Körperbetontes Spiel ist der Schlüssel zum Erfolg: Diese Lehre nimmt der EHC Bayreuth aus dem 5:2-Heimerfolg gegen gefrustete Sonthofener mit. Am Dienstag Abend findet im Ostallgäu der Tanz um den Oberliga-Aufstieg seine Fortsetzung in der Best-of-five-Serie.
Ron Newhook? Verzweifelt. Michael Waginger? Nach dem Penaltytreffer abgetaucht. Andreas Kleinheinz? Außer der Vorlage zum 1:0 keine weitere starke Szene für den Topstürmer der Ostallgäuer. Die Filigran -Fraktion des ERC Sonthofen: Sie kapitulierte vor dem körperbetonten Spiel des EHC Bayreuth, der beim 5:2 in der zweiten Finalpartie den Eishockey-Schöngeistern aus dem Ostallgäu den Zahn zog und zeigte, wie die scheinbar Unbesiegbaren zu knacken sind.
Es war buchstäblich ein Urknall, der nach dem 0:2 als Fanfare zur Aufholjagd der Tigers taugte. Ein Bandencheck, dem ein Faustkampf folgte. Was war passiert? Bayreuths Marian Okonek und Sonthofens Marc Sill hatten sich beim Stand von 1:2 für die Gäste (29. Minute) in der Wolle. Beide gingen nach der - für Bayernligaverhältnisse bemerkenswert heftigen - Keilerei zum Abkühlen auf die Strafbank. Der Weg dorthin geriet für Okonek zum Triumphzug. Die Fans feierten den Haudegen wie einen Helden des Prager Frühlings - eine Szene, die an die Jubelarien für die Nickelbrille tragenden Hanson-Prügelbrüder aus dem Eishockey-Kultstreifen "Slap shot" erinnerte.
Wenn der Schiri nicht pfeift Eigentlich hätte die filmreife Klopperei den Kontrahenten jeweils eine Spieldauerdisziplinarstrafe einbringen müssen. Schiedsrichter Alexander Klauser bedachte beide mit milden 2 plus 2 Strafminuten. Überhaupt hatte der Unparteiische an diesem Sonntagabend offenbar keine Lust, seine Pfeife über Gebühr zu strapazieren. So ließ er beiderseits deutlichste Stockfouls, Beinstellen und Hakeleien ungeahndet. Statt der tatsächlich ausgesprochenen 26 Strafminuten hätten es mindestens doppelt so viele sein müssen.
Die bisweilen überharte Spielweise schmeckte, wie eingangs gesagt, vor allem Sonthofens Technikern gar nicht. Sie rieben sich ob der kompromisslosen Gangart der Hausherren erst verwundert die Augen und dann ihre Blessuren. Beachtlich war, wie konsequent die Tigers sich von Beginn an in ihre Gegner verbissen, ohne dabei spürbar an Kraft und Schnelligkeit einzubüßen.
Das wiederum gibt EHC-Trainer Sergej Waßmiller Recht, der schon vor dem ersten Finalspiel feststelle: "In Sachen Fitness sehe ich die Vorteile bei uns. Das wird umso wichtiger, je länger die Serie dauert. Jetzt nach dem Ausgleich liegt auch der psychologische Vorteil bei uns."
Doppelten Lohn konnten die rackernden Oberfranken gleich mit der Schluss-Sirene einfahren: Die Serie ist ausgeglichen und damit zugleich ein zweites Heimspiel am Gründonnerstag (Beginn 20 Uhr) garantiert. Ein Ergebnis, das angesichts von fast 3000 Zuschauern am Sonntagabend nicht zuletzt den Vereinskassier freuen dürfte.