Kulmbacher spioniert für den Star-Trainer

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Auf dem Weg zur gemeinsamen Fitness-Einheit: Der Kulmbacher Alfons Schunk war Assistent von Star-Trainer Sven Göran Eriksson (rechts) bei der Asien-Meisterschaft. Foto: privat
Auf dem Weg zur gemeinsamen Fitness-Einheit: Der Kulmbacher Alfons Schunk war Assistent von Star-Trainer Sven Göran Eriksson (rechts) bei der Asien-Meisterschaft. Foto: privat
Der aus Schweinfurt stammende Deutsch-Filipino Stephan Schröck wird im Gruppenspiel gegen China von Zhang Linpeng attackiert. Beim 0:3 hatten die "Azkals" keine Chance.imago
Der aus Schweinfurt stammende Deutsch-Filipino Stephan Schröck wird im Gruppenspiel gegen China von Zhang Linpeng attackiert. Beim 0:3 hatten die "Azkals" keine Chance.imago
 
Vor dem Spiel der Philippinen gegen China. Foto: privat
Vor dem Spiel der Philippinen gegen China. Foto: privat
 
Alfons Schunk wird im Hotel Tee gereicht. Foto: privat
Alfons Schunk wird im Hotel Tee gereicht.  Foto: privat
 
Alfons Schunk in der VVIP-Loge - die ist noch eine Nummer exklusiver als der Bereich für die "normalen" VIPs. Foto: privat
Alfons Schunk in der  VVIP-Loge - die ist noch eine Nummer exklusiver als der Bereich für die "normalen" VIPs. Foto: privat
 
In der VVIP-Loge gibt es sogar Live-Bilder aus den Kabinen der Teams - aber nur, bevor sie die Fußballer betreten. Foto: privat
In der VVIP-Loge gibt es sogar  Live-Bilder  aus den Kabinen der Teams - aber nur, bevor sie die Fußballer betreten. Foto: privat
 
Foto: privat
Foto: privat
 
Abu Dhabi. Foto: privat
Abu Dhabi. Foto: privat
 
Ankunft der philippinischen Nationalmannschaft in Dubai. Foto: privat
Ankunft der philippinischen Nationalmannschaft in Dubai. Foto: privat
 
Das Kuchenbuffet mit der vergoldeten Torte. Foto: privat
Das Kuchenbuffet mit der vergoldeten Torte. Foto: privat
 
Alfons Schunk fachsimpelte schon mit Sir Alex Ferguson. Foto: privat
Alfons Schunk fachsimpelte schon mit Sir Alex Ferguson. Foto: privat
 
Alfons Schunk mit Wayne Rooney. Foto: privat
Alfons Schunk mit Wayne Rooney. Foto: privat
 
Der Burj Kalifa in Dubai. Foto: privat
Der Burj Kalifa in Dubai. Foto: privat
 
Alfons Schunk mit dem ehemaligen Barcelona-Profi Juan Antonio Pizzi. Der Argentinier wurde nach dem Ausscheiden als Coach der Saudi-Arabier entlassen. Foto: privat
Alfons Schunk mit dem ehemaligen Barcelona-Profi Juan Antonio Pizzi. Der Argentinier wurde nach dem Ausscheiden als Coach der Saudi-Arabier entlassen. Foto: privat
 
Ein Riesenerlebnis war der Asien-Cup für den Kulmbacher Alfons Schunk. Foto: privat
Ein Riesenerlebnis war der Asien-Cup für den Kulmbacher Alfons Schunk. Foto: privat
 

Der Kulmbacher Rentner Alfons Schunk gehört bei der Asien-Meisterschaft zur Delegation der philippinischen Nationalmannschaft. Eine Woche lang assistiert er dem früheren englischen Nationalcoach Sven Göran Eriksson.

Alfons Schunk ist bestens vernetzt. In seinem Handy hat der Kulmbacher die Nummern vieler Promis der Fußball-Szene, national und international. Schunk schreibt Kurznachrichten mit Club-Trainer Michael Köllner, Ex-FIFASchiedsrichter Urs Meier, dem nigerianischen Nationalcoach Gernot Rohr oder gar der grauen Eminenz unter den Spielervermittlern, Pini Zahavi. Das ist der, der den 222-Millionen-Euro-Wechsel von Neymar nach Paris eingefädelt hat und nun auch Bayern-Stürmer Robert Lewandowski berät.

Während unseres Gesprächs schellt Schunks Telefon. Der 68-Jährige geht ran: "Hallo, Eckhard." Gemeint ist Eckhard Krautzun, die zehn Jahre ältere Trainerlegende. Der langjährige Bundesliga-Coach (u.a. 1860, Kaiserslautern, Wolfsburg, Mainz), der auch schon in Kenia, Kanada, Tunesien und auf den Philippinen Nationaltrainer war und seit Jahren fußballerische Aufbauhilfe für China leistet, hat nur eine kleine Information für Schunk, nichts Weltbewegendes.

Die goldene Torte

Dann erzählt der Rentner aus Kulmbach sein neuestes Fußball-Märchen. Er, der es selbst als Kicker gerade mal auf Kreisebene gekickt hat, noch nicht einmal einen Trainerschein hat und sich für sein schlechtes Englisch schämt, darf eine Woche lang Startrainer Sven-Göran Eriksson assistieren. Beim Asien-Cup in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Alfons Schunk offizielles Mitglied der 40-köpfigen Delegation der philippinischen Nationalmannschaft, nächtigt mit ihr in Luxushotels ("Da bekommst Du kein Zimmer unter 250 Euro, aber der Verband hat alles bezahlt"), beobachtet für Trainer Eriksson Gegner und ist auch schon mal in geheimer Mission unterwegs. "Bei den Chinesen wollte ich beim Training in Abu Dhabi spionieren, aber das hat nicht geklappt. Dann habe ich ein Stück Torte gegessen - mit drei Goldfäden drauf." Als die Rechnung kam, musste Schunk schlucken - 24 Euro. Geprahlt wie Franck Ribery hat Schunk damit aber lieber nicht...

Assistent und Mediendirektor

"Das ist schon Wahnsinn, wenn man mit solchen Leuten wie Sven Göran Eriksson auf Augenhöhe sprechen kann. Sven ist ein ganz angenehmer Mensch", sagt Alfons Schunk, der eine Woche lang ganz eng mit dem langjährigen englischen Nationaltrainer in Kontakt steht. "Wir waren früh um acht immer die Ersten beim Frühstück, sind dann meist um 10 Uhr mit der Mannschaft ins Fitnessstudio gegangen, wenn kein Spiel war", erzählt der Kulmbacher. Doch der Rentner musste - notgedrungen - auch den Mediendirektor der Filipinos geben. "Ich habe jeden Tag zehn, 15 Journalisten empfangen und ihne n Spieler oder Trainer für Interviews vermittelt."

Schunk kommt die Reise an den persischen Golf immer noch wie ein Märchen aus 1001 Nacht vor. "Ein Traum, das größte Erlebnis bisher", schwärmt der 68-Jährige, der immerhin schon mal eine Woche lang bei Sir Alex Ferguson bei Manchester United hospitieren durfte - auf Vermittlung von Eckhard Krautzun, einem alten Freund der englischen Trainerlegende.

Erst einen Tag vor dem Abflug flattert die Einladung zur Asien-Meisterschaft in Schunks Briefkasten. Das Ticket hat sich der Kulmbacher aber redlich verdient. Schließlich ist es vor allem Alfons Schunk zu verdanken, dass sich die "Azkals" (Straßenhunde), so der Spitzname für die philippinische Nationalmannschaft, erstmals in ihrer Geschichte für die Asienmeisterschaft qualifizieren konnten.

Seit 2005 geht es bergauf

2005 stehen die Philippinen auf Rang 188 der Fußball-Weltrangliste und holen sich international nur Packungen ab. Dann lernt Alfons Schunk den philippinischen Fußball-Verbandsfunktionär Dan Palami kennen, Bauunternehmer und gleichzeitig Mäzen der Nationalelf. Der Kulmbacher will dem Heimatland seiner Frau Archie, mit der er inzwischen 26 Jahre verheiratet ist, fußballerisch auf die Beine helfen.

Alfons Schunk wird ehrenamtlicher Berater des Verbandes, sucht erst in Deutschland und inzwischen weltweit nach geeigneten Fußballern mit phil ippinischen Wurzeln. Der Kulmbacher knüpft Kontakte zum DFB, der die Trainer Michael Weiß (2011 bis 2014) und dann Tom Dooley (2014 bis 2018) auf die Philippinen vermittelt. Sie und die von Schunk vermittelten deutschen Profis wie Stephan Schröck (Hoffenheim, Frankfurt, Fürth) verbessern das Niveau der "Azkals" deutlich, inzwischen ist man die Nummer 116 der Welt. Auch dank der Aufstockung des Asien-Cups auf 24 Teilnehmer dürfen die "Straßenhunde" heuer erstmals zu einem großen Turnier reisen.

Neuer Trainer muss her

Doch weil der 2018 verpflichtete Ire Scott Cooper aus dem Trainerstab von Leicester City keine FIFA-Lizenz hat, lockt Mäzen Palami kurzerhand Sven Göran Eriksson - ein echter Coup. "Ja, das war schon eine Überraschung, dass er zugesagt hat", meint Alfons Schunk. Der Schwede Eriksson, einst auch Trainer beim AS Rom oder Benfica Lissabon, arbeitete zuletzt als Vereinstrainer in China und Thailand. Dort gibt es inzwischen auch gutes Geld zu verdienen. "In Thailand und auf den Philippinen bekommt ein Erstligafußballer etwa 15 000 bis 20 000 Euro pro Monat, so viel wie in der 2. Bundesliga - nur steuerfrei", weiß Schunk. Viele der Spieler, die Schunk in Europa für die "Azkals" gescoutet hat, sind inzwischen nach Asien gewechselt.

Gerade erst vom persischen Golf zurück, sucht Schunk schon wieder die nächste Generation Nationalspieler. "Die Mannschaft muss dringend verjüngt werden", sagt der Kulmbacher. Seine Datenbank umfasst 61 Kandidaten. "Die Liste muss ich selektieren." Im Visier hat er Spieler wie Gerrit Holtmann vom FSV Mainz, aber auch Bayernligaspieler Kevin Guerra vom ATSV Erlangen.

Philippinen besser als Deutschland

Gleich acht Spieler, die der Kulmbacher Alfons Schunk in europäischen Ligen entdeckt, angesprochen und zur philippinischen Nationalmannschaft vermittelt hat, standen bei der Asien-Meisterschaft im Kader von Sven Göran Eriksson. "Er hat vor der Nominierung des Kaders alle Spieler selbst begutachtet", erzählt Alfons Schunk.

Auf dem linken Flügel wirbelt der 22-malige Bundesliga-Spieler Stephan Schröck (Fürth, Hoffenheim, Frankfurt), im Zentrum agieren John-Patrick Strauß vom Zweitligisten Erzgebirge Aue und Kevin Ingresso (ehemals HSV U23), und im Sturmzentrum steht Patrick Reichelt von Energie Cottbus - allesamt Deutsch-Filipinos und von Alfons Schunk für die "Azkals" entdeckt. Auch Luke Woodland (ehemals Bolton Wanderers), den Alex Ferguson dem Kulmbacher empfohlen hat, Stephan Palla (Rapid Wien, VfL Wolfsburg), Mike Ott, der es auch schon beim 1. FC Nürnberg versucht hat, und dessen Bruder Manuel (zuletzt FC Ingolstadt) stehen im Kader. Stephan Schröck ist inzwischen Kapitän der "Azkals" und verdient inzwischen wie die beim TSV 1860 München ausgebildeten Ott-Brüder sowie Strauß und Ingresso seine Brötchen beim philippinischen Serienmeister Ceres Negros. Der gebürtige Schweinfurter traf im Auftaktspiel der Gruppe C mit den "Azkals" auf Südkorea, dem Deutschland-Schreck der WM 2018. "Sven Göran Eriksson hat gewusst, dass wir die Mütze vollbekommen, wenn wir den Südkoreanern mitspielen. Deshalb hat er mit einer 5-4-1-Taktik auf reines Zerstören gesetzt", erzählt Alfons Schunk. Südkorea hat vor 10 000 Zuschauern etwa 80 Prozent Ballbesitz, doch die "Straßenhunde" kämpfen - am Ende vergeblich (0:1).

Keine Chance haben sie dann vor 16 000 Zuschauern in Abu Dhabi gegen China. "Die waren eine Klasse besser", sagt Schunk. Doch im letzten Spiel gegen die ebenfalls erstmals qualifizierten Kirgisen hätte das Eriksson-Team noch als einer der besten Gruppendritten weiterkommen können. "Die wären zu schlagen gewesen, doch dann macht Vitali Lux, der beim Club, in Unterhaching und in Ulm gespielt hat, drei Tore", sagt Alfons Schunk. Stephan Schröcks Freistoßtor zum 3:1 ist zu wenig, die "Azkals" müssen die Koffer packen.

"Azkals" haben Blut geleckt

Trotz der Enttäuschung - die "Azkals" haben Blut geleckt. Irgendwann wollen auch sie zu Asiens Besten gehören. Schon im März trifft sich das Nationalteam wieder in Dubai zu einem Trainingscamp. Wahrscheinlich sind dann auch die Nigerianer dort. Alfons Schunk hat deren Coach Gernot Rohr schon eine WhatsApp geschickt, um ein Testspiel zu vereinbaren.