Druckartikel: SPD-Kandidat in Neuenmarkt gegen große Koalition

SPD-Kandidat in Neuenmarkt gegen große Koalition


Autor: Werner Reißaus

Neuenmarkt, Sonntag, 08. Januar 2017

Thomas Bauske will für eine SPD-geführte Bundesregierung kämpfen und nennt die Union "völlig zerstrittenen".
Dreikönigstreffen der SPD in Neuenmarkt - von nlinhks: MdL Klaus Adelt, Bundestagskandidat Thomas Bauske und Landtagsvizepräsidentin Inge Aures. Foto: Werner Reißaus


Er will sich voll reinhängen, und er will dafür kämpfen, dass es nicht noch mal eine große Koalition gibt, sondern eine SPD-geführte Bundesregierung: SPD-Bundestagskandidat Thomas Bauske gab sich kämpferisch beim Dreikönigstreffen des SPD-Kreisverbands im Gemeindesaal Neuenmarkt und rief die Genossen dazu auf: "Runter vom Sofa, der Wahlkampf beginnt! Keiner hat gesagt, dass dieser Wahlkampf leicht wird, aber es lohnt sich, für die Ziele der Sozialdemokratie zu kämpfen."


"Unser Kernthema"

Mit der "völlig zerstrittenen Union" sei keine Politik der sozialen Gerechtigkeit zu machen, sagte der 44-jährige Bayreuther Lehrer. "Das ist unser Kernthema, das dürfen wir uns nicht wegnehmen lassen." Die SPD werde Krippen, Kitas, Horte und Ganztagsschulen ausbauen und den Unterhaltsvorschuss weiter verbessern. Alle Kinder sollen in materieller Sicherheit aufwachsen. Bauske: "Wir Sozialdemokraten sind von Natur aus die Schutzmacht der kleinen Leute."

Er will sich vor allem starkmachen für eine gerechte Rente: "Dass keiner mehr Angst haben muss vor Armut im Alter. Es ist jetzt die Aufgabe der Politik, eine ausreichende Alterssicherung bei einem vertretbaren Beitragsaufwand zu gewährleisten. Wir brauchen eine gesetzliche Rentenversicherung, die leistungs- und anpassungsfähig ist."


Frauenberufe aufwerten

Erklärtes Ziel sei ferner, dass Männer und Frauen bei gleicher Arbeit auch den gleichen Lohn erhalten. Bauske: "Es ist ein Unding, dass wir über diesen Sachverhalt heute noch diskutieren müssen." Die SPD wolle klassische Frauenberufe wie Erzieherin oder Altenpflegerin aufwerten und das Schulgeld abschaffen. "Wer einen sozialen Beruf ergreift, soll gerecht entlohnt werden." Bildung müsse von der Kita bis zur Hochschule kostenfrei sein.
Steuersenkungen mit der Gießkanne für alle seien mit ihm nicht zu machen, so Bauske. Entlastet werden müssten diejenigen, die es auch nötig haben: Familien, Alleinerziehende und Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen. "Besonders hohe Einkommen und Vermögen müssen mehr zum Allgemeinwohl beitragen."

Der Ausgang der Bundestagswahl wird nach Bauskes Ansicht über den weiteren Weg der Bundesrepublik mitentscheiden: "Deutschland ist ein starkes Land, wirtschaftlich erfolgreich, sozial sicher und ökologisch nachhaltig. Es gibt auch bei uns Probleme und soziale Ungerechtigkeiten. Aber diese können wir lösen."


Aures wie ein ICE

Der SPD-Kandidat dankte der SPD-Kreisvorsitzenden und Landtagsvizepräsidentin Inge Aures, sich für seinen Wahlkampf als "Wahlkampflokomotive" zur Verfügung zu stellen. "Du legst ein Tempo wie ein ICE vor, da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen", so Bauske.

Mit dem Landtagsabgeordneten Klaus Adelt aus Selbitz hatte der SPD-Kreisverband einen zweiten Redner verpflichtet. Er blickte unter anderem auf ein Jahr des Terrors zurück.


Adelt: "Unsägliches Jahr"

Adelt bezeichnete 2016 als ein "unsägliches Jahr". Auf viele Ereignisse hätte man gerne verzichten können. Unter anderem kam er auf die Terroranschläge zu sprechen: "Die Türkei war einmal eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Und heute?" Der Terror gehöre mittlerweile in vielen Ländern schon zum Alltag - siehe die Attentate von Paris, Brüssel und jetzt Berlin. Adelt: "Der Terror ist nicht nur eine tragische traurige Episode aus der Tagesschau. Er ist auch bei uns angekommen."

Adelt bedauerte, dass sich das gesellschaftliche Klima verschlechtert habe - einhergehend mit einem Aufstieg des Rechtspopulismus. Ähnliche Trends gebe es aber nicht nur in Deutschland. So seien Polen und Ungarn dabei, in die Diktatur abzudriften. In den Vereinigten Staaten sei mit Donald Trump ein rechtspopulistischer, unberechenbarer Milliardär zum Präsidenten gewählt worden. Großbritannien trete aus der EU aus, und in Österreich sei gerade noch ein rechtspopulistischer Bundespräsident verhindert worden. Wichtig sei es deshalb, bei Integration und innerer Sicherheit keine Fehler zu machen.


Attacke gegen CSU

Der SPD-Landespolitiker forderte, zur Stärkung des ländlichen Raums und der Daseinsvorsorge den Regionen mehr Verantwortung zu übertragen. Adelt: "Das wird die CSU-Staatsregierung aber nicht machen, weil Minister Markus Söder nicht mehr persönlich jeden Förderbescheid übergeben und Heimatempfänge, Breitbandempfänge oder Kommunalempfänge auf Kosten des Steuerzahlers veranstalten könnte."

Mit dem langjährigen SPD-Ortsvereinsvorsitzenden und Gemeinderat Alfred Faßold wurde beim Dreikönigstreffen in Neuenmarkt ein verdienter Sozialdemokrat mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet. Die SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsvizepräsidentin Inge Aures überreichte die Auszeichnung und ging auf Faßolds Lebensleistung ein.


Faßold beschert SPD große Erfolge

Der gebürtige Trumsdorfer, der seit 1986 als Lehrer an der Staatlichen Berufsschule Bayreuth tätig ist, trat Aures zufolge 1989 in die SPD ein und ist seit 1996 im Gemeinderat Neuenmarkt vertreten. Von 1998 bis 2014 habe er das Amt des SPD-Ortsvorsitzenden übernommen und in seiner politischen Arbeit einige Akzente gesetzt. Neben der Organisation des jährlichen Dreikönigstreffens des SPD-Kreisverbandes kümmere er sich um die Ausgestaltung der Seniorennachmittage im Gemeindesaal. Faßold habe, so Aures weiter, zwei Kommunalwahlkämpfe geführt - mit großem Erfolg für die SPD-Offene Liste, die nicht nur den Bürgermeister stellte, sondern auch jeweils die absolute Mehrheit im Gemeinderat erreichte. Im Mitteilungsblatt "Neuenmarkter Perspektiven" liefere Faßold darüber hinaus viele Textbeiträge und gelte als ein Befürworter der erneuerbaren Energien.