Druckartikel: Spiel mit Masse, Form und Farben

Spiel mit Masse, Form und Farben


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 12. Februar 2015

Sieben Mitglieder des Kulmbacher Kunstvereins präsentieren im Badhaus und in der Oberen Stadtgalerie eine sehenswerte Ausstellung. Die vielfältige Werkschau vereint Lustiges, Kritisches und Extravagantes rund um das Thema "Opulent" und ist bis 6. April zu sehen.
Letzte Vorbereitungen für die Ausstellung: Mit leuchtenden Farben gibt Bildhauer Peter May in seinem Atelier in Heiligenstadt seiner verträumten Marmorlady mit Schlauchboot den letzten Schliff. Foto: Dagmar Besand


Die Lady aus Marmor hat entschieden ein paar Pfund zu viel auf den Rippen, aber ihre Schönheit schmälert das nicht. Im Gegenteil: Sie hat Witz, Charme und Anmut. Zu schwer für ihr quietschbuntes Schlauchboot, wird sie unweigerlich versinken, nicht ohne sich in letzter Sekunde noch einmal das Höschen ihres knappen Bikinis zurecht zu zupfen - so viel Zeit muss sein!

Die Figur ist eine von vielen Arbeiten des Bildhauers Peter May, der gemeinsam mit sechs Künstlerkollegen seine Werke bei der aktuellen Ausstellung des Kunstvereins präsentiert. Dicht umlagert waren bei der Vernissage am Mittwochabend seine üppigen Damen aus Stein und Holz, die jedem Betrachter ein Lächeln ins Gesicht zaubern. "Ich mag den Witz, der sich aus dem Spiel mit Form und Masse entwickelt, aus der Auflösung scheinbarer Widersprüche und aus dem Kontrast zwischen der Schwere des Materials und der schwebenden Leichtigkeit in der Bewegung", sagt Peter May.

Diesen Aspekt betont auch Laudatorin Cornelia Morsch, stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins: "Glücklich kann der die Ausstellung verlassen, dem der selige Ausdruck auf den Gesichtern der Damen in Erinnerung bleibt."


Könner mit hohem Anspruch


"Opulent!" heißt das Thema, und es ist nicht nur für den Bildhauer wie geschaffen, sondern auch für die Malerin Charlotte von Elm. Ihre Torten lassen dem Betrachter das Wasser im Mundes zusammenlaufen. "Sogar ihren künstlerischen Strich könnte man als sahnig bezeichnen", so Morsch. Eine eigens für die Ausstellung geschaffene kulinarische Verführung, die sich nicht auf die Hüften legt.

Der Kunstverein hat viele angesehene Künstler in seinen Reihen und punktet mit Vielfalt und hohem Qualitätsanspruch. Mit viel Humor geht Barbara Mäder-Ruff in ihren Kaltnadelradierungen menschlichen und tierischen Befindlichkeiten auf den Grund, während Andrea Wunderlichs Kalligraphien durch Präzision und feine Ästhetik faszinieren. Bildcollagen und Acrylbilder von Peter Schoppel, Aktfotografien von Wolfgang Hiob und skurrile Kleidung von Edina Thern fügen dem Thema viele weitere sehenswerte Facetten hinzu.

Der kontrastreiche Mix ließ die zahlreichen Gäste ein wenig länger als üblich in den Ausstellungsräumen verweilen - viele in lebhafte Diskussionen vertieft, andere in stille Betrachtung versunken, alle jedoch voller Bewunderung für die Arbeit der sieben Kunstschaffenden.

Das freut Vorsitzenden Karl-Heinz Greim ebenso wie Stadträtin Doris Stein. Kunst macht nicht nur glücklich, sondern auch viel Arbeit, und so dankten beide den Künstlern und Organisatoren für ihren Einsatz.


Ein Thema mit vielschichtigen Interpretationen


Zauberhaft Schweres leicht erscheinen lassen, diese Kunst beherrscht Bildhauer Peter May aus Heiligenstadt.

Verführerisch Üppige Schlemmereien fürs Auge, lebensfroh und voller Kraft: Charlotte von Elms Gemälde sind leckeres Seelenfutter.

Sinnlich Ästhetisch komponiert sind die Akt-Fotografien von Wolfgang Hiob, der weib liche Erotik in Szene setzt.

Elegant Andrea Wunderlich aus Goldkronach ist die Meisterin der eleganten Buchstaben. Opulenz zeigen ihre Kalligraphie-Exponate rein materiell in einer Blattgold-Serie.

Wild Hoch her geht es in den Radierungen von Barbara Mäder-Ruff aus Lonnerstadt mit opulentem Strich.

Beobachtend Er zähmt die Fülle: Typisch für die Arbeiten des Malers Peter Schoppel aus Gundelsheim sind die Rasterungen, die sich über den ganzen Bildraum ziehen und nur in Aussparungen das eigentliche Objekt durchblicken lassen.

Frech Opulenz kann auch "das kleine Schwarze" zeigen. Edina Thern aus Presseck schafft skurrile Kleider aus Abfällen, die zum Nachdenken über das Konsumverhalten anregen.

Stilvoll Ulrike Gossel (Cello) und Neli Lancheva (Bratsche) bescherten den Vernissage-Gästen musikalische Opulenz.


Öffnungszeiten


Ausstellung Die Arbeiten sind bis 6. April zu sehen. Das Historische Badhaus im Oberhacken ist Freitag bis Sonntag, die Obere Stadtgalerie in der Oberen Stadt Samstag und Sonntag geöffnet, beide jeweils von 13 bis 17 Uhr.