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Kulmbach Brewers: Ein Frau unter harten Jungs


Autor: Katharina Müller-Sanke

Kulmbach, Freitag, 15. Juli 2016

Ihre Mitspieler sind bis zu 150 Kilo schwere Muskelberge - doch das macht Juliane nichts aus. Sie ist im Football-Fieber.
Die Übungen macht Juliane mit, setzt allerdings beim sogenannten "Tackling", also dem Umrennen des Gegners, aus. Das Verletzungsrisiko wäre für sie einfach zu hoch.


Große kräftige Männer, die den Gegner aus dem Weg räumen - so stellt man sich Footballspieler gemeinhin vor. Kein Wunder, dass manch' ein Zuschauer große Augen bekommt, wenn die Kulmbach Brewers ihre Helme und Schoner nach dem Training abnehmen. Denn neben den zahlreichen männlichen Spielern ist auch eine junge Frau dabei: Juliane Krpan ist 20 Jahre alt, hat lange Haare und ist auch sonst ein absolut weiblicher Typ. Hip-Hop tanzen hätte man ihr rein äußerlich als Hobby sicherlich eher zugetraut als einen harten Männersport. "Ich habe früher auch getanzt", gibt sie zu. "Ich tanze auch heute noch sehr gerne. Aber als richtigen Sport wollte ich etwas machen, wo man sich so richtig auspowert - und es sollte eine Ballsportart sein."


"Football ist einfach das Beste"

Über Freunde hat sie erfahren, dass es in Kulmbach eine Footballmannschaft gibt: Die Kulmbach Brewers. Kurzerhand hat sie Kontakt aufgenommen und ist sofort zum Training eingeladen worden. Das war vor einem Jahr. Seitdem ist sie im Football-Fieber. "Football ist einfach das Beste. Und das Team ist klasse."
Dass Juliane eine Frau ist, ist den Jungs egal. Sie trainiert mit, wie alle andere auch. Nur bei den offiziellen Spielen darf sie nicht mitmachen. Da sind Frauen im Football nicht erlaubt. Nur beim Rugby - einem ähnlichen Sport. "Komisch eigentlich. Rugby ist viel brutaler, und die Spieler sind weniger geschützt", wundert sich Juliane. Sie hofft, dass sich die Regeln beim Football irgendwann ändern. "Bei den Spielen bin ich immer dabei, aber halt nur als Wassergirly, das ist schon frustrierend", sagt sie.
Derzeit haben die Kulmbach Brewers einen großen Zulauf an Frauen. Allerdings nicht als Spielerinnen, sondern in der neuen Chearleading-Mannschaft. Doch das ist nichts für Juliane. "Meine Position ist auf dem Feld. Ich bin Receiver - ich muss werfen und fangen. Genau das richtige für mich", betont sie. Nicht nur weil sie eine Frau ist, sondern auch weil sie mit deutlich unter 70 Kilo viel leichter ist als ihre Kontrahenten, trainiert sie beim Tackeln nicht mit.


Ellebogen gebrochen

Erst einmal ist sie derart getackelt - also umgerannt - worden, dass ihr Ellbogen gebrochen war. Ansonsten ist noch nichts passiert. Juliane nimmt nur an Übungen teil, bei denen Fitness und Bewegung im Mittelpunkt stehen. Das bestätigt Fabian Kolb, Sprecher der Brewers. "Football ist eine Vollkontaktsportart, da geht es hart zur Sache. Für wenig trainierte Mitspieler ist das Verletzungsrisiko sehr hoch", gibt er zu bedenken.
Er und die meisten seiner Kollegen gehen vier- bis fünfmal die Woche zum Krafttraining ins Fitnessstudio. Dazu kommen die Einheiten beim Footballtraining. Die Jungs sind fit. Die meisten zwischen 85 und 95 Kilo schwere Muskelberge, einer bringt aber auch 150 Kilo durchtrainierte Masse auf die Waage.
Am Sonntag laden die Brewers zum offenen Training ein und freuen sich über neue Mitspieler - solche, die den Sport einfach kennenlernen wollen und auch solche, deren Passion der Kraftsport ist. Männer sind willkommen und auch Frauen. "Frauen und weniger trainierte Männer dürfen bei uns genauso mittrainieren. Wir achten auf den Fitnessstand des Einzelnen. Jeder macht nur so viel wie eben geht. Das Entscheidende ist, dass man motiviert und bereit ist, alles zu geben", so Kolb. Vorbeischauen lohnt sich. Die meisten kennen Football nur aus Filmen - wie es tatsächlich ist, kann man am Sonntag ab 15 Uhr beim "Tryout" auf dem Gelände des BSC herausfinden.