ATS Kulmbach: Aus und vorbei
Autor: Christian Schuberth
Weiher, Freitag, 15. Oktober 2021
Ex-Bayernligist ATS Kulmbach hat keine Fußball-Mannschaft mehr. Die dritte Absage mangels Personal bedeutet den Rausschmiss aus der Kreisliga.
Jetzt ist es also passiert. Der ATS Kulmbach tritt zum dritten Mal in dieser Saison nicht an und fliegt damit aus dem Spielbetrieb der Fußball-Kreisliga Bayreuth/Kulmbach (siehe auch Kommentar auf Seite 2). Damit steht der einstige Bayernligist zum dritten Mal in seiner Geschichte nach 2004 und 2007 ohne erste Herrenmannschaft da. Freitagfrüh sagte Abteilungs-Kassier Sven Schelhorn die für Sonntag angesetzte Partie beim Spitzenreiter SV Mistelgau ab. Dabei hatte Trainer Karl-Heinz Erlmann noch am Donnerstag versichert: "Wir werden auf jeden Fall eine Mannschaft stellen können."
Vielleicht hätte es sogar tatsächlich geklappt, eine Notelf zum Spitzenreiter zu schicken. Doch Sven Schelhorn, bei dem nach dem Rücktritt von Abteilungsleiter Christian Kolb die Fäden bei den ATS-Fußballern zusammenlaufen, hat die Faxen dicke: "Der Entschluss war alternativlos. Den Spielbetrieb mit aller Gewalt aufrecht zu halten, ist perspektivisch völlig sinnfrei, wenn die Spieler einfach keine Lust mehr haben. Selbst am spielfreien Wochenende ist kein Training zustande gekommen, obwohl wir sogar ein Essen spendiert hätten." An das letzte vernünftige Mannschaftstraining kann sich der ATS-Kassier schon gar nicht mehr erinnern. "Das ist Wochen her."
Deshalb habe man sich auch die teure Sanierung des Hartplatzes für das Wintertraining gespart. "Das wäre rausgeschmissenes Geld gewesen, wenn keiner zum Training kommt", sagt der ATS-Kassier.
Einstellung fehlt
Der 40-jährige Schelhorn, der als Spieler und Funktionär noch nie bei einem anderen Verein als dem ATS war, kann über die Einstellung vieler seiner Spieler nur den Kopf schütteln. "Wir können die Spieler nicht Woche für Woche bitteln und betteln und sie mit der Sänfte auf den Platz tragen. Das ist nicht Sinn und Zweck der Übung."
Schelhorn will die Schuld für den Scherbenhaufen aber nicht allein auf die Mannschaft abwälzen, hätten doch viele der verbliebenen Kicker gar keine Kreisliga-Ambitionen und nur für die geplante 2. Mannschaft in der A-Klasse zugesagt. Doch nach dem überraschenden Rücktritt von Spielertrainer Patrick Werther kurz vor Saisonbeginn, der zum ASV Oberpreuschwitz zurückkehrte und nun dort Spielertrainer ist, sprang auch ein Großteil der neu verpflichteten Kicker wieder ab. "Patrick hat natürlich eine Lawine losgetreten. Aber natürlich ist er nicht alleine schuld, auch wir haben Fehler gemacht", zeigt sich Sven Schelhorn selbstkritisch.
Als Nachfolger von Werther bot sich Jeton Maxhuni beim ATS an. Der 38-Jährige, noch ohne Trainererfahrung im Seniorenbereich, zeigte sich zunächst sehr zuversichtlich ("Die Mannschaft ist stark genug für die Kreisliga"), warf aber nach acht Niederlagen auf dem Rasen und zwei Absagen und 0:X-Wertungen wegen Spielermangels Ende September entnervt das Handtuch. Co-Trainer "Charly" Erlmann übernahm das Himmelfahrtskommando, scheiterte letztlich aber auch am weder personell noch qualitativ für die Kreisliga ausreichendem Spielerkader.
Geschichte wiederholt sich
Nun steht also der ATS bereits zum dritten Mal in seiner Geschichte ohne Herrenmannschaft im Spielbetrieb da. Schon 2004 und 2007 hatte der Verein seine Mannschaft freiwillig mangels Personal aus dem Spielbetrieb zurückgezogen - das aber vor der Saison. Zwei Mal gelang nach nur einjähriger Abstinenz das Comeback - und diesmal? Für Sven Schelhorn ist das Thema Neufang am Tag des Endes überhaupt kein Thema. "Wir müssen jetzt in der Abteilung noch einiges tun, um kein Scherbenfeld zu hinterlassen. Dann will ich erst einmal Abstand gewinnen und mich um andere wichtige Dinge wie Familie, Beruf und meine Bar kümmern", sagt Schelhorn. Ob er für einen Neuanfang zur Verfügung steht, weiß er heute noch nicht.