Yvonne Rothemund aus Neuenmarkt wartet aufs WM-Ticket
Autor: Christian Schuberth
Neuenmarkt, Donnerstag, 08. Januar 2015
Die 22-jährige Neuenmarkterin Yvonne Rothemund wird mit der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft Vierte beim Nationen-Cup in Füssen und ist mit ihrer Leistung zufrieden. Ein Spiel verpasst die Verteidigerin allerdings unfreiwillig.
Yvonne Rothemund wartet jetzt auf wichtige Post. Die Neuenmarkterin hofft auf einen Brief vom Deutschen Eishockey-Bund. Darin soll eine Einladung zur Frauen-Weltmeisterschaft Ende März in Schweden stecken. Es wäre der bisherige Höhepunkt ihrer jungen Sportlerlaufbahn.
Die 22-Jährige ist ziemlich zuversichtlich, dass sie zu den 18 Feld-Spielerinnen gehören wird, die Bundestrainer Benjamin Hinterstocker für die WM nominieren wird. "Ich habe ein gutes Gefühl, rechne mir schon große Chancen aus, dabeizusein", sagt die Neuenmarkterin, durfte sie doch jüngst beim Nationen-Cup in Füssen in der ersten Abwehrreihe auflaufen.
Länderspiel Nummer 23
Ihr Länderspiel Nummer 23 bestreitet die 1,80 Meter große Verteidigerin zunächst in einem Test gegen die U22 von Kanada.
Einen Tag darauf steht für die deutschen Eishockey-Damen das erste Turnierspiel gegen Schweden auf dem Programm. Deutschland schlägt sich beim 0:3 (0:1, 0:2, 0:0) gegen die Skandinavierinnen wieder wacker. Unter den nur knapp 150 Zuschauern sind DEB-Präsident Franz Reindl und überwiegend Angehörige der Spielerinnen wie Yvonnes Mutter. "Es ist schon enttäuschend, dass so wenige sich für das Frauen-Eishockey interessieren", seufzt Yvonne Rothemund, die für ihr Hobby einen immensen zeitlichen und finanziellen Aufwand betreibt. Sie spielt für den ESC Planegg bei München in der Damen-Bundesliga und außerdem in der Landesliga-Männermannschaft des VER Selb 1b. Und dann trainiert sie auch noch den Selber Nachwuchs - alles zum Nulltarif.
Paradox, dass selbst mancher A-Klassen-Fußballer Kohle kassiert, während die Eishockey-Nationalspielerinnen Geld mitbringen müssen. Yvonne ist aber zuversichtlich, dass sich der Stellenwert des Damen-Eishockeys noch verbessern wird: "Es bewegt sich was."
Sieg gegen die Schweiz
Im zweiten Turnierspiel feiern die deutschen Damen endlich ihren ersten Sieg: 3:1 (0:1; 1:0; 2:0) gegen die Schweiz - allerdings ohne Yvonne Rothemund. Die Neuenmarkterin und ihre Zimmerkollegin hat eine Magen-Darm-Grippe erwischt. "In der Mannschaft ging ein Virus rum, insgesamt waren fünf Spielerinnen betroffen", erzählt Rothemund.
Einen Tag später steht Yvonne aber schon wieder auf dem Eis, als Deutschland im Spiel um Platz 3 den starken Finninen mit 0:6 (0:0, 0:4, 0:2) unterliegt. Können die Deutschen im ersten Drittel noch ganz gut mithalten, so erhöhen die Skandinavierinnen im zweiten Abschnitt das Tempo.
Den Turniersieg holt sich Favorit Kanada durch ein 4:0 im Finale gegen Schweden. Bundestrainer Benjamin Hinterstocker ist mit seinen Damen durchaus zufrieden: "Das Grundgerüst steht. Die Mannschaft hat in allen vier Spielen großen Charakter und Kampfgeist gezeigt. Sie sind 60 Minuten marschiert und haben nie aufgegeben."
Klausuren statt Turnier
Im Februar fliegt die Deutsche Nationalmannschaft nach Finnland zu einem weiteren Vorbereitungsturnier. Doch da muss Yvonne wegen Klausuren - sie wohnt derzeit in Hof und studiert dort BWL - passen. Könnte das ihre WM-Nominierung gefährden? "Nein", glaubt Yvonne Rothemund. Denn der Bundestrainer hat dafür Verständnis. "Bildung geht vor, sagt er. Wir sind ja schließlich alles Amateure."
Die 22-Jährige ist aber ab 16. März wieder dabei, wenn im Bundesleistungszentrum in Füssen der letzte WM-Vorbereitungslehrgang ansteht. Danach wird der Bundestrainer die WM-Teilnehmerinnen nominieren - und dann wartet jemand in Hof sehnlichst auf den Postboten.
Nur der Klassenerhalt zählt
Bei der WM in Schweden zählt für die Deutschen nur der Klassenerhalt in der A-Gruppe, in der die weltbesten Mannschaften spielen. Deutschland trifft jeweils in Malmö auf die Schweiz (28. März), Japan (29. März) und Schweden (31. März). "Gegen die Schweiz und Japan rechnen wir uns natürlich was aus", sagt Yvonne. Mit zwei Siegen wäre der Klassenerhalt geschafft, unter Umständen könnte auch schon ein Erfolg reichen.
Eine erfolgreiche Weltmeisterschaft wäre für die Neuenmarkterin ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum größten Turnier im Leben eines jeden Sportlers: Yvonne träumt schon jetzt von den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea.