Kulmbachs schönste Pfade: Auf den Spuren der Wilderer
Autor: Michael Kraus
Ludwigschorgast, Freitag, 06. März 2015
Abseits der Hauptwege finden sich oftmals unentdeckte, reizvolle Trainingsmöglichkeiten. Der Ludwigschorgaster Laufexperte Michael Kraus stellt in unserer neuen Serie "Kulmbachs schönste Pfade" vor.
Immer auf den gleichen Strecken zu trainieren, wird mit der Zeit langweilig. Michael Kraus bietet Abwechslung. Er kennt viele Trainingsstrecken abseits der Hauptwege, die tolle Naturerlebnisse und neue Perspektiven bieten. Gemeinsam mit Lauffreunden testet der 54-Jährige für uns "Kulmbachs schönste Pfade".
Zum Auftakt zeigt der Ludwigschorgaster sieben anderen Läufern einen elf Kilometer langen Pfad rund um seine Heimatgemeinde, den er nach einem Teilabschnitt den "Wildererpfad" getauft hat. "Ich wette, dass selbst viele Einheimische den Pfad nicht kennen." Die beiden weiblichen und fünf männlichen Laufenthusiasten waren von der Strecke hellauf begeistert. "Ich wusste gar nicht, dass man hier so schöne Aussichten genießen kann", sagt die für die SGB Stadtsteinach startende Jutta Kratzel aus Kulmbach. Die einhellige Meinung: "Wir kommen wieder!"
Gleich beim ersten Pfad wurden die Läufer mit allen Herausforderungen konfrontiert, die das Laufen im Gelände mit sich bringt. Der Sprung über liegende Bäume war ebenso zu meistern wie Matsch, Schnee und Eis. Die knorrigen, geschlängelten Pfade mit satten Anstiegen waren natürlich das Salz in der Suppe.
Start in Ludwigschorgast
Vom Ludwigschorgaster Marktplatz aus läuft man zunächst auf der Hauptstraße zum Ortsausgang Richtung Kupferberg. Hier biegt die Gruppe auf den Forstweg ab. Nach einigen Höhenmetern zweigt der "Wildererpfad" ab - ein schmaler Pfad, nicht breiter als 50 bis 60 Zentimeter. Nebeneinander laufen ist hier nicht möglich.
Bergan führt dieser Pfad den Steilabhang des Frankenwaldes querend zu einem kleinen Aus-sichtspunkt. Dann folgt ein kräftezehrender Aufstieg auf einem Steig durch dichten Mischwald.
Es folgt ein breiterer Forstweg, der in westlicher Richtung, oberhalb des Kupferberger Steinbruchs - auch hier ist die Aussicht phantastisch - zum Würmberg führt. Nachdem der höchste Punkt (522 Meter) nach etwa 2,3 Kilometern erreicht ist, führt wieder ein breiterer Forstweg in östlicher Richtung hinunter. Auch hier sind schöne Blicke ins Fichtelgebirge zu genießen.
Nachdem die Gruppe eine längere Passage über tiefen Matsch - Helga Kauper hatte ihre wahre Freude mit ihren neuen Trailschuhen - hinter sich hat, wird die alte Wirsberger Straße erreicht. Auf dieser laufen die Sportler wieder bergauf Richtung Wirsberg. Am Ende der Forststraße biegen die Läufer ab und laufen über Holzstufen aufwärts auf einem interessanten Pfad, der am Kaiserdenkmal vorbei führt und einen schönen Blick ins Schorgasttal und auf Wirsberg ermöglicht.
Nach zwei Serpentinen befindet man sich am Pavillon und erreicht nach kurzem, steilen Anstieg über die Theresienwiese wieder die alte Wirsberger Straße. Nach etwa 1,5 Kilometern führt die Strecke nochmal Richtung Steilabfall des Frankenwaldes. Nach einem kurzen Anstieg hinein in den Wald und dann den Weg unterhalb der Schranke folgend läuft man bis zu einer Futterkrippe. Unmittelbar dahinter führt ein steiler Pfad hinab. Über ein Bächlein schlängelt sich ein schmaler Pfad hinauf. Jeder gibt sein Bestes, um den letzten kurzen Anstieg über knorrige Pfade zu meistern. "Die Oberschenkel brennen", ist aus der Gruppe zu hören.
Relativ flach verläuft der weitere Parcours bis zur "Lahmagrube" (Lehmgrube). Hier zweigt ein schmaler Weg ab, der steil hinunter, am Friedhof, vorbei zum Ausgangspunkt führt.
Knackige Runde
Die Runde ist mit elf Kilometern und 400 Höhenmetern Anstiegsleistung durchaus knackig. Trotzdem schwärmen alle sieben Läufer vom "schönen Lauferlebnis".
Kraus verrät viele Geheimtipps
Der Ludwigschorgaster Ausdauersportler Michael Kraus stellt in unserer Serie "Kulmbachs schönste Pfade" abwechslungsreiche Trainings-Routen im Landkreis vor - echte Geheimtipps. Zusammen mit erfahrenen Läufern wird er verschiedene Single-Trails mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Streckenlängen unter die Füße nehmen.
Aber nicht nur der trainierte Ausdauersportler, sondern auch der Wanderer, Walker oder Nordic Walker kann anhand der Streckenbeschreibung die Routen im gemütlichen Tempo ablaufen und dabei sicherlich den einen oder anderen Weg für sich neu erschließen.
Die Idee von Michael Kraus war, Sportler gezielt auf den Rennsteiglauf vorzubereiten. Dieser wird seit 1973 durchgeführt und ist Europas älteste Traillaufveranstaltung. Kraus selbst hat 17 Mal am Rennsteiglauf teilgenommen und dabei über tausend Kilometer zurückgelegt.
Deutlich anspruchsvoller
Traillaufen beginnt dort, wo die Straße aufhört. Das Laufen auf Pfaden ist nicht mit dem Waldlauf durch den gepflegten Forst zu vergleichen, sondern deutlich anspruchsvoller. Die Schrittlängen variieren ständig (bergauf kürzer - bergab länger), so dass mehr Muskeln eingesetzt werden als in der Ebene. Der Untergrund auf Pfaden ist vielfältig: sandig, steinig, felsig, matschig.
"Voraussetzungen sind eine gute Kondition, Trittsicherheit und unempfindliche Füße und Gelenke. Nur dann macht das Geländelaufen auch wirklich Spaß", sagt Michael Kraus.
In der nächsten Folge stellt Michael Kraus einen etwa 13 Kilometer langen Pfad rund um Wirsberg vor.
Zur Person: Michael Kraus
Der Ludwigschorgaster Ausdauersportler Michael Kraus (54) hat in Sachen Trailrunning eine Menge Erfahrung. Seine spektakulärsten Läufe absolvierte er im Himalaya, in den peruanischen Anden, auf den Inseln Rèunion und Korsika, oder in den Alpen, die er von Deutschland nach Italien überquerte. Insgesamt hat der Ludwigschorgaster Langstreckenläufer ins seiner 32-jährigen Laufkarriere etwa 65 000 Kilometer heruntergespult. red