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Bänderriss ist kein Hindernis


Autor: Sonny Adam

Presseck, Montag, 21. Juli 2014

Riesenspektakel auf dem Fußballplatz des TSV Presseck: Dort kämpften am Wochenende 20 Behinderten-Mannschaften der Lebenshilfe-Werkstätten um den Sieg. Dabei ging es auch um die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im September.
Besnik Buteli vorne aus Sennfeld enteilt seinem Gegenspieler aus Kaufbeuren. Am Ende verloren die Unterfranken aber mit 1:2 gegen die Allgäuer. Fotos: Sonja Adam


Presseck — Es gab harte Zweikämpfe, Anfeuerungsrufe, aber auch geschlauchte Spieler, denen die Hitze zusetzte. Um den Sieg in der Bayernliga kämpften Augsburg, Dillingen, Haßfurt-Augsfeld und Irchenrieth, in der Oberliga kickten Lauf, Kaufbeuren, Nürnberg, Sennfeld, in der Landesliga Hammelburg, Kempten, Nüdlinge und Regen, in der A-Liga Bayreuth, Dillingen II, Erlangen und Himmelkron sowie in der B-Liga Fürth, Hammelburg II, Irchenrieth II und Mitterteich. Nur, dass es sich nicht um "normale" Sportler handelt, sondern um Sportler, die an einem Handicap leiden. "Unser Verein hat eine hohe Affinität für Menschen mit Behinderung", sagte Turnierorganisator Gerd Leinfelder.

Er persönlich sieht seinen TSV Presseck auch als einen Verein mit "sozialer Aufgabe". "Aber was mich wirklich beeindruckt ist die Herzlichkeit, mit der Menschen hier auftreten", sagt Leinfelder.
Eigentlich ging es beim Fußball der geistig oder körperlich behinderten Menschen - manche leiden auch unter psychischen Erkrankungen oder Lernstörungen - vor allem um den Spaß am Spiel. Doch natürlich wollten die Behinderten auch gewinnen.
Unter 60 Mannschaften hatten sich 20 für das 32. Landesfinale in Presseck qualifiziert. Den Bayerischen Meistertitel holte sich das Team aus Irchenrieth, dass nun als Sieger zur Deutschen Lebenshilfe-Meisterschaft im September nach Duisburg fahren darf.

Himmelkron auf Platz 3

Aus der Region waren nur zwei Mannschaften dabei: aus Bayreuth und Himmelkron, die in der A-Liga die Plätze 2 und 3 belegen. Der Himmelkroner Kapitän Andreas Eschenbacher (29) war mit Feuereifer bei der Sache. Über alle Spiele machte er sich eifrig Notizen. "Für uns ist alles drin", munterte Andreas seine Mitspieler vorher auf.
"Ich bin der Elfmeterkiller", sagt Patrick Jörn klipp und klar. Er ist ein leidenschaftlicher Fußballer. Genau wie seine anderen Mitstreiter. Maxi Beck (20) dagegen setzt bei der Hitze lieber auf Ausruhen, legt sich auf eine Picknickdecke und genießt den Rummel um sich herum. Und Marcello Jiggetts (19) schaut lieber zu, auch um die Tricks der anderen Kicker zu lernen.
Besnik Buteli aus Sennfeld (Unterfranken) bedauerte, dass sein Team auf vier gute Spieler verzichten muss. "Ich spiele im Mittelfeld, aber ich kann auch nicht alles machen", sagte Besnik.
Benjamin Egger aus Augsburg musste sich von Sanitäter Reinhard Wierler behandeln lassen. Er hatte sich schon vor längerer Zeit beim Fußball die Bänder angerissen und hat immer wieder leichte Schmerzen. "Aber ich kann spielen", sagte er und ging wieder aufs Feld.

Rückpass ist erlaubt

Bei den Meisterschaften für Menschen mit Behinderungen sind die Fußballregeln ein bisschen modifiziert. So ist ein Rückpass erlaubt, erklärt Holger Grebe, der Lebenshilfe-Sportkoordinator. Der Torwart darf den Ball aber nicht über die Mittellinie spielen.
Eigens aus dem Allgäu angereist war Klaus Meyer, der stellvertretende Landesvorsitzende der Lebenshilfe Bayern. Auch er war fasziniert vom Leistungsstand, von der Begeisterungsfähigkeit, von der Sportlichkeit. "Die Spiele sind auch emotional toll", schwärmte er.

Ergebnisse

Bayernliga: 1. Irchenrieth. - Oberliga: 1. Nürnberg. - Landesliga: 1. Regen. - A-Liga: 1. Erlangen, 2. Bayreuth, 3. Himmelkron. - B-Liga: 1. Fürth.