Kulmbacher spioniert für den Star-Trainer
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Mittwoch, 23. Januar 2019
Der Kulmbacher Rentner Alfons Schunk gehört bei der Asien-Meisterschaft zur Delegation der philippinischen Nationalmannschaft. Eine Woche lang assistiert er dem früheren englischen Nationalcoach Sven Göran Eriksson.
Alfons Schunk ist bestens vernetzt. In seinem Handy hat der Kulmbacher die Nummern vieler Promis der Fußball-Szene, national und international. Schunk schreibt Kurznachrichten mit Club-Trainer Michael Köllner, Ex-FIFASchiedsrichter Urs Meier, dem nigerianischen Nationalcoach Gernot Rohr oder gar der grauen Eminenz unter den Spielervermittlern, Pini Zahavi. Das ist der, der den 222-Millionen-Euro-Wechsel von Neymar nach Paris eingefädelt hat und nun auch Bayern-Stürmer Robert Lewandowski berät.
Während unseres Gesprächs schellt Schunks Telefon. Der 68-Jährige geht ran: "Hallo, Eckhard." Gemeint ist Eckhard Krautzun, die zehn Jahre ältere Trainerlegende. Der langjährige Bundesliga-Coach (u.a. 1860, Kaiserslautern, Wolfsburg, Mainz), der auch schon in Kenia, Kanada, Tunesien und auf den Philippinen Nationaltrainer war und seit Jahren fußballerische Aufbauhilfe für China leistet, hat nur eine kleine Information für Schunk, nichts Weltbewegendes.
Die goldene Torte
Dann erzählt der Rentner aus Kulmbach sein neuestes Fußball-Märchen. Er, der es selbst als Kicker gerade mal auf Kreisebene gekickt hat, noch nicht einmal einen Trainerschein hat und sich für sein schlechtes Englisch schämt, darf eine Woche lang Startrainer Sven-Göran Eriksson assistieren. Beim Asien-Cup in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Alfons Schunk offizielles Mitglied der 40-köpfigen Delegation der philippinischen Nationalmannschaft, nächtigt mit ihr in Luxushotels ("Da bekommst Du kein Zimmer unter 250 Euro, aber der Verband hat alles bezahlt"), beobachtet für Trainer Eriksson Gegner und ist auch schon mal in geheimer Mission unterwegs. "Bei den Chinesen wollte ich beim Training in Abu Dhabi spionieren, aber das hat nicht geklappt. Dann habe ich ein Stück Torte gegessen - mit drei Goldfäden drauf." Als die Rechnung kam, musste Schunk schlucken - 24 Euro. Geprahlt wie Franck Ribery hat Schunk damit aber lieber nicht...
Assistent und Mediendirektor
"Das ist schon Wahnsinn, wenn man mit solchen Leuten wie Sven Göran Eriksson auf Augenhöhe sprechen kann. Sven ist ein ganz angenehmer Mensch", sagt Alfons Schunk, der eine Woche lang ganz eng mit dem langjährigen englischen Nationaltrainer in Kontakt steht. "Wir waren früh um acht immer die Ersten beim Frühstück, sind dann meist um 10 Uhr mit der Mannschaft ins Fitnessstudio gegangen, wenn kein Spiel war", erzählt der Kulmbacher. Doch der Rentner musste - notgedrungen - auch den Mediendirektor der Filipinos geben. "Ich habe jeden Tag zehn, 15 Journalisten empfangen und ihne n Spieler oder Trainer für Interviews vermittelt."
Schunk kommt die Reise an den persischen Golf immer noch wie ein Märchen aus 1001 Nacht vor. "Ein Traum, das größte Erlebnis bisher", schwärmt der 68-Jährige, der immerhin schon mal eine Woche lang bei Sir Alex Ferguson bei Manchester United hospitieren durfte - auf Vermittlung von Eckhard Krautzun, einem alten Freund der englischen Trainerlegende.
Erst einen Tag vor dem Abflug flattert die Einladung zur Asien-Meisterschaft in Schunks Briefkasten. Das Ticket hat sich der Kulmbacher aber redlich verdient. Schließlich ist es vor allem Alfons Schunk zu verdanken, dass sich die "Azkals" (Straßenhunde), so der Spitzname für die philippinische Nationalmannschaft, erstmals in ihrer Geschichte für die Asienmeisterschaft qualifizieren konnten.
Seit 2005 geht es bergauf
2005 stehen die Philippinen auf Rang 188 der Fußball-Weltrangliste und holen sich international nur Packungen ab. Dann lernt Alfons Schunk den philippinischen Fußball-Verbandsfunktionär Dan Palami kennen, Bauunternehmer und gleichzeitig Mäzen der Nationalelf. Der Kulmbacher will dem Heimatland seiner Frau Archie, mit der er inzwischen 26 Jahre verheiratet ist, fußballerisch auf die Beine helfen.