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Die "Ninja Warriors" aus Franken


Autor: Markus Klein

Erlangen, Mittwoch, 09. Mai 2018

Drei fränkische Sportler haben die Halle "Warriors Luck" getestet. Dort überwanden sie, angelehnt an die Sendung "Ninja Warrior", einen Parcours.
Foto: Ronald Rinklef


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Angestrengtes Stöhnen und hölzernes Klappern mischen sich mit den Basstönen der elektronischen Hintergrundmusik. Das Seil fokussieren. Springen, festhalten, zum Netz schwingen. Unter voller Körperspannung erreicht die rechte Fußspitze gerade so die Maschen. Doch die Schwungkraft reißt den Sportler zurück. Er landet auf der Weichbodenmatte in der Ninja-Trainingshalle "Warriors Luck" in Erlangen.

"Du musst dich fallenlassen! Wenn du dich festklammerst, kannst du den Arm nicht lang machen. Einfach reinfallen lassen und rübergreifen", rät Trainer Diego Heubeck den Teilnehmern unseres "Franken-Ninja-Wettbewerbes". Und Sarah Stephan, Handballerin des Drittligisten TS Herzogenaurach, gelingt das Fallenlassen, das dynamische Übergreifen, und schließlich auch das Hangeln durch das Netz.


Weltmeister auf dem Rad

Stephan kämpft in Erlangen gegen zwei weitere Sportler um die schnellste Zeit beim Durchlaufen des Hindernis-Parcours. Ihre Konkurrenten: Abwehrspieler Johannes "Joe" Bechmann vom unterfränkischen Fußball-Bayernligisten FC Sand und Kunstradfahrer Lukas Kohl aus Ebermannstadt. Kohl holte in den Jahren 2016 und 2017 den Weltmeistertitel und übt seinen Sport beim RMSV Concordia Kirchehrenbach (Landkreis Forchheim) aus. Angelehnt an die Fernsehsendung "Ninja Warrior" (RTL) werden die fränkischen Sportler einen Parcours mit mehreren Hindernissen überwinden.

Es beginnt mit einem Schlag auf einen roten Knopf, um die Stoppuhr zum Laufen zu bringen. Nach dem ersten Hindernis, bei dem die Franken-Ninjas zwischen vier schrägen Trittplatten hin- und herspringen müssen, ohne den Boden zu berühren, hangeln sich die Sportler an den "Monkey Bars" (Eisenstangen) weiter und springen über abfedernde Gummibälle. Dann balancieren sie erst über einen hängenden Längs-, dann über fünf Querbalken, die an Eisenketten befestigt sind und dadurch stark schwingen. Eine sehr wackelige Angelegenheit. Zum Abschluss muss das Trio - wie in der Fernsehsendung - eine Mauer erklimmen (vier Meter Höhe bei den Männern, dreieinhalb Meter für die Frau).


Vorbereitung ist das A und O

Bevor es losgeht, wärmen sich die Sportler mit Trainer Diego Heubeck auf und bekommen eine kurze Einweisung. "Wenn man sich gut vorbereitet, ist es nicht gefährlicher als irgendein anderer Sport", beruhigt der 27 Jahre alte Nürnberger die Athleten. Heubeck klettert und bouldert seit vielen Jahren. Er kam zur Eröffnung der Halle im Oktober 2017, war sofort begeistert und arbeitet dort seit zwei Monaten neben seinem Informatik-Studium als Trainer.

Auch Hallen-Betreiberin Marion Luck kommt aus dem Klettersport. Die junge Unternehmerin studiert Sportökonomie in Bayreuth und lebt seit ihrer Kindheit in Erlangen. Sie hat Familie in den USA und bei einem Besuch in Übersee begeisterte sie sich für den Hindernis-Sport: "In den USA ist es völlig normal, dass man mit der Familie oder den Freunden am Wochenende zum Ninja-Training geht", sagt Luck. "Seit Jahren hoffe ich, dass das auch bei uns so ankommt."

Die Sendung "Ninja Warrior" ist in den USA sehr erfolgreich und läuft dort mittlerweile in der elften Staffel. Als das Format im Jahr 2016 in Deutschland anlief, hoffte Luck, dass in Franken eine Halle eröffnet wird, in der sie trainieren kann. "Dann kam die zweite Staffel, doch noch immer keine Halle. Also musste ich es eben selbst machen", erklärt die 26-Jährige. Das Konzept scheint aufzugehen, die Halle ist gut besucht. "Es läuft gut. Sehr gut!", sagt Luck. Studenten des nahegelegenen Siemens-Campus besuchen die Halle in ihrer Mittagspause, an Wochenenden werden hier Geburtstage oder Junggesellenabschiede gefeiert. Firmen nutzen den Hindernis-Parcour zum Teambuilding, eine Crossfit-Gruppe trainiert regelmäßig in der Halle. Auch Vereine kommen häufig.
"Jeder findet hier etwas, das er machen kann", sagt Luck. "Eine gewisse Grundfitness sollte man aber mitbringen." Während sie das sagt, versucht ein fitaussehender Mann, eine löchrige Wand zu erklimmen, indem er sich mit je einem Holzstecken pro Hand von Loch zu Loch nach oben kämpft. Als er auch beim dritten Anlauf nicht über das untere Drittel der Mauer hinweggekommen ist, sagt er mit einem Stöhnen: "Das sieht im Fernsehen viel leichter aus.


Die Ergebnisse

Lukas Kohl - 0:46,83 min
Kunstrad-Weltmeister Lukas Kohl hatte die schnellste Zeit. "Ich habe die Halle aber davor schon ein Mal getestet", gibt er zu. Sein Sport half dem 22 Jahre alten Wirtschaftsingenieur-Studenten aus Ebermannstadt besonders bei den beiden Hindernissen, die am meisten Zeit kosteten: den Balance-Stationen. "Für's Kunstradfahren brauche ich Gleichgewicht, das ist schon ein großer Vorteil", sagt Kohl. "Er ist da einfach drüber getanzt", kommentiert Johannes Bechmann.
Am schwersten ist Kohl das Hangeln gefallen, entsprechend schmerzten ihm die Schultern. Die Halle will er mit seinen Teamkollegen gerne wieder besuchen.

Joe Bechmann - 1:10,63 min
Johannes Bechmann reizt am Ninja-Sport, "dass es etwas komplett anderes ist als das, was man kennt." Die Übungen sähen im Fernsehen alle machbar aus, seien aber teils sehr schwer. "Dass man viel Kraft braucht, war klar, aber überrascht hat mich, dass die Technik fast noch wichtiger ist." So hätten ihm die Tipps des Trainers viel gebracht. Mit seiner Zeit ist er nicht ganz zufrieden, "ein bisschen mehr hätte drin sein müssen. Aber nach den Probeläufen fehlte mir die Kraft im Oberkörper. Die braucht man ja als Fußballer nicht." Dafür hat er sich mit den Übungen leicht getan, die Beinkraft und -koordination erfordern, etwa beim Springen zwischen den Schrägplatten.

Sarah Stephan - 1:18.19 min
Durch den Handball-Sport hat Sarah Stephan viel Sprungkraft, auch die Schulter- und Fingermuskeln sind gut ausgebildet. "Das ist mir beim Überwinden der Hindernisse auf jeden Fall zugutegekommen", sagt die 24-Jährige. Stephan spielt auf den Außenpositionen beim Drittliga-Team der TS Herzogenaurach.
"Mich selbst zu überwinden und zu beweisen hat mir besonders gut gefallen", sagt Stephan.
"Ich war auch echt überrascht, dass ich die Mauer geschafft habe; und dass man alles schnell lernen kann. Ich freue mich schon aufs nächste Mal."