Bergmarathon: Start im Tal - Ziel am Gipfel
Autor: Michael Kraus
Ludwigschorgast, Montag, 08. Juli 2013
Marathon in den Bergen Graubündens ist nichts für Marathon-Normal-Läufer. So haben Sindy Meier und Michael Kraus von der LG Ludwigschorgast und Manfred Neumeister von der SGB Stadtsteinach ein exklusives Lauferlebnis.
Er zählt zu den drei klassischen Schweizer Bergmarathons. Start im Tal, Ziel am Gipfel. Der Lauf hat das Prädikat: schwer! Will heißen, das ist nichts für den Marathon-Normal-Läufer: Die Rede ist vom Graubünden-Marathon. Ein ganz exklusiver Landschaftslauf mit Start in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz. Ein Kulm bacher Trio hat sich der Herausforderung gestellt. Während Markus Neumeister (SGB Stadtsteinach) und Michael Kraus (LG Ludwigschorgast) die Marathonstrecke bewältigen, kommt Sindy Meier, die für den München-Marathon trainiert, der Halbmarathon sehr gelegen. Es ist ein echter Härtetest im Trainingsplan der 32-jährigen Marathonanwärterin der LG Ludwigschorgast.
Das Trauerspiel geht weiter
Das Trauerspiel des Winters ist heuer schon oft in die Verlängerung gegangen - in Graubünden nun noch mal.
Durch den Wettersturz bekommt der Gebirgsmarathon einen anderen Charakter: mit weniger Höhenmetern - 2062 statt 2682; mehr Bergab-Passagen - 748 statt 402 Höhenmeter; und einer um rund zwei Kilometer verkürzten Distanz - 40 statt 42 km. Die Attraktivität aber bleibt.
Steil nach oben
Der Startschuss für die rund 250 Marathonläufer erfolgt am Marktplatz in Chur (590 m). Trotz der Nieselregens und der Temperaturen um die zehn Grand ist die Stimmung unter den Teilnehmern sehr gut. Nach etwas mehr als einem Kilometer hat man schon den Stadtrand erreicht, wo es durch den Wald nach Passugg (km 5) hochgeht. Hier ist nun Schluss mit der ebenen Strecke. Ein paar Stufen abwärts, dann beginnt ein knackiger Wanderweg im Wald, der in eine Wirtschaftsstraße übergeht und stetig nach oben führt.
Ein Kilometerschild folgt dem anderen, und nach knapp zwölf Kilometern ist das nächste Zwischenziel Churwalden (1229 m) erreicht. Hier startet auch der Halbmarathon mit Ziel in Lenzerheide. Jetzt folgt einer der anspruchsvolleren Abschnitte. Auf 5000 Metern sind 400 Höhenmeter (!) zu überwinden. Kommentar von Sindy Meier: "Ich bin noch nie fünf Kilometer so steil nur bergauf gerannt, das war ganz schön anstrengend."
Nachdem der höchste Punkt passiert ist, geht es wieder bergab. Über matschige Pfade bewegen sich die Läufer rasant abwärts zum Heidsee. Davon zwei Kilometer auf einem Wurzelpfad, wo es nicht einfach ist, sturzfrei anzukommen.
Während Sindy Meier nach beachtenswerten 2:08.20 Stunden und insgesamt 755 Höhenmetern das Ziel in Lenzerheide (1469 m) als 13. der Altersklasse W 30 erreicht, legen die Marathonläufer eine Zusatzschicht auf dem Panoramaweg nach Spoina ein. Die Runde hat es in sich, ist gespickt mit knallharten und langen Anstiegen, bevor es wieder zurück nach Lenzerheide (Kilometerpunkt 36) geht.
Cola und aufmunternde Worte
Zum Finale gibt es nochmals Traillaufen in Reinkultur. Wald, Steine, Wurzeln und Steigungen. Bei einem Wasserfall dann die letzte Verpflegungsstation: Cola, Salzstangen und ein paar aufmunternde Worte von den Helfern geben Kraft für den Endspurt - hinaus aus dem Wald auf die letzten Meter. Jetzt nochmals in einen kleineren Gang schalten und den finalen Anstieg packen. Noch 100 Meter, noch ein bisschen weiter nach oben, dann geht es runter zum Ziel, wo der Streckensprecher die Läufer ankündigt.
Die beiden Oberfranken schlagen sich respektabel in der Schweizer Bergwelt: Markus Neumeister belegt in der Zeit von 4:21.07 Stunden den 53. Platz im Gesamtklassement und den 16. Platz in der Altersklasse M 40; Michael Kraus wird in 4:24.54 Stunden 64. im Gesamteinlauf und 13. der M 50.
"Kaum vorstellbar, jetzt bis zum eigentlichen Ziel am Parpaner Rothorn hinaufzusteigen. Noch mal 600 Höhenmeter hätten wir aber irgendwie auch geschafft. Wir wären halt nur kaputter gewesen", meint Markus Neumeister im Ziel. Und Michael Kraus hätte es schon sehr gereizt, "noch bis hinauf zum Gipfel zu laufen, aber die Sicherheit der Teilnehmer geht vor. Die Erfahrungen vom Zugspitzdrama 2008, als es zwei Tote gegeben hat, ist für alle Veranstalter und Läufer eine Mahnung."
Dieter Oeckl fleißig im Urlaub
Dieter Oeckl, der sich ebenfalls auf sein Marathondebüt in München vorbereitet und von Michael Kraus betreut wird, fehlt beim Berglauf in der Schweiz: Er macht Urlaub. Sportlich untätig ist der 54-jährige Ludwigschorgaster im Urlaub aber nicht gewesen. Mit langen Läufen über zweieinhalb Stunden trainiert er seine Ausdauder. Er hat im Juli noch einen Halbmarathon geplant.