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Staatsanwaltschaft ermittelt in Stadtsteinach


Autor: Alexander Müller

Stadtsteinach, Freitag, 11. März 2016

Die Staatsanwaltschaft in Bayreuth ermittelt aktuell gegen zwei Mitarbeiter des Alten- und Pflegeheims St. Marien und einen Allgemeinarzt.
Das Caritas- und Alten- und Pflegeheim erhielt vor einigen Tagen Besuch von Polizei und Staatsanwaltschaft. Foto: Archiv/Sonja Adam


Das bestätigte am Freitag Friederike Müller, Bereichsleitung trägereigene Einrichtungen des Caritasverbands für die Erzdiözese Bamberg auf Anfrage.

Grund dafür ist wohl die Strafanzeige von Angehörigen einer Heimbewohnerin. Sie soll sich dem Vernehmen nach im Rollstuhl wundgesessen haben - die Wunden seien aber nicht ausreichend versorgt worden, so der Vorwurf.

Die Ermittlungen bestätigte auch Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel. Es gehe um den Vorwurf der Körperverletzung, konkret eines Pflegemangels. Wie lange seine Behörde tätig sein müsse, ehe Ergebnisse feststünden, könne er aus jetziger Sicht noch nicht sagen, bat Potzel um Verständnis.


Unterlagen sichergestellt

Friederike Müller erklärte, Polizei und Staatsanwaltschaft hätten vor einigen Tagen im Heim Unterlagen sichergestellt. Hierbei handele es sich um die Pflegedokumentation. "Wir werden natürlich alles tun, um den Sachverhalt lückenlos aufzuklären", betonte die Bereichsleiterin.

Inzwischen lasse man sich auch anwaltlich vertreten und werde bei der Staatsanwaltschaft Akteneinsicht beantragen, kündigte Friederike Müller an. Sie sprach von einer "guten Versorgungslage" in dem Heim. Tatsächlich waren im Zusammenhang mit der Anzeige Vorwürfe laut geworden, wonach ein Bewohner nachts gestürzt sei, was längere Zeit vom Pflegepersonal unbeachtet geblieben sei. Ihr sei dieser Fall nicht bekannt, sagte Friederike Müller. Allerdings räumte sie ein, dass es nachts schon einmal sein könne, dass ein Sturz nicht sofort bemerkt werde. Rundgänge fänden alle drei Stunden statt. Man halte sich in der Einrichtung an dem festgelegten Pflegeschlüssel - auch nachts werde Personal entsprechend den gesetzlichen Vorgaben eingesetzt.

Der Diözesan-Caritasverband hatte das Heim Mitte 2013 übernommen. Vorher hatte es der Caritas-Kreisverband seit 1995 betrieben - zuletzt aber ein Minus von 130 000 Euro registrieren müssen. Seit der Übernahme wurden Dienstpläne optimiert und 2015 die Pflegebeiträge um rund 25 Prozent erhöht - was zu massiver Kritik der Angehörigen geführt hatte. Später wurde die heimeigene Wäscherei geschlossen, die Arbeiten übernahm eine externe Firma.


Betreuungsdefizite

Bereits damals hatten Angehörige in einer Versammlung über Betreuungsdefizite geklagt. So würden die Bewohner zu wenig beschäftigt, es gebe räumliche Defizite. Als Reaktion darauf wurde der Stationsablauf geändert. Dennoch blieb die Kritik. Aktuell, wenn man mit Angehörigen oder Bewohnern spricht, werden ebenso zum Teil Defizite in der Pflege beschrieben.