Kasendorfer ziehen sich aus der Bayernliga zurück
Autor: Markus Klein
Kasendorf, Donnerstag, 05. Juli 2018
Der Sportkegel-Verein "Goldener Anker Kasendorf" wird in der kommenden Bayernliga-Saison nicht antreten.
Dies meldete Vereinschef Sigmund Pohl kürzlich dem Bayerischen Sportkegler Verband (BSKV). Pohl hat den Verein vor mehr als 50 Jahren gegründet, zum ersten Mal kann er keine Mannschaft stellen.
"Alles versucht"
"Das war eine sehr schwere Entscheidung für mich, das tut mir richtig leid", sagt der 80-jährige Pohl, "aber ich bekomme einfach keine Leute mehr her." Drei Kasendorfer Spieler wechselten zu Clubs aus Cham und Weiden, Leistungsträger Ivan Zaloudik fällt wegen einer Knieverletzung lange aus. "Ich habe alles versucht, aber mit drei Mann brauche ich nicht antreten", sagt Pohl. Zunächst habe er noch gehofft, ein Team stellen zu können: "Ich habe uns angemeldet, dabei ein bisschen gepokert, und mit so ziemlich jedem Spieler verhandelt. Doch jetzt ist es zu spät." Denn seit Anfang der Woche ist die Haupt-Wechselfrist vorüber. Zwar können noch bis 30. Juli neue Spieler gewonnen werden, diese werden allerdings für die ersten drei Monate der neuen Spielzeit gesperrt. In seiner Not habe Pohl zuletzt auch Privatkegler angesprochen, "aber der Kegelsport hat dermaßen nachgelassen in den vergangenen Jahren, es gibt einfach kaum noch Spieler."
Eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hatte: Im Landkreis Kulmbach interessiere sich kaum noch jemand für den Sport, seit einiger Zeit spielten fast ausschließlich tschechische Spieler für Pohls Team. Dafür habe er sich von der Konkurrenz oft dumme, teils rassistische Sprüche anhören müssen, was ihm auch etwas den Spaß an seinem "größten Hobby" nimmt, wie er sagt.
Erfolgreiche Geschichte
Dabei blickt der Kasendorfer Verein auf eine erfolgreiche Geschichte zurück: Anfang der 90er Jahre spielten die Kasendorfer Kegler drei Jahre lang in der Bundesliga (1991, 92 und 93). Doch bereits hier zeichnete sich das Problem ab: Die Spieler wechselten nach und nach zur Konkurrenz mit höherem Budget, etwa Viktoria Bamberg und SKC Staffelstein. "In der Bundesliga geht es um's Geld - und wir haben kein Geld", fasst es Pohl zusammmen.Dennoch fand er immer wieder neue Spieler, um eine höherklassige Mannschaft zu stellen, auch wenn es zunehmend anstrengender wurde. Dennoch spielten die Kasendorfer auch nach der Bundesliga-Zeit meist in der Bayernliga (die dritthöchste Ebene im deutschen Kegelsport).
Pohl gibt nicht auf
Nun muss Pohl zum ersten Mal seit dem Jahr 1963 pausieren - doch aufgeben will der 80-Jährige nicht: "Jetzt habe ich ein Jahr lang Zeit und werde alles versuchen, dass es in der darauffolgenden Saison wieder eine Kasendorfer Mannschaft gibt", sagt er. Sie wollen die lokalen Sport-Nachrichten direkt per WhatsApp auf ihr Handy? Dann melden Sie sich hier kostenfrei an.