Spitalkirche in Kulmbach wird zum magischen Raum
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Donnerstag, 27. November 2014
Mit ihrem Programm "Lobgesang und Harfenspiel" haben Alena-Maria Stolle und Julia Pritz beim zweiten Konzert der 30. Kulmbacher Kirchenmusiktage einen besonderen Akzent gesetzt. Die Wahl-Thüringerinnen schöpfen aus einem reichen Erfahrungsschatz.
Melancholische November-Stimmung zwischen Totensonntag und erstem Advent: Mit dem Programm "Lobgesang und Harfenspiel" haben zwei herausragende Musikerinnen ihr Publikum am Mittwochabend in der Spitalkirche im Rahmen der 30. Kulmbacher Kirchenmusiktage zu einem eindrucksvollen Dialog zwischen Harfe und Sopranstimme eingeladen. Lyrisch, stimmungsvoll und vielseitig präsentierte Alena-Maria Stolle aus Leipzig und Julia Priz aus Wetzlar Lieder, Arien und Instrumentalkompositionen der verschiedensten Epochen und aus den unterschiedlichsten Ländern.
Die Wahl-Thüringerinnen haben sich beim Musikstudium in Weimar kennengelernt. Sopranistin Alena-Maria Stolle, Bayreuther Wagnerstipendiatin 1997, kann bereits auf feste Engagements und Gastverträge am Nationaltheater Weimar, an der Oper Leipzig und der Semperoper Dresden verweisen.
Die Lieder und Arien des Kulmbacher Programms, die vom Barock über Klassik und Romantik bis ins 20.
Programm in fünf Sprachen
Aber auch die vielen nicht so bekannten Lieder wie Christoph Willibald Glucks "Sommernacht" nach dem Gedicht von Friedrich Gottlieb Klopstock gestaltet Stolle fabelhaft mit ihrem kernigen und fülligem Sopran. Fünf Mal wechselt sie innerhalb des Programms die Sprache und singt auf italienisch, englisch, französisch , russisch und deutsch.
Harfenistin Julia Pritz musiziert unter anderem in der Thüringenphilharmonie Gotha-Suhl, in der Mannheimer Bläserphilharmonie oder bei den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt. Wenn sie Georg Friedrich Händels anspruchsvolles dreisätziges Konzert für Harfe B-Dur (HWV 294) bravourös aufführt und dabei die Melodieführung dynamisch sorgsam hervorhebt, wird die kleine Spitalkirche zum magischen Raum.
Bei den Liedern und Arien ist die Instrumentalistin viel mehr als eine Begleiterin. Etwa in den mysteriösen und selten aufgeführten Songs "Lemady", "The False night upon the road" und "David of the white rock" von Benjamin Britten setzt sie durchwegs eigene Akzente an ihrem Instrument. Besonders bei den Kompositionen Brittens geht der Harfenpart weit über die Begleitfunktion hinaus, während Alena Maria Stolle zwischen den verschiedensten Schattierungen wechselt und dabei unterschiedliche Stimmungen wie Trauer, Hoffnung oder Glück glaubhaft verkörpert.
Mit Mozarts textverständlich gesungenem Lied "Abendempfindung" nach dem Dichter Johann Heinrich Campe, Edvard Griegs ergreifendem wie bekanntem "Solveigs Lied" und Vincenco Bellinis Weihnachtslied "Angiol die pace" geht das etwa 75 Minuten dauernde Programm zu Ende.
am Freitag weiteres Konzert
Dekanatskantor Ingo Hahn und seine Kirchenmusiktage haben damit wieder einmal einen ganz besonderen Akzent gesetzt. Das nächste Konzert im Rahmen der Kirchenmusiktage findet am Freitag um 20 Uhr in der Spitalkirche statt. Vorweihnachtliche Lieder und Texte präsentieren Sängerin Ann-Kathrin Schneider und das Ensemble Klez´amore aus Würzburg.
Schlusspunkt und zugleich Höhepunkt der Kirchenmusiktage wird Händels "Messias" am Sonntag, 30. November, um 17 Uhr in der St.-Petri-Kirche sein.