Sparkasse Kulmbach-Kronach weist schwere Vorwürfe zurück
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Dienstag, 07. Juni 2016
Die Sparkasse hortet Gewinne, statt sie an die Träger auszuschütten, kritisiert das Bürgerforum Landsberg. Die Sparkasse weist den Vorwurf zurück.
Horten die Sparkassen ihr Geld, bilden sie lieber Rücklagen, statt Gewinne an die Träger - Landkreise, Städte und Gemeinden - auszuschütten? Geld, mit dem Krankenhaus-Defizite abgebaut, Sozialwohnungen geschaffen werden könnten. Geld, das den Bürgern zugute käme. Es sind schwere Vorwürfe, die das Bürgerforum Landsberg am Lech erhebt, das das Sparkassensystem kritisch unter die Lupe nimmt und auch in Kulmbach gravierende Mängel ausgemacht haben will.
Die Sparkasse Kulmbach-Kronach komme ihrem "Quasi-Zwang" zur Gewinnausschüttung nicht nach. Das Kreditinstitut hätte beispielsweise im Geschäftsjahr 2014 mit Blick auf die vorhandenen Eigenmittel eine Millionen Euro abführen können, hat der Sprecher des Bürgerforums, Rainer Gottwald, berechnet. Das Geld sei aber zu großen Teilen in Rücklagen geflossen, was nicht erforderlich gewesen wäre, so Gottwald, ein gelernter Banker.
"Fehlerhaft, tendenziös"
Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Klaus-Jürgen Scherr sowie die Verwaltungsrat-Vorsitzenden Landrat Klaus Peter Söllner (FW) und OB Henry Schramm (CSU) weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Scherr spricht von Halbwahrheiten, mit denen Rainer Gottwald argumentiere. Er gehe methodisch falsch, fehlerhaft, tendenziös und vergangenheitsorientiert vor. Unvollständig und falsch, weil von ihm vernachlässigt werde, dass nicht nur regulatorische Anforderungen an das Mindestkapital gestellt werden, sondern man auch das Risikomanagement und die Kapitalplanungsprozesse im Blick haben müsse. "Gottwald hat nicht die Übersicht, kommt zu falschen Schlüssen."Da mit der nächsten Krise zu rechnen sei, verlangten die Aufsichtsbehörden, dass ein Risikopuffer geschaffen, das Eigenkapital gestärkt werde. Das Bürgerforum lasse auch die Tatsache außen vor, dass es zu Kapitalzuschlägen für alle Institute, etwa für Zinsänderungsrisiken, kommen werde, "die das interne Kapital weiter schmälern werden".
Man könne Gewinne ausschütten oder aus versteuerten Gewinnen das Eigenkapital stärken. Die Sparkasse Kulmbach-Kronach habe sich für letztere Variante entschieden. "Wir brauchen jeden Cent. Würden wir jetzt ausschütten, würde unser Eigenkapital 2020 nicht reihen. Wir hätten dann ein zu geringes Risikokapital."
"Wäre existenzgefährdend"
Es sei das Ziel, weiter zu wachsen, sich zukunftsfähig aufzustellen und selbständig zu bleiben, so Scherr. Eine Abführung an die Gewährträger wäre in der jetzigen Situation kontraproduktiv und existenzgefährdend. Der Verwaltungsrat habe über die Verwendung des Überschusses entschieden, das Vorgehen sei von der Aufsicht geprüft.Auch für Landrat Klaus Peter Söllner ist es folgerichtig, dass die Sparkasse ihre Eigenkapitalquote erhöht, um sich für die Zukunft zu wappnen. "Denn warum ist es denn zur Finanzkrise gekommen? Weil Banken zu wenig Eigenkapital hatten." Gottwalds Vorwurf, dass es aufgrund einer engen Verzahnung zwischen Verwaltungsräten und Sparkassen-Vorständen sowie einer mangelnden Fachkompetenz der Kommunalpolitiker im Gremium zu einer "Atmosphäre des Einvernehmens" komme, weist er zurück. Es werde alles kritisch hinterfragt.
Das Bürgerforum erklärt, dass jeder Träger vor der geplanten Erhöhung von Gebühren und Abgaben gründlich prüfen müsse, ob nicht die Sparkasse Gewinne abführen kann. Wer das nicht mache, verstoße gegen die Gemeindeordnung. Von einem Verstoß gegen die Gemeindeordnung könne nicht die Rede sein, sagt Söllner. Dass sich die Träger Geld entgehen ließen, will er als Argument für eine Gewinnausschüttung nicht gelten lassen. "Die Sparkasse gibt im Jahr 500 000 Euro an Spenden aus. Würde sie Gewinne ausschütten, würde sie das wohl nicht mehr machen."
"Keine weitere Fusion"
Dass es sich bei einer Gewinnausschüttung um einen "bescheidenen Betrag" handeln würde, den die Stadt bekäme, macht Oberbürgermeister Henry Schramm deutlich. Der Verwaltungsrat trage die Stärkung des Eigenkapitals mit. "Wir wollen eine starke Bank, die zu keiner Fusion gezwungen ist. Wir haben ein hervorragendes Haus. Das sollten wir nicht vergessen." Das Vorgehen sei auch durch das Innenministerium gedeckt. "Sollte es rechtlich eine andere Vorgabe geben, werden wir reagieren."Rainer Gottwald blickt gespannt auf die Verwaltungsratssitzung im Juni, bei der über die Gewinnausschüttung 2015 entschieden werde. Er hofft, dass künftig an die Träger Geld fließt, und er ist zuversichtlich. Er habe den Eindruck gewonnen, "dass die Antihaltung bröckelt".