Angriff auf Kulmbacher Club-Fan - war's der Eintracht-Adler?
Autor: Christian Schuberth
Forstlahm, Freitag, 20. Mai 2016
Der Kulmbacher Club-Anhänger Heiko Eckert strampelte mit dem Rad zum Relegationsspiel nach Frankfurt. Und musste dabei einen tierischen Angriff abwehren.
Wetten in Verbindung mit dem 1. FC Nürnberg sollte man lieber sein lassen. Denn beim "Club" ist bekanntlich nichts unmöglich, sowohl im negativen als auch im positiven Sinn. Als langjähriger FCN-Anhänger hätte dies Heiko Eckert eigentlich wissen müssen. Trotzdem lässt sich der 42-jährige Forstlahmer im November zu einer vollmundigen Ankündigung hinreißen. Die Nürnberger Kicker stehen nach 13 Partien mit mageren 17 Punkten nur auf Rang 10 - der ersehnte Bundesliga ist da ganz weit weg.
In einer Mischung aus Frust und Trotz verspricht Eckertdamals: "Wenn der Club jetzt noch die Relegation erreicht, fahre ich zum Auswärtsspiel mit dem Fahrrad." Und tatsächlich. Die Weiler-Truppe bläst zur Aufholjagd, bleibt 18 Partien ungeschlagen und klettert noch auf Rang 3.
Schon Anfang Mai ist dem Club der 3. Platz nicht mehr zu nehmen. Wettschulden sind Ehrenschulden, also bereitet sich Heiko Eckert auf seine Rad-Tour vor. Doch in welche Ecke Deutschlands diese führen sollte, entscheidet sich erst am Pfingstsamstag. Stuttgart, Bremen oder Frankfurt lauten bis dahin die potenziellen Ziele. Glück für den Kulmbacher, dass Bremen mit dem Goldenen Tor in der 88. Minute gegen Frankfurt den Kopf noch aus der Relegations-Schlinge zieht. Der Leiter des Aldi-Marktes in Mainleus sagt: "Sonst hätte ich schon am Sonntag Richtung Bremen starten müssen." Etwa 500 Kilometer wären da auf ihn in vier Tagen zugekommen. Der ehemalige Fußballer des BSC Kulmbach ist zwar ausdauernd, hat aber in diesem Jahr nur wenige Radkilometer in den Beinen.
Nicht am Main entlang
Eine Tour nach Frankfurt ist da schon weitaus weniger stressig. Los geht es am Pfingstmontag. Allerdings nicht auf der wohl vermeintlich leichtesten Route am Main entlang (Eckert: "Die Strecke auf dem Main-Radweg nach Frankfurt ist länger, weil man die ganzen Flussschleifen fahren muss"), sondern über Burgkunstadt, Bad Königshofen und Bad Neustadt an der Saale bis nach Schönau an der Brend im Rhön-Grabfeld-Kreis. Die Tour hat Eckert mit seinem Kumpel Oliver Müller ausbaldowert, der ihn auch auf den ersten 50 Kilometern begleitet und ihm dann sein Rad-Navi überlässt. Am Ende der ersten Etappe stehen 129 Kilometer auf dem Tacho. "Die Strecke war sehr schön, ich bin meist auf Radwegen gefahren", berichtet Heiko Eckert. Die zweite Etappe durch die Rhön ist da schon anstrengender. 1500 Höhenmeter muss Heiko Eckert auf den 112 Kilometern bis Hungen bewältigen. "Das zieht ganz schön Kraft aus den Beinen", sagt er. Am dritten Tag steht nur eine Halbtagesetappe über 60 Kilometer bis zu einem ehemaligen Blaicher Fußballkameraden Timo Hühnlein in Waldsolms nördlich von Frankfurt. "Da habe ich alle Windräder Hessens gesehen", berichtet Heiko Eckert.
Und dann passiert es - Heiko Eckert wird plötzlich aus der Luft angegriffen. "Ein Greifvogel ist im Sinkflug auf mich zugeflogen. Da erschrickt man richtig, weil man nie und nimmer mit so etwas rechnet", erzählt Eckert. Wohl nur, weil der radelnde Club-Fan laut schreit, dreht der Vogel kurz vor seinem Helm ab. Doch der Greifvogel gibt nicht auf und greif noch einmal an. "Da habe ich vor Schrecken eine Vollbremsung hingelegt und hätte mich beinahe überschlagen", sagt Eckert. Ob es wohl der Eintracht-Adler auf Sturzflug war, das Wappentier der Frankfurter?
Am Spieltag selbst stehen noch knapp 80 Kilometer bis zum Frankfurter Waldstadion auf dem Programm. Eine weniger reizvolle Strecke, quer durch die Frankfurter Innenstadt. Drei Stunden vor dem Spiel bekommt der Kulmbacher die ersehnte Eintrittskarte, um die das FCN-Mitglied lange kämpfen musste: "Ich habe den Fan-Betreuer mit E-Mails so lange genervt, bis er mir eine gegeben hat."
Im Relegationsspiel begeistern Eckert vor allem die Atmosphäre, die Spannung und das Ergebnis - "das Spiel selber war nicht so berauschend". Frankfurt habe "ganz schön gedrückt", das 1:1 sieht der Kulmbacher dennoch als ein gerechtes Ergebnis.