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Detlef Hugel: "Mein Energiespeicher ist leer"


Autor: Martin Kreklau

Neudrossenfeld, Dienstag, 11. August 2015

Detlef Hugel tritt beim TSV Neudrossenfeld zurück. Der holprige Start seiner Mannschaft in die Landesliga ist dafür allerdings nicht der Hauptgrund.
Die Bayernliga-Saison hat an Detlef Hugels Nerven gezehrt. Er und der TSV Neudrossenfeld hatten in der vergangenen Spielzeit viele negative Erlebnisse zu verarbeiten. Am Ende stand der Gang in die Landesliga. Nun ist Hugel zurückgetreten.  Foto: Peter Mularczyk


Es war für Detlef Hugel keine Entscheidung, die er von heute auf morgen gefällt hat. Über seinen Rücktritt als Trainer des TSV Neudrossenfeld hat der 47-Jährige lange nachgedacht. "Letztlich war es keine Reaktion auf das Spiel am Samstag", sagt er in Bezug auf die Fußball-Landesliga-Partie gegen den TSV Buch (1:2). Die Neudrossenfelder waren nach einem Foulelfmeter durch Sebastian Lattermann in Führung gegangen, hatten das Spiel fest im Griff, versäumten es aber, den zweiten Treffer nachzulegen. Nach einer halben Stunde klappte bei den Hausherren nichts mehr, Buch kam zurück, glich durch einen Foulelfmeter aus und sicherte sich durch ein Tor in der 67. Minute den Sieg. Indiskutabel nannten viele die Leistung der Neudrossenfelder.

Wenngleich die Heimpleite gegen Buch nicht der Grund für Hugels Rücktritt war, so war sie für ihn doch der Auslöser, sich gedanklich intensiv mit seiner Situation auseinanderzusetzen. "Es ist so: Die vergangene Saison in der Bayernliga hat Kraft gekostet, denn wir hatten viele negative Erlebnisse zu verarbeiten", sagt Hugel. Er hätte stets alles gegeben, um die Liga am Ende doch noch zu halten. Doch es hat nicht geklappt. Jetzt, da seine Mannschaft durchwachsen in die Saison gestartet ist, tut er sich schwer, sich und sein Team zu motivieren: "Ich bin im Moment nicht stark genug, um das Ganze wieder ins Positive zu kehren. Mein Energiespeicher ist leer."


Gespräch unter vier Augen

Nach der Partie gegen Buch gab es ein klärendes Gespräch mit dem TSV-Vorsitzenden Gerald Weinrich. "Es war ein offenes Gespräch, in dem ich ihm meine Situation geschildert habe. Es war alles sehr sachlich und ohne Emotion", erläutert Hugel. Weinrich habe ihm Verständnis entgegengebracht, ihn aber gebeten, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Doch die war nach dem Vier-Augen-Gespräch praktisch schon gefallen.

Trotzdem ließ sich Hugel Zeit und ging die Fakten über das Wochenende noch einmal durch. Am Montag stand sein Entschluss fest, er teilte ihn Weinrich am Telefon mit. Der war enttäuscht, zeigte aber dennoch Verständnis: "Detlef hat mich eiskalt erwischt. Er hatte mir am Samstag von seiner Absicht erzählt, und ich habe ihm gesagt, er solle noch einmal darüber schlafen. Er wollte mich dann am Sonntag anrufen, hat sich aber nicht gemeldet. Da dachte ich eigentlich schon, es hätte sich alles wieder beruhigt. Doch am Montag hat er dann doch seinen Rücktritt erklärt. Das ist schade, aber wir müssen es akzeptieren", sagt Weinrich.

Hugel erklärt: "Ich fühlte mich leer und auch ein bisschen ausgebrannt. Ich habe einfach gespürt, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Wenn jemand die Situation kennt, dann weiß er, was ich durchgemacht habe. Deshalb habe ich bisher auch viel positives Feedback und Respekt für meine Entscheidung bekommen."

Allerdings, und das betont Hugel, gehe es nicht um ihn als Trainer, sondern um die Mannschaft. Das Team, sagt er, brauche jetzt neue Impulse: "Freie Fahrt für neue Ideen!" Die soll der Mannschaft der bisherige Co-Trainer Werner Thomas vermitteln, damit der TSV nach dem holprigen Saisonstart doch noch in die Spur findet. "Wir sind alle überzeugt, dass Werner der richtige Mann ist. Er kennt die Mannschaft bereits und braucht somit keine Eingewöhnungszeit", sagt Abteilungsleiter Thorsten Schirmer in einer Pressemitteilung.


Vorerst keine neuen Abenteuer

Hugel wird sich in absehbarer Zeit nicht in sportliche Abenteuer stürzen: "Ich bin durch und durch Fußballer und Trainer, war jetzt zehn Jahre am Stück als Übungsleiter von der Bezirksliga bis zur Bayernliga aktiv - aber ich brauche jetzt eine Pause." Und diese Pause, sagt Hugel, wird länger dauern als nur zwei, drei Wochen. Wie lange? Das weiß er noch nicht - eben bis der Energiespeicher wieder voll ist. Dass man ihn in dieser Zeit auf dem Fußballplatz trifft, ist indes nicht ausgeschlossen: "Ich freue mich schon darauf, mir Fußballspiele anzuschauen. Aber nicht, um sie zu analysieren, sondern einfach nur zur Unterhaltung."