F-Jugend Fußballer wollen wieder einen Schiri und eine Tabelle
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Dienstag, 03. Sept. 2013
Bei den Fußball-Übungsleitern aus dem Raum Kulmbach stößt die neue Fair-Play-Liga bei den F2-Junioren auf wenig Begeisterung. Die Testphase wird laut Spielleiter Horst Deller aber auch in der neuen Serie fortgesetzt.
Ein Fußballspiel, in dem Sieben- und Achtjährige selbst entscheiden sollen, ob es ein Foul war oder nicht - aus Sicht vieler Übungsleiter aus dem Raum Kulmbach ist das nicht praktikabel. Die neue Fair-Play-Liga, die bei der F2 im April eingeführt worden ist und das eigenverantwortliche Handeln der Kinder fördern soll, stößt nach den ersten Erfahrungen bei zahlreichen Trainern und Jugendleitern alles andere als auf Begeisterung.
"Das ist ein Fehler"
"Ein Schiedsrichter gehört einfach auf den Platz", sagt der Jugendleiter des VfB Kulmbach, Stefan Popp, der diese Meinung auch bei der jüngsten Jugendleitertagung vertreten hat. Viele Kollegen würden seine Auffassung teilen.
"Der Nachwuchs braucht einfach eine Anleitung", sagt der Kulmbacher, der in der Testphase bei der F2 erlebt hat, dass die jungen Fußballer in strittigen Situationen überfordert sind, diese untereinander zu regeln.
Eine weitere Forderung vieler Trainer und Jugendleiter sei es, auch bei der F2 wieder eine Tabelle einzuführen. "Dass man auf eine Rangliste verzichtet, ist ein Fehler", so Popp, der betont, dass es auch ihm nicht darum geht, ein siegorientiertes Denken zu fördern: "Die Kinder wollen nach jedem Spieltag aber eben selbst wissen, wo sie in der Tabelle stehen.
Im übrigen kann ein Trainer seinem Team auch dann, wenn es auf Rang vier liegt, vermitteln, dass es Fortschritte macht. Er muss eben klar machen, dass das Verlieren zum Fußball dazugehört."
Den von vielen geforderten Schiedsrichter wird es allerdings auch mit dem Start der neuen Serie in eineinhalb Wochen nicht geben. Auch eine offizielle Tabelle wird nicht geführt, wie Spielleiter Horst Deller betont. Bei der Tagung sei jedoch vereinbart worden, dass die Vereine ihre Ergebnisse künftig dem Verband melden. "Dann kann sich jeder selbst eine Rangfolge ausrechnen."
Entscheidung fällt 2014
Laut Deller wird die Erprobungsphase in ganz Bayern bis zum Verbandstag im April 2014 fortgesetzt. Auf der Tagung werde dann entschieden, ob die Fair-Play-Liga bei der F2 fortgeführt oder sogar auf andere Altersklassen ausgeweitet wird. Er selbst werde beim Kreistag im Frühjahr den Pilotversuch thematisieren. "Ich werde dann alle positiven wie negativen Rückmeldungen der Trainer an den Verband weiterleiten."
Anders als im Bamberger Raum ("Da war das Feedback viel positiver. Dort stehen die Trainer dem Projekt aufgeschlossener gegenüber") seien in Bayreuth und Kulmbach viele Kritikpunkte angebracht worden. "Die Trainer wollen vor allem einen Spielbegleiter, der in schwierigen Situationen eingreift." Deller fordert die Vereine aber auf, in der Testphase die vorgenommenen Änderungen erst einmal weiter einzuhalten.
Es sei das Ziel des Projektes, den Kindern den Fair-Play-Gedanken nahe zu bringen. "Und die F-Jugend ist nach Einschätzung der Kinderpsychologen eben die Altersgruppe, in der die Kinder dafür besonders aufnahmefähig sind."
Eltern nicht mehr am Pfosten
Eine Neuregelung, so Deller, habe sich auch aus Sicht der meisten Trainer bewährt: die Vorgabe, dass Eltern einen größeren Abstand zum Platz einhalten, um weniger Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen zu können. Dass gerade die Väter und Mütter , die hinter dem Torwart standen, oft Hektik ins Spiel gebracht haben, das weiß auch Klaus Hofmann, der Übungsleiter der F2 bei der JFG Thurnauer Land ist. Dadurch, dass niemand mehr direkt am Pfosten stehe, habe sich das Spielgeschehen beruhigt. Auch mit der Entscheidung, weiterhin ohne Schiedsrichter zu spielen, könnte sich Hofmann anfreunden, eines möchte aber auch er nicht missen: eine Rangliste. "Die Kinder wollen doch in der Zeitung lesen, wo sie stehen."
Wie in der Schule ...
Das sieht auch Jugendleiter Jörg Träder vom FC Marktleugast so, der nicht nur die Tabelle, sondern auch den Referee für unverzichtbar hält: "Ob man ihn nun Begleitperson oder auch Schiedsrichter nennt: Die Kinder brauchen auf dem Platz jemanden, der ihnen wie der Lehrer sagt, wo es lang geht."
Laut Träder ist es der falsche Weg, den Leistungsgedanken zu verbannen. "In der Schule gibt es auch Noten, die einem Kind zeigen, wo es steht." Spätestens bei der Stützpunktabnahme bei der E-Jugend stünden das taktische Verhalten und die Leistung dann sowieso im Vordergrund.