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Kulmbacherin Köhler: 50 000 Kilometer für den Traum von der Bundesliga


Autor: Jürgen Valentin

Kulmbach, Mittwoch, 07. März 2018

Die Kulmbacherin Steffi Köhler kickt für den FC Nürnberg in der U17-Bundesliga. Wie sie Profisport, Schule und Fahrkilometer bewältigt.
FCN-Stürmerin Steffi Köhler (vorne) hatte gegen Spitzenreiter SC Freiburg einen schwierigen Stand.  Foto: Jürgen Valentin


Stressig war es, das vergangene Wochenende: Am Samstag Heimspiel in der U17-Juniorinnen-Bundesliga Süd gegen den mit sechs Nationalspielerinnen gespickten SC Freiburg, am Sonntag süddeutsche Hallenfußball-Meisterschaft in Augsburg. Wegstrecke gesamt: etwa 640 Kilometer. Leistungssport ist aufwendig - und mitunter frustrierend. Gegen Spitzenreiter SC Freiburg setzte es für die Kulmbacherin Stefanie Köhler und ihre Teamkolleginnen vom 1. FC Nürnberg eine 0:2-Heimniederlage, tags darauf schieden die FCN-Youngster als bayerischer Hallenfußball-Meister bereits nach der Vorrunde aus. Ein Frust-Wochenende eben.

Eine Woche zuvor war die 16-jährige Kulmbacherin besser gelaunt: Im Bundesliga-Kellerduell beim Vorletzten Karlsruher SC erzielte sie in der Schlussphase das 3:2-Siegtor - ihr dritter Saisontreffer. In dieser Spielzeit zählt nur der Klassenerhalt für den FCN-Nachwuchs, der neben Bayern München der einzige bayerische Vertreter in der Elite-Liga ist. Allerdings waren die Nürnbergerinnen in der Vorsaison noch Vierter. Den Leistungseinbruch trotz fast identischen Spielerkaders führt Steffi Köhler auf den im Sommer vollzogenen Trainerwechsel zurück. Die offensichtliche Fehlbesetzung revidierten die Club-Verantwortlichen im Spätherbst. "Seit dem Trainerwechsel sind wir wieder ein Team", ist Köhler überzeugt, dass der Klassenerhalt gelingt. Und die technisch versierte Stürmerin hat ein weiteres Ziel: den Sprung in den Damenbereich. Die Kulmbacherin absolvierte fast die gesamte Wintervorbereitung mit den FCN-Damen und sollte nach der Winterpause auch regelmäßig in der Regionalliga zum Einsatz kommen. Doch für Köhler hat derzeit die U17 Priorität, dort zählt sie zu den Leistungsträgerinnen.


Ganze Familie eingebunden

Dass die talentierte 16-Jährige hochklassig Fußball spielen kann, verdankt sie auch ihren Eltern Jürgen und Dagmar Köhler. Mutter Dagmar fährt ihre Tochter vier Mal die Woche zu Training und Spiel nach Nürnberg und zudem wöchentlich zum Stützpunkttraining nach Friesen. Mehr als 50 000 Kilometer kommen jährlich zusammen. Bei den Heim- und Auswärtsspielen am Wochenende ist dann auch Vater Jürgen dabei, ab und an schaut Bruder Michael (20) zu. Verständlich, dass angesichts des enormen zeitlichen Aufwands der Wechsel vom FFC Hof zum 1. FC Nürnberg vor knapp eineinhalb Jahren bei Familie Köhler ausgiebig diskutiert wurde. Entscheidend war, dass die Club-Verantwortlichen Steffi Köhler unbedingt verpflichten wollten und die Aufnahme in das FCN-Fußballinternat an der Berthold-Brecht-Gesamtschule anboten.

Im Frühsommer steht nun die nächste Entscheidung bevor: Wo absolviert Köhler ihre erste Saison im Damenbereich? Die Club-Verantwortlichen wollen die Kulmbacherin unbedingt halten. Es liegen aber auch Anfragen anderer höherklassiger Vereine vor. Die Entscheidung hängt auch von beruflichen beziehungsweise schulischenWerdegang Köhlers ab: Im Sommer macht die 16-Jährige, die trotz ihres zeitintensiven Hobbys eine gute Schülerin ist, den Realschulabschluss. Köhler ist noch unschlüssig, ob sie auf die Fachoberschule wechselt oder eine Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnt. Doch eins weiß sie genau: Sie will als Fußballerin "so hochklassig wie möglich" spielen.


Der Steckbrief von Stefanie Köhler


Alter:
16 Jahre

Wohnort: Kulmbach

Schule: Carl-von-Linde Realschule Kulmbach (10. Klasse)

Aktueller Verein: seit 2016 beim 1. FC Nürnberg (B-Juniorinnen-Bundesliga)

Bisherige Vereine: VfR Katschenreuth (G- bis D-Junioren), JFG Friesenbachtal (C-Junioren-Bezirksoberliga der Jungen), SV Reitsch (Juniorinnen und Landesliga-Damen), FFC Hof (Juniorinnen und Bayernliga-Damen)