Das Erfolgsmodell SG Roth-Main
Autor: Stephan Tiroch
Rothwind, Mittwoch, 19. Juni 2013
André Heinz, seit vier Jahren SG-Vorsitzender, bewertet ein intaktes Vereinsleben höher als den Erfolg um jeden Preis. Deswegen gibt's beim Fusionsklub alles - aber keine Spieler, die die Hand aufhalten.
Die Fußballer des Fusionsvereins SG Roth-Main, sportlich in Fassoldshof beheimatet, haben heuer die erfolgreichste Saison in 90 Jahren Fußballgeschichte in Rothwind und Mainroth gespielt. Als Vizemeister der Kreisliga Kronach hat man den Aufstieg in die Bezirksliga knapp verpasst. InFranken.de sprach mit André Heinz, seit vier Jahren Vorsitzender, über das Erfolgsmodell SG Roth-Main, über die Philosophie des Vereins und die Perspektiven.
Herr Heinz, geht bei der SG Roth-Main jetzt die Welt unter, nachdem es mit dem Aufstieg in die Bezirksliga nicht geklappt hat?
André Heinz: Nein, im Gegenteil. Die Freude über die hervorragende Saison überwiegt.
Vorher hatte es ja niemand erwartet, dass wir den zweiten Platz in der Kreisliga Kronach erreichen.
Die SG Roth-Main hat mit Rang 2 in der Kreisliga Kronach ihren größten Erfolg erzielt. Wie haben Sie das geschafft?
Sportlich gesehen hatten wir einen sehr ausgeglichenen Kader mit 17 Spielern und konnten auch bei verletzungsbedingten Ausfällen reagieren. Die Mannschaft ist ins sich sehr geschlossen, und wir hatten mit Sven Dinkel einen hervorragenden Trainer, der bei uns eine klasse Arbeit gemacht hat.
Dazu kommt, dass es bei uns im Verein einfach passt. Die SG Roth-Main gibt es seit 2002. Wir haben aktuell 500 Mitglieder. Das Autohaus Isert und das Bauunternehmen Herrmann unterstützen den Verein, aber ansonsten haben wir keine großen Sponsoren. Dafür, dass Geld in die Kasse reinkommt, müssen wir einiges bewegen. So veranstalten wir in jedem Jahr ein Hallenturnier, einen Preisschafkopf, die Kerwa Rothwind zusammen mit dem Gesangverein, zwei Johannisfeuer, ein Sportfest und im Wechsel mit anderen Vereinen das Wiesenfest in Mainleus - das alles kann man nur bewältigen, wenn alle zusammenhelfen. Da packen auch die Fußballer mit an.
Sie haben also keine Spieler, die die Hand aufhalten ...?
Solche gibt's bei uns nicht (lacht), im Gegenteil, drei Spieler sind sogar Mitglieder im Förderkreis. Der harte Kern ist aus den Ortschaften Rothwind und Mainroth. Die Spieler fühlen sich bei uns wohl, und wir tun etwas für die jungen Leute. Die Kameradschaft, das ganze Umfeld passt.
Viele Ihrer Spieler sind bei der JFG Kunstadt-Obermain ausgebildet worden. Die A-Junioren haben immerhin den 3. Platz in der Bezirksoberliga erreicht. Die JFG der Vereine FC Burgkunstadt, SG Roth-Main und SCW Obermain hat sich also bewährt?
Das ist in der Tat ein Erfolgs modell. Wo gibt's das schon, dass nächste Saison mit den A-, B-, C- und D-Junioren vier Mannschaften in der Bezirksoberliga spielen? Das hat man sonst nur in Bayreuth, Coburg oder Bamberg. 13 unserer Spieler kommen aus der JFG. Umso schwerer wiegt jetzt der nicht nachvollziehbare Austritt des SCW Obermain, der auch davon profitiert hat. Aber der FC Burgkunstadt und wir werden alles daran setzen, um die JFG aufrechtzuerhalten.
Bleibt Ihre Mannschaft beisammen?
Ja, wir haben von allen die Zu sage. Wir wollen auch mit den Jungs, die in den letzen Jahren bei uns waren, weitermachen, sie haben es verdient. Deshalb soll das Team nur punktuell verstärkt werden.
Der neue Trainer Ralf-Werner Ohnemüller bekommt also auch neue Spieler?
Ja, richtig, es haben drei für die Kreisliga außergewöhnliche Fußballer bei uns zugesagt. Da wäre zunächst Sebastian Hofmann fürs defensives Mittelfeld. Er ist ein Mainrother und hat als Filialleiter bei der Raiffeisenbank Obermain in Mainleus und Schwarzach nicht mehr die Zeit für höherklassigen Fußball beim VfL Frohnlach. Martin Sokotowski, ein Manndecker, war bisher ebenfalls in Frohnlach. Und von der JFG Kunstadt kommt Jermaine Mullen, ein Riesentalent - der Junge wird noch für Furore sorgen. Auch wenn's uns keiner glaubt, die drei spielen unentgeltlich bei uns.
Das Ziel in der neuen Saison kann es nur sein, auf direktem Weg in die Bezirksliga aufzusteigen - also Meisterschaft, oder?
Nein, das ist nicht so. Viel wichtiger ist uns ein intaktes Vereinsleben und eine funktionierende Mannschaft, um unseren zahlreichen und treuen Zuschauern guten Fußball zu bieten. Aber es wäre natürlich schön, wieder vorne mitzuspielen. Wenn man Zweiter geworden ist und noch drei gute Neue bekommt, dann kann man als Ziel nicht den Klassenerhalt ausgeben.
Das Gespräch führte Stephan Tiroch.