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Sportkegler vor einer Rumpfsaison


Autor: Christian Schuberth

Kulmbach, Freitag, 09. Oktober 2020

Nur eine Rumpfsaison steht in vielen Ligen der Sportkegler bevor. Etliche Vereine haben ihre Mannschaften nicht gemeldet.
Einer der besten Kulmbacher Kegler beendet seine Karriere: Matthias Meußgeyer. Foto: Monika Limmer


Eigentlich wollte der Bayerische Sportkegler- und Bowlingverband schon im September die neue Saison 2020/21 starten. Wenn es nun mit dreiwöchiger Verspätung endlich los geht, bietet sich in vielen Ligen ein trauriges Bild. Denn etliche Vereine treten gar nicht an, darunter bei den Herren der ESV Neuenmarkt (Bezirksliga), der SKC Gallier Condor Kulmbach (Bezirksliga A) und der SKC Blau-Weiß Kulmbach (Kreisliga). "Von 50 Mannschaften aus dem Kreis Nord starten nur 25", sagt Kreisvorsitzender Stefan Bänsch. Auch sein SKC Gallier-Condor Kulmbach, dessen Vorsitzender er ist, verzichtet auf die Punktspiel-Saison. "Wir sollten uns bis 13. September entscheiden, ob wir am Spielbetrieb teilnehmen. Doch damals gab der Verband noch ein strenges Hygienekonzept ohne Zuschauer, ohne Anfeuerung, ohne Duschen und ohne Gaststättenbetrieb vor. Außerdem sollten wir nach 90 Minuten eine halbe Stunde lang lüften, auch im Winter. Auf das alles hatten wir keine Lust", erklärt Bänsch. Inzwischen gelten lockere Vorschriften, die auch für die Gallier akzeptabel gewesen wären. "Unter den neuen Bedingungen hätten wir gespielt", sagt Bänsch. Doch zu spät.

Da auch alle Einzel- oder Mannschafts-Meisterschaften abgesagt wurden, kegeln die Gallier diesen Winter nur intern.

Bezirksliga A: Nur fünf Teams

Wer wie der SKC Franken, der heuer den fünften Aufstieg im siebten Jahr seines Bestehens feierte, antritt, der hat zumeist nur ein Rumpfprogramm vor sich. Denn in der Bezirksliga A nehmen gerade mal fünf von zehn Vereinen am Spielbetrieb teil, nachdem gestern kurzfristig auch noch Bezirksliga-Absteiger Schützen Gefrees zurückgezogen hat.

Konsequenzen braucht keiner zu befürchten, der für diese Saison absagt. Denn Absteiger gibt es in dieser Saison nicht, alle Mannschaften haben ihren Startplatz für die Saison 2021/22 in der bisherigen Liga sicher. Immerhin - man kann aufsteigen, dafür werden die Klassen nächstes Saison aufgestockt.

Matthias Meußgeyer vom KV Lohengrin hält diese Regelung für "sinnvoll, um den Druck für die Vereine rauszunehmen". Schließlich gäbe es bei den Keglern auch ältere Spieler, die sich wegen der Corona-Ansteckungsgefahr sorgten. "Wir sind froh, dass es wieder losgeht, doch weiß natürlich keiner, ob die Serie wirklich durchgespielt werden kann", so der Vorsitzende des KV Lohengrin.

Während die Lohengriner im "Gründla" mit maximal 35 Zuschauern an Tischen sitzend - es gelten die Gaststättenregeln - spielen, sperrt man beim SKC Franken im "Dreibrunnen" die Tür zu. "Wir haben uns gegen Zuschauer entschieden, denn das verkompliziert die Situation", sagt Vorsitzender René Hinz. Auch in seinem Verein gab es Diskussionen, ob man antreten solle. Übrigens: Weder im "Gründla" noch im "Dreibrunnen" sind die Duschen geöffnet, die Kegler müssen also verschwitzt nach Hause.

Bei den Damen sind heuer nur zwei Kulmbacher Vereine am Start - der KV Lohengrin in der Bezirksoberliga und Blau-Weiß Zaubach in der Bezirksliga A.

Matthias Meußgeyer hört auf

"Hossa, Simsa, Ratzeputz" - Freudenrufe wie diese wird man wegen Corona in dieser Saison in den Kegelbahnen nicht hören. "Es sei denn, sie kommen vom Band", schmunzelt Matthias Meußgeyer vom KV Lohengrin Kulmbach, der ebenso wie der SKC Fölschnitz in der Landesliga Nord antritt. Beide Vereine sind die Aushängeschilder im Landkreis Kulmbach und starten dieses Wochenende in die neue Saison, auf die viele gar keine Lust haben (siehe Artikel rechts).

Matthias Meußgeyer hätte sie, muss aber gezwungenermaßen künftig eine etwas ruhigere Kugel schieben. Denn seit vielen Jahren ist es ein Kreuz mit seinen beiden Knien, in zwei Wochen muss das rechte unters Messer. "Ich bekomme demnächst ein neues Kniegelenk", sagt der 52-Jährige, der sich nun ganz auf seine Funktionärstätigkeit beschränken kann. Als Vorsitzender des KV Lohengrin plant er gerade das Jubiläumsjahr 2021. Dann wird der Verein 125 Jahre alt, Meußgeyer recherchiert derzeit für eine Chronik. Doch ob und in welcher Form die 153 Mitglieder von Lohengrin überhaupt feiern dürfen, steht aber wegen der Corona-Pandemie noch in den Sternen.

1978, mit zehn Jahren, hat Matthias Meußgeyer mit dem Kegelsport begonnen. Bis auf ein vierjähriges Gastspiel beim SKC Kasendorf, mit dem er zwei Mal bis in die Landesliga aufstieg, spielte er immer für seinen Heimatverein KV Lohengrin. "Ich habe in den 42 Jahren fast kein Punktspiel versäumt", blickt Matthias Meußgeyer auf seine Karriere zurück und rechnet nach. "Summa summarum dürfte ich wohl an die 700 Punktspiele bestritten haben."

Der 52-Jährige hätte durchaus höher spielen können als "nur" in der Bayernliga, die von 2018 bis zum Abstieg in diesem Jahr die Heimat des KV Lohengrin war. "Ich hatte Angebote auch aus der 1. und 2. Bundesliga", sagt Meußgeyer, dessen Bestleistungen über das 200-Kugel-Spiel bei 1043 Holz, über das neue 120-Kugel-Spiel bei 644 Kegeln liegen - beides erstligareif. In seinen besten Jahren waren Saisonschnitte um die 950 Holz nichts Besonderes für den Lohengriner. Seine größten Erfolge feierte Meußgeyer aber im Tandem-Kegeln, als er mit Joachim Meyer 2011 Bayerischer Meister wurde, und mit der Auswahl des SKV Kulmbach (Meußgeyer, Hans-Dieter Plommer, Zdenek und Vlamdir Prochazka, Wolfgang Wellach, Thomas Seyfferth), mit der er erst im Bundes-Finale des DKCB-Pokals an der Münchner Auswahl scheiterte.