Im Oberland fehlen die Fußballer
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Freitag, 21. Juni 2019
Die Personalsorgen zwingen immer mehr Fußballvereine im Kulmbacher Oberland zu Kooperationen - selbst Erzrivalen machen gemeinsame Sache.
Der Fußballsport im Kulmbacher Oberland befindet sich auf dem absteigenden Ast. Überall werden aus Mangel an kickendem Personal, aber auch an Funktionären, Allianzen geschmiedet, kaum noch ein Verein schafft es, selbstständig zu bleiben.
Selbst in der früheren Kreisstadt Stadtsteinach stand jetzt die einzige Herrenfußball-Mannschaft auf der Kippe. Nach drei Absagen mangels Personal in der abgelaufenen Kreisklassen-Saison wurde der TSV Stadtsteinach, einst ein Vorzeigeverein im Landkreis, in die unterste Liga verbannt. Lange hatten die TSV-Verantwortlichen darauf gebaut, eine Spielgemeinschaft in der A-Klasse mit dem ATS Wartenfels zu bilden. Doch der sagte für den TSV überraschend noch ab.
Nun also nimmt der TSV Stadtsteinach sein B-Klassen-Schicksal an. "Wenn alle Spieler, die mir zugesagt haben, zu ihrem Wort stehen, dann sehe ich keine Schwierigkeiten, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen", sagt TSV-Fußballabteilungsleiter Wilhelm Günther, bei dem nach dem Rückzug des Sportlichen Leiters Georg Stöckel alle Fäden zusammenlaufen. Stöckel sagte zum Abschied frustriert: "Da hast du eine traumhafte Anlage, aber keine Spieler mehr."
Hellmuth hört auf
Vier Abgänge stehen beim TSV fest, auch Spielertrainer Dominik Hellmuth hört auf. Für ihn hat man aber einen Nachfolger gefunden. "Es ist ein erfahrener Trainer", sagt Günther, ohne einen Namen nennen zu wollen. In der Winterpause sollen noch ein paar A-Jugendspieler dazustoßen. Bis dahin brauche man aber weiterhin die Unterstützung der Altliga. Günther ist dennoch optimistisch: "Wir wollen in der B-Klasse schon vorne mitspielen." Im Toto-Pokal, der schon nächsten Donnerstag startet, sind die Stadtsteinacher aber ebenso wenig dabei wie die in der Kreisklasse beheimatete neue Spielgemeinschaft aus FC Kupferberg und FC Ludwigschorgast. Auch hier machte man aus der (Personal-) Not eine Tugend und bündelte die Kräfte.
Gestern bat Coach Alexander Weber die SG-Kicker erstmals zum Training. Die Kupferberger, die nach dem Abstieg aus der Kreisliga nur Lucas Holhut (FC Frankenwald) sowie die Tschechen Tomas Susko und David Benda verloren haben, stellen die Mehrheit des kickenden Personals.
Die Initiative zur Kooperation ging vom FC Kupferberg aus. 2. Vorsitzender Jürgen Holhut sagt: "Wir hätten vielleicht noch ein Jahr alleine überstanden, aber mehr schlecht als recht. Wir sehen jetzt erwartungsfroh in die Zukunft. Ich denke, dass da was Gutes zusammenwachsen kann."
Auf Ludwigschorgaster Seite führte Thomas Popp die Gespräche, der nach seinem Rücktritt vom Amt des Spielleiters wieder in die Vereinsarbeit eingestiegen ist. "Es wäre schwer für uns gewesen, eine eigenständige Mannschaft zu stellen, nachdem ein Großteil der Spieler weg ist." Unter anderem ging Spielertrainer Oliver Schedewie zu seinem Heimatverein Fortuna Untersteinach zurück.