SKC Kasendorf: Der Frust des Sigmund Pohl
Autor: Christian Schuberth
Kasendorf, Donnerstag, 17. Dezember 2015
Der Macher des SKC Kasendorf, Sigmund Pohl, ist sauer auf den Verband. Denn der hat seinem Verein den 5:3-Sieg gegen Gut Holz Zeil aberkannt. Trotzdem bleibt die Mannschaft an der Tabellenspitze der Sportkegler-Bayernliga.
Die vorweihnachtliche Stimmung beim SKC Kasendorf ist verdorben. Denn gestern kam es schwarz auf weiß: die Punkte vom 5:3-Heimsieg am 7. November gegen den 1. SKK Gut Holz Zeil sind futsch. Obwohl die Sportkegler aus dem "Goldenen Anker" weiterhin Tabellenführer der Bayernliga sind, sitzt bei Macher Sigmund Pohl der Frust tief: "Ich bin extrem enttäuscht vom Verband und hätte gute Lust, alles hinzuwerfen und den Verein aufzulösen." Und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr. Denn vor 50 Jahren hat Sigmund Pohl den SKC Kasendorf mit aus der Taufe gehoben.
Was ist geschehen? Anfang November hatten die Kasendorfer ihr Heimspiel gegen Gut Holz Zeil nach einem 0:2-Rückstand dank der am Ende um 23 Zähler besseren Gesamtholzzahl noch mit 5:3 gewonnen. Doch ausgerechnet der vermeintliche Sieggarant kostet den Kasendorfern jetzt die Punkte.
Holger Jahn, 2. Vorsitzender des SKK Gut Holz Zeil und selbst Mitglied der Bayernliga-Mannschaft, erinnert sich ganz genau: "Als wir das merkten, haben wir uns beim Schiedsrichter Dieter Rothemund beschwert. Er hat nicht gleich reagiert, dann aber Ladislav Urban auf seinen Fehler hingewiesen. Doch erst nachdem sein Mitspieler Radek Dvorak übersetzt hat, hat Urban wieder die richtigen Kugeln genommen." Fünf Schub mit ihren Kugeln könnten die Zeiler dem Kasendorfer Top-Kegler nachweisen, beteuert Holger Jahn.
Sigmund Pohl räumt zwar den Fehler seines Tschechen ein, spricht aber nur von einem einmaligen Versehen. Allerdings war der 77-Jährige selbst bei Urbans Würfen nicht vor Ort, sondern gerade mit dem Auto unterwegs.
Schiedsrichter Dieter Rothemund, der gleichzeitig auch seit 35 Jahren Vorsitzender des SKC Kasendorf ist, sieht seinen Fehler ein: "Ich habe nicht bemerkt, dass Urban mit Kugeln der Zeiler spielt." Pohl weiß auch: "Normalerweise gibt es für die einmalige Benutzung einer falschen Kugel eine Gelbe Karte, und der Wurf zählt."
Doch weil am Ende gerade Urbans Holzzahlen das knappe Duell entschieden, entschlossen sich die Zeiler, so Jahn, den Verstoß gegen die Sportordnung dem Bayernliga-Spielleiter Robert Schmid (Betzigau/Allgäu) zu melden.
Kasendorf fehlen die Spieler
Robert Schmid setzte daraufhin ein Wiederholungsspiel für den morgigen Samstag an. "Das ist seit vier Wochen bekannt", sagt Holger Jahn, dessen Verein extra seine Weihnachtsfeier verlegte.
Unnötig, denn in dieser Woche sagte der SKC Kasendorf die Partie ab, worüber Jahn enttäuscht ist: "Uns wäre eine sportliche Lösung lieber gewesen." Doch Sigmund Pohl erklärt: "Die meisten unserer tschechischen Spieler müssen am Samstag arbeiten. Und mit einer nicht konkurrenzfähigen Mannschaft will ich nicht antreten." Auf einen Nachholtermin Ende Februar habe sich der Gegner aber nicht eingelassen.Enttäuscht ist Pohl nicht nur über das Vorgehen des SKK Gut Holz Zeil. "Das ist unsportlich. Wenn ich verloren habe, habe ich verloren und lege nicht drei Tage später Protest ein."
Sein Ärger zielt vor allem auf den Verband. Pohl: "Ich bin enttäuscht, dass man so einseitig abgeurteilt wird, ohne angehört zu werden." Den Vorwurf kann Michael Hofmann, Vizepräsident des BSKV aus Weidhausen, so aber nicht stehen lassen: Die Kasendorfer wurden auch um eine Stellungnahme gebeten, doch auf sie wartet der Spielleiter bis heute."
Der SKC Kasendorf könnte jetzt noch Einspruch gegen die Spielwertung einlegen. Doch darauf hat Sigmund Pohl keine Lust. "Da bräuchte ich einen Rechtsanwalt, außerdem habe ich dafür die Zeit nicht", sagt der 77-Jährige Gastronom, der befürchtet, auch bei der nächsten Verbands-Instanz keine Chance zu haben und vielmehr eine noch höhere Geldstrafe als bislang 150 Euro zu bekommen.
Sigmund Pohl glaubt, dass sein Verein nicht sonderlich angesehen ist, weil sich der SKC Kasendorf seit Jahren ausschließlich aus tschechischen Spielern rekrutiert. "Deshalb mag man uns nicht." Michael Hofmann verneint zumindest für den Verband diesen Vorwurf: "Das haben wir nicht zu bewerten."
Sigmund Pohl hat aber bei vielen Auswärtsspielen erlebt, wie wenig der SKC Kasendorf geachtet ist. Nicht selten schlage seinen Spielern sogar unverhohlener "Rassismus" entgegen, beklagt Pohl: "Da werden unsere Spieler schon mal als Tschechen-Säcke beleidigt!"