die gleiche geblieben." Lauteten die Herausforderungen zu Beginn seiner Dienstzeit eher Linksextremismus, RAF-Terrorismus und Atomproteste, beschäftigen heute vielmehr Rechtsterrorismus, religiöser Extremismus und Reichsbürger die Beamten.
Wenn Georg Löffler aus dem Nähkästchen plaudert, wird schnell klar: Bei vielen historischen Momenten war er hautnah dabei. Als junger Polizist war er direkt nach der Ausbildung im Taxöldener Forst bei den Protesten gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf eingesetzt, "ich habe die heiße Phase voll mitgemacht, das hat mich schon geprägt für meine weitere Arbeit". Während seiner Zeit bei der Verkehrspolizei Hof stand er am Abend des 9. November 1989 zusammen mit dem Innenminister am soeben geöffneten Grenzübergang Berg/Rudolphstein und hat den ersten Trabifahrer auf oberfränkischem Boden begrüßt. "Nach dieser Nachtschicht war mein Auto in der Hofer Innenstadt am nächsten Mittag komplett zugeparkt von Trabis und Wartburgs."
Verdeckter Ermittler und IT-Spezialist
Löffler machte als verdeckter Ermittler bei der zivilen Einsatzgruppe der Polizei Bayreuth Bekanntschaft mit dem Drogenmilieu, wechselte dann ins "Abkühlbecken" EDV-Abteilung, wo er die Anfänge von Digitalisierung und IT bei der Polizei mitgestaltete, und war vor seinem Wechsel nach Stadtsteinach langjähriger Büroleiter des oberfränkischen Polizeipräsidenten Reinhard Kunkel.
Als er dann von der freien Stelle in Stadtsteinach erfahren hat, habe er gesagt: "Da möchte ich Chef werden."
Im Oktober 2019 wurde er in sein Amt eingeführt. "Es war ein bisschen wie heimkommen, denn ich kannte die Menschen und die Gegend hier ja schon von früher." Seine neue Aufgabe ist Löffler mit einer ganz bestimmten Intention angegangen: "Stadtsteinach ist kein Anhängsel von Kulmbach. Ich wollte die Stadtsteinacher Inspektion sowohl nach innen als auch nach außen wieder als selbstständige Einheit darstellen und der Bevölkerung zeigen, dass hier gute und vorbildliche Polizeiarbeit geleistet wird." Schwer haben es ihm die Menschen in seinem Zuständigkeitsbereich dabei nicht gemacht. "In Stadtsteinach und Umgebung ist die Welt noch in Ordnung. 99 Prozent der Bürger sind der Polizei gegenüber positiv eingestellt."