Stadtsteinach: Das Nadelöhr-Problem bleibt
Autor: Dagmar Besand
Stadtsteinach, Sonntag, 12. März 2017
Das Planfeststellungsverfahren für die seit Jahrzehnten diskutierte Stadtsteinacher Ortsumfahrung steht kurz vor dem Abschluss.
Verkehrsprobleme nerven die Stadtsteinacher schon seit Jahrzehnten. Die Bundesstraße 303 schlängelt sich durch den Ortskern - mit minimalem Abstand zu den Häusern links und rechts. Was früher nur lästig war, ist nach der Grenzöffnung und mit der ständigen Zunahme des Lastwagen-Transitverkehrs wirklich gefährlich geworden. Das ist der Hauptgrund dafür, dass in der Umgehungsdiskussion inzwischen Nägel mit Köpfen gemacht wurden.
Nachdem sich der Stadtrat mit großer Mehrheit für den Bau der Umfahrung ausgesprochen hat und das Projekt in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans eingestuft wurde, wurde ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet, das jetzt kurz vor dem Abschluss steht. Das bedeutet allerdings nicht, dass demnächst die Bagger anrollen und der Bau beginnt. Es könnte noch gut zehn Jahre dauern, bis die neue Straße für Entlastung sorgt. Deshalb suchen alle Beteiligten derzeit intensiv nach Möglichkeiten, die ärgsten Gefahren zu entschärfen und die Anlieger zu entlasten.
Die Idee, eine Umgehung um das Ortszentrum zu bauen, ist nicht neu. Schon in der 1930er Jahren gab es erste Pläne, die ab den frühen 1980er Jahren neu diskutiert wurden. Wolfgang Hoderlein, damals für die SPD im Stadtrat und nach längerer Pause jetzt erneut in dieser Funktion tätig, kann sich daran noch gut erinnern. Als die Ortsplanungsstelle der Regierung von Oberfranken 1979 begann, den im wesentlichen heute noch gültigen Flächennutzungsplan zu erstellen, wurde darin vermerkt, dass bezüglich des möglichen Trassenverlaufs für die Umgehung "die Wahllinie von 1934 wiederaufgenommen wird, soweit die Realbebauung dies zulässt", zitiert Hoderlein aus den damaligen Unterlagen.1979 hatte die Realität die Planer allerdings bereits überholt: Die angedachte Fläche war durch das Baugebiet Richtung Presseck bereits besetzt.
Die Diskussion war damit aber nicht beendet. Wolfgang Hoderlein erinnert sich, dass Anfang der achtziger Jahre zur Konjunkturbelebung ein Sonderprogramm für Ortsumgehungen aufgelegt wurde. "Wenn man damals Ja gesagt hätte, wäre man vermutlich innerhalb von zwei Jahren in das Programm gekommen." Es gab jedoch keine Stadtratsmehrheit dafür.
So ging es in den folgenden Jahrzehnten weiter. Widerstreitende Meinungen verhinderten, dass der Bau der Umgehung mit Nachdruck verfolgt wurde. Es gab immer wieder Anläufe, doch erst unter Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) fand sich im Stadtrat eine breite Mehrheit.
Wolfgang Hoderlein war als junger Stadtrat ein Befürworter der Umgehung und ist es noch, "weil immer klar war, dass alles, was wir an Verbesserungen innerorts schaffen können, keine befriedigende Lösung bringt". Daran hat sich bis heute nichts geändert - im Gegenteil: "Es fahren mehr und größere Lastwagen durch den Ort, und wir können die gegebene Situation nicht grundlegend verändern."
"Flexibel sein und ausprobieren"
Das heißt nun freilich nicht, dass es keine denkbaren Alternativen gibt: Lkw-Durchfahrtsverbot, Ampellösungen, Tempolimit, Verlegung von Gehwegen, Lkw-Umleitung für eine Fahrtrichtung durch die Knollenstraße wurden diskutiert. "Aber alle scheiterten, weil sie entweder vom Stadtrat nicht gewollt oder von den Behörden abgelehnt wurden." Hoderlein ist überzeugt, dass "wenn die eine oder andere Vorschrift etwas flexibler angewendet würde, manches machbar wäre". Beispiel Hochstadt/Marktzeuln: Dort werden per Ampelschaltung Lkw-Begegnungen verhindert. "Die meisten Lösungen sind nicht ideal, aber sie sind besser als der Ist-Zustand. Man könnte es also zeitlich befristet zumindest mal probieren."Der Planfeststellungsbeschluss für die Ortsumfahrung Stadtsteinach wird in Kürze erwartet - damit wird es als nächstes um die Finanzierung gehen. Im neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 ist das Projekt im sogenannten vordringlichen Bedarf enthalten.
Der Bereich Zaubach, der ursprünglich im Gesamtprojekt mit dabei war, wurde einer Neubewertung unterzogen und ist als eigenes Projekt "B 303, OU Zaubach" dem weiteren Bedarf zugeordnet.
Realistischerweise muss man einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren annehmen, ehe Autos auf einer neuen Straße rollen. Daher wird momentan intensiv über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht, die die Situation in der Ortsdurchfahrt entspannen.
Die Rundschau lädt ein
Diese Diskussion möchte die Bayerische Rundschau aufnehmen und die Problematik von möglichst vielen Seiten beleuchten. Daher laden wir alle Interessierten zu einem Diskussionsabend ein, der am Mittwoch, 5. April, ab 19 Uhr im Schützenhaus Stadtsteinach stattfinden soll.Dabei wird es auch um die Ortsumgehung gehen, vor allem aber um die Frage, was sich an der innerörtlichen Verkehrssituation ändern lässt.
Neben Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) und Vertretern des Stadtrats wird auch Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) an der Veranstaltung teilnehmen. Mit diskutieren werden betroffene Anwohner, Mitglieder von "Pro Stadtsteinach", Vertreter des Jugendparlaments, des Handels und des Bund Naturschutz. Moderieren wird den Abend BR-Redaktionsleiter Alexander Müller.