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Spül mir das Lied vom Tod


Autor: Dietmar Hofmann

Kulmbach, Donnerstag, 12. August 2021

Der Diebstahl eines VIP-Klowagens in Kulmbach liefert Stoff für den nächsten Franken-Tatort.
Der Diebstahl dieses VIP-Klowagens in Kulmbach liefert Stoff für den nächsten Franken-Tatort.


Bis Dienstag wusste ich weder, dass es so etwas wie VIP-Toilettenwagen gibt, noch, dass beim Abhandenkommen eines solchen die Kriminalpolizei ermitteln muss. Weil der Anhänger mit dem offenbar äußerst luxuriösen Innenleben einen stattlichen Wert von 40 000 Euro hat und sogar organisierte Banden hinter dieser (ge-)ruchlosen Tat stecken könnten, müssen die verdeckten Ermittler ganz tief eintauchen in dieses Milieu.

Kurioser Klo-Klau

Ich weiß nicht, wer da in Seidenhof den Drang verspürte, lange Finger zu machen, aber der Klo-Klau kurios böte sicher Stoff für einen Franken-Tatort. Arbeitstitel: "Vier Lagen für ein Halleluja" oder "00(7) - mit der Schüssel auf dem Sprung" oder - noch besser - "Spül mir das Lied vom Tod". Das geht runter wie Aktiv-Gel.

So ganz klar ist mir freilich immer noch nicht, worauf sich die Bezeichnung "VIP" bei dem guten Stück tatsächlich bezog - auf die Nutzer wohl eher nicht ...

Ich habe übrigens wirklich mal eine echte Luxus-Toilette benutzt, also benutzen dürfen. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag und den (stillen) Ort. Es war der 2. Februar 2007 im Nürnberger Frankenstadion beim Spiel meines FCN gegen den FC Bayern. Von der Ehrentribüne aus verfolgte ich den spektakulären 3:0-Sieg der Clubberer.

Ein Duft nach Eau de Toilette

Als es zwickte, suchte ich das Klo auf und blieb am Eingang staunend stehen. Nicht etwa, weil ein leicht missmutiger Franz Beckenbauer offenbar das gleiche Bedürfnis verspürte, sondern weil vor mir ein Raum lag wie aus einer anderen Welt: Orchideen neben den Waschbecken, dezente Musik aus Deckenlautsprechern, ein Duft nach Eau de Toilette.

Ich habe mich fast nicht getraut. Und dann glaubte ich, den Kaiser irgendetwas brummeln zu hören, das klang wie "... abputzen und weiter".