Kulmbacher Schüler startet auf Kandahar-Strecke
Autor: Stephan Tiroch
Eppenreuth, Mittwoch, 05. Februar 2014
Der 15-jährige Jacob Schramm aus Eppenreuth darf am Wochenende auf der berühmten Abfahrtspiste in Garmisch-Partenkirchen starten. "Das ist einfach geil", schwärmt der Frankenwald-Junge, den seine Trainerin für ein Ausnahmetalent hält.
Wie geil ist das denn? Auf der berühmten Kandahar-Strecke in Garmisch-Partenkirchen trainieren und Rennen fahren. Das wünscht sich jeder Skifahrer - für Jacob Schramm aus Eppenreuth (Gemeinde Grafengehaig) geht der Traum am Wochenende in Erfüllung. Er darf auf einer der anspruchsvollsten Renn strecken im Alpinen Skiweltcup trainieren und zwei Super-G-Rennen fahren. "Da kommt echtes Weltcup-Feeling auf", schwärmt der 15-Jährige.
Vielleicht mal im Weltcup?
Das Skitalent aus dem Frankenwald startet inzwischen für den SC Bad Aibling im Inngau und hat sich im Nachwuchs bereich des Deutschen Skiverbands bereits einen Namen gemacht. Inngau-Landestrainerin Kinga Maria Rozanska hält viel von ihrem Schützling aus Oberfranken und empfiehlt einen Wechsel ans Skigymnasium Berchtesgaden. "Er ist ein Ausnahmetalent, weil er deutlich weniger trainiert als die anderen, aber besser ist. Das Skigymnasium ist die einzige Möglichkeit, dass er vielleicht mal in der Weltspitze mitfährt. Denn dort wird er professionell betreut", betont sie und bescheinigt dem Jungen: "Im Training ist er sehr fleißig und voll zielorientiert."
Jacob fährt seit sechs, sieben Jahren Skirennen. Als Flachländer hat er es jetzt wieder den Alpenkindern und Schülern des Skigymnasiums Berchtesgaden gezeigt, die alle viel mehr Schneetraining absolvieren können: Bei zwei Rennen in Scheffau (Tirol) im Rahmen des Inngau-Sparkassen-Cups erkämpft er sich zwei Slalomsiege in der U16, einmal sogar die Tagesbestzeit aller Klassen.
Wie bei den Großen geht es auch beim Nachwuchs um Hundertstelsekunden: Nach dem ersten Slalomdurchgang liegt Jacob nur auf Rang 3 (45,20 Sekunden) - hinter Andreas Homsek (45,01/ASV Großholzhausen) und Simon Dupier (45,10/WSV Samerberg). Im zweiten Lauf fährt der Kulm bacher Schüler mit 47,75 Sekunden Bestzeit (gesamt 1:32,95). Da kann die Konkurrenz nicht mithalten. Andreas (48,36/ 1:33,37) wird Zweiter, Simon (49,90/1:35,00) gar nur Vierter.
Mit seinen beiden Siegen sichert sich Jacob einen festen Startplatz beim Deutschen Schülercup (DSC) in Garmisch-Partenkirchen. "Für mich ist es wichtig, anfangs der Saison gute Ergebnisse zu bringen, um einerseits zu wissen, wo ich stehe, und andererseits in der Rangliste so weit wie möglich vorzukommen", erklärt der 15-Jährige, der aktuell Platz 9 in der U16-Wertung des DSV belegt. "Mein Ziel ist es, unter die ersten Acht zu kommen", sagt er. Es geht um einen Platz im Landeskader.
Den Lohn für seine Erfolge bekommt Jacob am Wochen ende. "Mit den beiden Siegen habe ich meinen Startplatz im DSC gesichert und darf zwei Trainingstage und zwei Super-G-Rennen in Garmisch-Partenkirchen auf der Kandahar-Strecke mitfahren. Das ist einfach geil. Die Strecke ist drei Tage für unser Training und die Rennen gesperrt."
Die Schüler fahren auf der Damenstrecke am Kreuzeck. Start ist auf 1478 Meter am Trögelhang. Das Ziel auf der verkürzten U16-Strecke befindet sich zwischen Himmelreich und Eishang, so Rennleiter Frank Donnerstag.
Auch vor den Scheffauer Siegen hat Jacob schon gute Ergebnisse eingefahren, zum Beispiel Rang 5 bei der bayerischen Meisterschaft im Riesenslalom in Berchtesgaden. Was Vater Harald Schramm "schon erstaunlich" findet. "Er hat ganz wenig Training", so der Kulmbacher Architekt, der seinen Sohn früher auch trainiert hat und jetzt als sein Betreuer ständig mit ihm unterwegs ist.
Ob Jacob bei Slalom und Riesenslalom ("Er fährt beides gleichstark") bleiben oder sich auf die schnellen Disziplinen Abfahrt und Super G spezialisieren wird, ist Harald Schramm zufolge noch nicht abzusehen. Aber eine andere Entscheidung steht spätestens in einem Jahr an: Skigymnasium - ja oder nein?
Bis dahin ist das Team Schramm dem MGF-Gymnasium "dankbar", dass Jacob ab und zu freitags vom Unterricht befreit wird, um bei Skirennen zu starten. "Es hilft uns gewaltig, dass die Lehrer Verständnis für den Sport haben", so Harald Schramm, dessen Sohn auch vom Sportgeschäft Leithner mit "Material, Montage oder Kantenschliff" unterstützt wird.
Bis zum Saisonende müssen Jacobs Ski jedenfalls noch oft präpariert werden. Denn bis Ende März stehen zirka 15 Rennen auf dem Programm. Danach wendet sich der 15-Jährige wieder seinem Sommerhobby zu: Fußball spielen bei den C-Junioren der JFG Oberland.