Druckartikel: Grafengehaiger bündeln Kräfte

Grafengehaiger bündeln Kräfte


Autor: Christian Schuberth

Grafengehaig, Mittwoch, 01. April 2015

Im Frankenwald macht man jetzt gemeinsame Sache: Der SV Grafengehaig und die SG Gösmes/Walberngrün wollen fusionieren. Heimat der "Ersten" wird die Kreisklasse im Spielkreis Hof sein.
Duelle zwischen dem TSV Stadtsteinach (in der Mitte Johannes Philp) und dem SV Grafengehaig (links Patrick Witzgall, rechts Jan Kirchenlohr) wird es in der neuen Saison nicht mehr geben. Denn die Grafengehaiger kicken dann im Kreis Hof. Foto: Monika Limmer


Grafengehaig — Im Frankenwald bündelt man die Kräfte. Unter dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker" wollen die Fußballer des SV Grafengehaig und der SG Gösmes/Walberngrün gemeinsame Sache machen. Gespielt werden soll im Kreis Hof.

"Die Überlegung dazu gibt es schon länger", sagt der Spielleiter des SV Grafengehaig, Christoph Wirth. Seit ein paar Wochen wird die Sache nun konkreter, die Führungsgreminen des SV und der SG treffen sich regelmäßig und kommen Schritt für Schritt ihrem Ziel, Gründung eines neuen Vereins, näher. Erst am Dienstag trafen sich die Funktionäre des SV Grafengehaig wieder. Denn bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins am Sonntag, 12. April, um 18 Uhr in der Frankenwaldhalle soll das Konzept stehen.

Zwei Tage vorher steht die gleiche Veranstaltung bei der SG Gösmes/Walberngrün auf dem Programm (Beginn 20.30 Uhr). Die Mitglieder beider Vereine müssen letztlich auch der geplanten Fusion der Fußballer zustimmen.

Rodler: "Sind nicht die letzten"

"Wir sind nach der SG Roth-Main und der SG Rugendorf/Losau einer der ersten Vereine im Landkreis Kulmbach, die eine Fusion machen, aber sicher nicht einer der letzten", sagt Vorsitzender Manfred Rodler. Er glaubt, dass die demografische Entwicklung - gerade im strukturschwachen Ost-Oberfranken - immer mehr Dorfvereine von der Fußball-Landkarte verschwinden lassen wird. So hat die Gemeinde Grafengehaig in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche viele Einwohner verloren. Zu allem Übel musste kürzlich auch noch der einzig größere Arbeitgeber am Ort, die Firma Horn, Insolvenz anmelden.

Auch der Nachwuchsmangel wird immer gravierender. "Wir haben nur noch zehn bis 15 Jugendspieler, die alle in der JFG Oberland spielen. Sie haben aber auch nicht mehr die Bindung zum Stammverein wie wie früher", beklagt SV-Fußballabteilungsleiter Christoph Wirth. E-, F- und G-Junioren gibt es beim SV ohnehin nicht mehr. Nicht anders ergehe es der SG Gösmes/Walberngrün.
Düstere Aussichten also für die Zukunft der beiden Dorfvereine. Ansprüche hat man beim früheren Bezirksligisten SV Grafengehaig sowieso keine mehr: "Es geht nicht mehr darum, in welcher Liga wir spielen, sondern dass wir spielen!", macht Wirth unmissverständlich deutlich.

Aktuell bestand die Gefahr, dass der SV Grafengehaig und die SG Gösmes/Walberngrün nach der Saison ihre 2. Mannschaften abmelden müssten. Die Vereinsfunktionäre hoffen, dass durch die Fusion möglichst alle Spieler bleiben. "Wir wollen allen eine Perspektive bieten und deshalb versuchen, drei Mannschaften für den Spielbetrieb zu melden", sagt Christoph Wirth.

Der neue Verein wird auf jeden Fall im BFV-Spielkreis 3 (Hof/Marktredwitz) antreten. Manfred Rodler sagt: "Auch ohne Fusion hätten wir mit dem SV Grafengehaig die Kreisklasse Kulmbach verlassen, denn wir haben in der Kreisklasse Hof wesentlich kürzere Fahrten."
Offen ist noch der Name des neuen Vereins. SV-Vorsitzender Manfred Rodler sagt: "Die einen wollen einen zusammengesetzten Namen, die anderen die Ortsnamen drin haben."

Euphorie unter den Fußballern

In der Mannschaft des SV Grafengehaig herrscht derzeit Euphorie, wie Christoph Wirth mitteilt. "Fast jeder steht dem Projekt positiv gegenüber. " Bis auf einen haben sich alle SV-Fußballer - zwölf der 15 Spieler der "Ersten" kommen aus Grafengehaig - für die Zusammenarbeit mit der SG Gösemes/Walberngrün ausgesprochen. Natürlich gebe es auch einige Skeptiker im Verein, aber die müssten sich fragen lassen, ob sie weiterhin Fußball vor Ort schauen wollen oder eben nicht mehr, so Christoph Wirth.

Gemeinsame Ziele

Auch bei der SG Gösmes/Walberngrün steht man dem Vorhaben positiv gegenüber. Matthias Hartmann, einer der drei SG-Vorsitzenden, sagt: "Die ersten Gespräche verliefen außerordentlich positiv. Beide Vereine wollten nicht das Beste für sich herausholen, sondern gemeinsame Ziele entwickeln." Wichtig ist Hartmann aber, dass die bisherigen Vereine am Leben bleiben. "Wir haben noch die Wintersportabteilung, die Grafengehaiger ihre Theatergruppe. Deshalb sollen die Sportheime als Treffpunkte für das Dorfleben erhalten werden." So wünscht sich Hartmann, dass beide Stammvereine weiter ihre eigenen Feste ausrichten.